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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0097

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Anhalt.

Abhandlung: Kritische Streifzüge auf dem Gebiet der Aesthetik. II. Die Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Düsseldorf, Köln, Hamburg,

verschiedenen ästhetischen Standpunkte in der Kunstwissenschaft. (Forts.) Wien, Turin, Rom, London.

Korrespondenzen: K. Düsseldorf, Anfang März. (Ausstellung bei Bis- Kunstkritik: Ausstellung des Kunstvereins.

meyer & Kraus u. f. f.) □ St. Petersburg, im Februar. (Wieder- Album: Natur und Dichtung. Deutsche Lieder mit Zeichnungen von Gustav

berufung des Biceprästdenten :c. Forts.) ■— tu Rom, Ende Januar. Cloß und Ruff. (Mit Illustration.)

(Einfluß des Koncils auf die religiöse Malerei u. s. f. Schluß.) Allgemeines Ausstcllungs-Programm der mitteleuropäischen Kunst-Vereine.

Kritische Streifzüge auf dem Hebiet der Uesthetik.

II. Die vrrschiedrneii ästhetischen Standpunkte in der Lunstwilfrnschaft.

(Fortsetzung.)

4. Iie wissenschaflliihc Aesthetik.

(Fortsetzung.)

ie natürliche Konsequenz solcher Ge-
sinnung — nämlich oberflächlich
über die Leistungen großer Geister
der Vergangenheit hinzureden —
ist dann andererseits eine um so
größereZurückhaltung bei derBe-
urtheilung der Leistungen der Gegenwart. Gegen
die Lebenden verfährt daher Herr Lotze mit um
so größerer Vorsicht und Courtoisie, oder befolgt,
wo er fürchtet, allzu sehr dabei mit sich in Wider-
spruch zu gerathen, auch wohl den bekannten
Spruch: „Reden ist Silber, aber Schweigen
^ ist Gold!" Man höre z. B., wie er über Bischer
spricht, von dem man doch wohl denken sollte,
daß er in einer „Geschichte der Aesthetik in Deutschland" seinen
vollen Platz einzunehmen berechtigt wäre.

Herr Lotze spricht zuerst von der neuen Schule He-
ge l's im Allgemeinen: „Hegel's Schule" — sagt er S. 220

— „ist in der Verfolgung dieser Bestrebungen thätig genug
gewesen; ohne dem Werth ihrer weiteren Leistungen zu nahe
zu treten" (warum nicht, wenn sie nichts taugen?), „muß ich
„mich begnügen, dem eigenen Studium des Lesers zu
„empfehlen" (!), „was der Ausbildung der Wissenschaft förder-
„lich gewesen ist, ohne doch durch entschieden neue Standpunkte
„die allgemeine Grundansichten weiter verändert zu haben". —

Wie? Gehört dies schon wieder nicht zu Ihrem Geschäft
als Geschichtsschreiber der Aesthetik? „Dem eigenen Studium
des Lesers zu empfehlen, was der Ausbildung der Wissenschaft
förderlich gewesen". In der That, eine naive Zumuthung!
Wozu giebt denn der Leser sein Geld aus und wendet seine Zeit
daran, Ihr Buch zu lesen, als um zu erfahren, was in der
Geschichte der Aesthetik „der Ausbildung der Wissenschaft förder-
lich gewesen" sei? Sie könnten ja schließlich die ganze Ge-
schichte dem „eigenen Studium des Lesers empfehlen" — und
wahrhaftig, es wäre vielleicht besser um die Wissenschaft und
um Sie selber als Aesthetiker gewesen, hätten Sie's gethan.

Aber überhaupt, wozu so viel Umstände machen? Denn
was Sie andeuten wollen mit jenen Worten, ist trotz der
 
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