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Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Kedaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
Inhalt.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Leipzig,.Dresden, Wien, Frank-
LXXVIII. Wilhelm Lindenschmit. (Schluß.) surt a. M., Wilhelmshöhe, Toul, Paris, Marseille, Neapel, London.
Korrespondenzen: ch Düsseldorf, den 5. Okiober. (Die Lösung der Kon- Kunstkritik: Die akademische Kunstausstellung. II. Malerei. (Fortsetzung.)
flikie: Entscheidung über den Schülerprotest :c.) 2. Historisches Genre. (Fortsetzung.)
Studien zur Kljarakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.
LXXVIII. Wilhelm Lindenschmit.
(Schluß.)
rankfurts Lebenselemente machen den unter
seiner Bevölkerung herrschenden kühlen Jn-
disferentismus gegenüber Kunst und Künst-
lern wenigstens erklärlich, wenn sie ihn
auch nicht entschuldigen können. Er mag
einem in sich fertigen, auf seiner Bahn
unbeirrt wandelnden Künstler unangenehm,
ja peinlich sein; einem jungen strebsamen
Talente, das sammeln und Vorarbeiten,
empfangene Eindrücke klären wollte, das
sich mit einem Worte in dem Stadium
seiner Ausbildung und Gestaltung befand,
konnte derselbe Jndifferentismus eher nützen
als schaden, weil er es zunächst und fast
ausschließlich auf sich selber anwies, und das erfüllte sich auch
an Lindenschmit. Als er nach München zurückkehrte, war
er bereits in sich gefestigt und fand jetzt in der freundlichen
Aufnahme und schmeichelhaften Theilnahme, welche ihm von
Seiten der Münchener Künstler zu Theil ward, ein lebhaft an-
regendes Motiv, eine kräftige Stütze zum energischen Weiter-
streben auf dem nach reiflicher Erwägung gewählten Wege.
Die erste größere Arbeit, mit welcher Lindenschmit nach
seiner Rückkehr in die Vaterstadt vor das Publikum trat, war
„Luther als Kurrendenschüler im Hause der Frau Cotta um
Brod singend". Es ist wohl ein durch nichts zu rechtfertigen-
der Jrrthum, jedes Bild, in welchem historisch bedeutende Per-
sonen handelnd anftreten und den geistigen Mittelpunkt bilden,
deshalb als historische zu bezeichnen. Der Unterschied zwischen
dem historischen Genre und der eigentlichen Historienmalerei liegt
nicht sowohl in der subjektiven Bedeutung der dargestellten Per-
sonen als in der objektiven Bedeutung der Handlung. Eine
solche Handlung aber läßt sich im fraglichen Bilde nicht finden
und muß dieses jdeshalb als historisches Genrebild betrachtet
werden. Selbst Leys' berühmtes Bild erweist sich von diesem
Standpunkte aus immer noch als zum historischen Genre ge-
hörig, wenn gleich Leys unbestritten seinem Stoff eine höhere
Basis zu geben wußte, indem er uns in seinem Luther den ge-
waltigen Geist ahnen ließ, der aus so dunkler Tiefe zu so
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Kedaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
Inhalt.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Leipzig,.Dresden, Wien, Frank-
LXXVIII. Wilhelm Lindenschmit. (Schluß.) surt a. M., Wilhelmshöhe, Toul, Paris, Marseille, Neapel, London.
Korrespondenzen: ch Düsseldorf, den 5. Okiober. (Die Lösung der Kon- Kunstkritik: Die akademische Kunstausstellung. II. Malerei. (Fortsetzung.)
flikie: Entscheidung über den Schülerprotest :c.) 2. Historisches Genre. (Fortsetzung.)
Studien zur Kljarakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.
LXXVIII. Wilhelm Lindenschmit.
(Schluß.)
rankfurts Lebenselemente machen den unter
seiner Bevölkerung herrschenden kühlen Jn-
disferentismus gegenüber Kunst und Künst-
lern wenigstens erklärlich, wenn sie ihn
auch nicht entschuldigen können. Er mag
einem in sich fertigen, auf seiner Bahn
unbeirrt wandelnden Künstler unangenehm,
ja peinlich sein; einem jungen strebsamen
Talente, das sammeln und Vorarbeiten,
empfangene Eindrücke klären wollte, das
sich mit einem Worte in dem Stadium
seiner Ausbildung und Gestaltung befand,
konnte derselbe Jndifferentismus eher nützen
als schaden, weil er es zunächst und fast
ausschließlich auf sich selber anwies, und das erfüllte sich auch
an Lindenschmit. Als er nach München zurückkehrte, war
er bereits in sich gefestigt und fand jetzt in der freundlichen
Aufnahme und schmeichelhaften Theilnahme, welche ihm von
Seiten der Münchener Künstler zu Theil ward, ein lebhaft an-
regendes Motiv, eine kräftige Stütze zum energischen Weiter-
streben auf dem nach reiflicher Erwägung gewählten Wege.
Die erste größere Arbeit, mit welcher Lindenschmit nach
seiner Rückkehr in die Vaterstadt vor das Publikum trat, war
„Luther als Kurrendenschüler im Hause der Frau Cotta um
Brod singend". Es ist wohl ein durch nichts zu rechtfertigen-
der Jrrthum, jedes Bild, in welchem historisch bedeutende Per-
sonen handelnd anftreten und den geistigen Mittelpunkt bilden,
deshalb als historische zu bezeichnen. Der Unterschied zwischen
dem historischen Genre und der eigentlichen Historienmalerei liegt
nicht sowohl in der subjektiven Bedeutung der dargestellten Per-
sonen als in der objektiven Bedeutung der Handlung. Eine
solche Handlung aber läßt sich im fraglichen Bilde nicht finden
und muß dieses jdeshalb als historisches Genrebild betrachtet
werden. Selbst Leys' berühmtes Bild erweist sich von diesem
Standpunkte aus immer noch als zum historischen Genre ge-
hörig, wenn gleich Leys unbestritten seinem Stoff eine höhere
Basis zu geben wußte, indem er uns in seinem Luther den ge-
waltigen Geist ahnen ließ, der aus so dunkler Tiefe zu so