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Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Eedaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
Anhalt.
Abhandlung: Kritische Streifzüge auf dem Gebiet der Aesthetik. Schein Kunstkritik: Ausstellung des berliner Künstlervereins.
und Täuschung in der Kunst. (Forts.) Kunstlilcratur: liebersicht über die neuerdings zur Besprechung eingesandten
Korrespondenzen: P Düsseldorf, am 10. Juli. (Miutrop's Tod re.)— Werke der Kunstlitcratur. — Geschichte der griechischen Plastik re., von
k. Prag, int Mai. (Kunstausstellung. Forts.) I. Overbeck.— RheinlandS'Baudcnkmale des Mittelalters re., Hrsg.
Kunst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Dresden, Köln, Paris, von Dr. Fr. Bock.
Brüssel, London, Triest, Rom. Bricslasten.
Kritische Streifzüge auf dem Hebiet der Uesthetik.
Schein und Täuschung in der Kunst.
Vortrag, gehalten in der Philosophischen Gesellschaft von Dr. Max Schasler.
(Fortsetzung.)
9. Der Schein in der Kunst.
enn ich auf jene Aeußerung Vischer's, daß
„das Schöne ein Schein und hinter diesem
Schein eine Wahrheit" sei, hier noch einmal
zurücklomme, so geschieht dies nur, weil sich
daran am bequemsten die Betrachtung über
die in der Ueberschrift ausgedrückte Frage
anknüpfen läßt. Auch diese Aeußerung näm-
lich ist unphilosophisch. Durch das Wort
„hinter" wird eine Differenz zwischen Schein und Wahrheit
gesetzt, während das Schöne vielmehr die Aufhebung dieser
Differenz, d. h. die völlige und unbedingte Einheit und gegen-
seitige Durchdringung von Idee und Gestaltung ist. Im Schönen
ist alles Gestaltete ideell und alles Ideelle gestaltet. Dies eben
ist sein Wesen, daß Nichts weder nach der einen noch nach
der anderen Seite hin überragt. Unphiloscphisch ist deshalb
Motto: Der Schein, was ist er, wenn das Wesen fehlt?
Das Wesen, war' es, wenn es nicht erschiene?
(Goethe.)
dieser Ausdruck Vischer's, weil hier die „Wahrheit" nicht als
Idee, sondern als Begriff gefaßt ist. Der Begriff, d. h. die
logische Wahrheit, bleibt allerdings dahinter, allein mit dem
„Begriff" als solchem hat das Schöne nichts zu thun, sondern
nur, sofern er Idee, substanzieller Inhalt der konkreten Er-
scheinung ist. So gefaßt, ist er aber nicht mehr „hinter" der Er-
scheinung, sondern geht völlig in ihr auf. Strenggenommen —
und muß man es in der wissenschaftlichen Aesthetik mit so wichti-
gen Bestimmungen nicht streng nehmen? — würde aus Vischer's
Bemerkung Dies folgen, daß das Schöne selber gegen die Idee
sich nur als Schein verhalte, d. h. seine eigne Unwahrheit
sei, somit unschön. Damit widerspräche es sich selbst. Zwar
begründet sich auf solcher Negativität der Begriff des „Häß-
lichen", denn dieses ist das Herabsetzen der Idee zum Schein
gegen sich selbst oder zur Unwahrheit des Gestalteten gegen die
Idee; aber dies anzudeuten ist Bischer so weit entfernt, daß
er vielmehr überhaupt den Begriff des Häßlichen als der Ne-
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Anhalt.
Abhandlung: Kritische Streifzüge auf dem Gebiet der Aesthetik. Schein Kunstkritik: Ausstellung des berliner Künstlervereins.
und Täuschung in der Kunst. (Forts.) Kunstlilcratur: liebersicht über die neuerdings zur Besprechung eingesandten
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k. Prag, int Mai. (Kunstausstellung. Forts.) I. Overbeck.— RheinlandS'Baudcnkmale des Mittelalters re., Hrsg.
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Schein und Täuschung in der Kunst.
Vortrag, gehalten in der Philosophischen Gesellschaft von Dr. Max Schasler.
(Fortsetzung.)
9. Der Schein in der Kunst.
enn ich auf jene Aeußerung Vischer's, daß
„das Schöne ein Schein und hinter diesem
Schein eine Wahrheit" sei, hier noch einmal
zurücklomme, so geschieht dies nur, weil sich
daran am bequemsten die Betrachtung über
die in der Ueberschrift ausgedrückte Frage
anknüpfen läßt. Auch diese Aeußerung näm-
lich ist unphilosophisch. Durch das Wort
„hinter" wird eine Differenz zwischen Schein und Wahrheit
gesetzt, während das Schöne vielmehr die Aufhebung dieser
Differenz, d. h. die völlige und unbedingte Einheit und gegen-
seitige Durchdringung von Idee und Gestaltung ist. Im Schönen
ist alles Gestaltete ideell und alles Ideelle gestaltet. Dies eben
ist sein Wesen, daß Nichts weder nach der einen noch nach
der anderen Seite hin überragt. Unphiloscphisch ist deshalb
Motto: Der Schein, was ist er, wenn das Wesen fehlt?
Das Wesen, war' es, wenn es nicht erschiene?
(Goethe.)
dieser Ausdruck Vischer's, weil hier die „Wahrheit" nicht als
Idee, sondern als Begriff gefaßt ist. Der Begriff, d. h. die
logische Wahrheit, bleibt allerdings dahinter, allein mit dem
„Begriff" als solchem hat das Schöne nichts zu thun, sondern
nur, sofern er Idee, substanzieller Inhalt der konkreten Er-
scheinung ist. So gefaßt, ist er aber nicht mehr „hinter" der Er-
scheinung, sondern geht völlig in ihr auf. Strenggenommen —
und muß man es in der wissenschaftlichen Aesthetik mit so wichti-
gen Bestimmungen nicht streng nehmen? — würde aus Vischer's
Bemerkung Dies folgen, daß das Schöne selber gegen die Idee
sich nur als Schein verhalte, d. h. seine eigne Unwahrheit
sei, somit unschön. Damit widerspräche es sich selbst. Zwar
begründet sich auf solcher Negativität der Begriff des „Häß-
lichen", denn dieses ist das Herabsetzen der Idee zum Schein
gegen sich selbst oder zur Unwahrheit des Gestalteten gegen die
Idee; aber dies anzudeuten ist Bischer so weit entfernt, daß
er vielmehr überhaupt den Begriff des Häßlichen als der Ne-