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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0201

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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Ans. Juni. (Tod des Direktor Blasius rc.) — R. G. Wien, 1. Juni.

LXXVI. August Bischer. (Aus dem Künstlerhause.)

Korrespondenzen: 8 Rom, im Mai. (Ausstellung christlicher Kunst rc.) — Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Dresden, Dllffeldorf, Mün-
k. Prag, im Mai. (Kunstausstellung. Forts.) — Id. Braunschweig, chen, Regensburg, Haag, Paris sc. — Kunst-Institute und - Vereine.

Studien zur Hharakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.

LXXVI. August Vischer.

Bon tz. A. Regnet.

,ugust Vischer ist im Jahr 1822 in der
badischen Pfalz geboren. Sein Vater war
protestantischer Pfarrer und ließ den
Sohn, nachdem er dessen erste Unter-
weisung selbst besorgt, später am Lhceum
und dann am Polytechnikum zu Karls-
ruhe Studien machen. Ursprünglich zum
Lithographen bestimmt, kam er in der
ersten Hälfte der vierziger Jahre nach
München, woselbst damals die Kunst
des Zeichnens auf Stein von Künstlern wieBodmer, Hanf-
staengl, Bo rum, Pilot y u. s. w. zu einem hohen Grade
von Vollkommenheit ausgebildet worden war. Vischer fand
indeß wenig Geschmack an der Sache und trat in Folge dessen
bald an die Akademie über. Aber auch hier war seines Bleibens
nicht, und nach kurzer Frist verließ er nicht blos die Akademie,
sondern auch München und ging den Rhein hinab nach Ant-
werpen, von wo um jene Zeit ein neues Evangelium der Kunst
auch nach Baiern herübergedrungen war.

Die dortigen Verhältnisse sagten Vischer entschieden mehr

zu und er machte unter der Leitung des Akademie-Direktors
Wappers und des Professors Deitmann während der Zeit
seines Aufenthaltes dortselbst 1847 und 1849 höchst erfreuliche
Fortschritte. Mit eisernem Fleiße sich dem Studium der alten
niederländischen Meister widmend, machte er schon damals sein
Auge für die Feinheiten des Kolorites empfänglicher. Nach
einiger Zeit verließ er die Malschule der Akademie und studirte
unter dem, namentlich als tüchtiger Kolorist bekannten Genre-
maler de B lock, der, seinerseits ein Schüler von P. van Huffel
und F. de Brackeleer, das Leben der stamändischen Bauern
in einer recht lebendigen, aber etwas derben Weise zu schildern
versieht und für eines derselben, den „Wahrsager", zum Mit-
glied der königlichen Akademie in Gent ernannt wurde. Da
machten die bekannten Vorgänge im Frühlinge des Jahres 1849
in seiner Heimath Baden dem längeren Aufenthalte des jungen
Künstlers in der belgischen Kunststadt ein ebenso unerwartetes
als unwillkommenes Ende. In Folge des Aufstandes, der immer
größere Dimensionen annahm und mit dem in der benachbarten
bairischen Pfalz dasselbe chimärische Ziel verfolgte, blieben die
zu seinem Unterhalt nöthigen Geldmittel aus, und so sah sich
 
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