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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0089

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I löte* Jahrgang. 1

\ Jfä. 10. |

ÄNStvereim.

Herausgegeben und redigirt von

vr. Max 8chaster.

6. März

1870.

Preis des Journals pro Quartal 1% Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Bedaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Kritische Streifzüge auf dem Gebiet der Aesthetik. II. Die Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Marienburg, Weimar, Bonn,
verschiedenen ästhetischen Standpunkte in der Kunstwissenschaft. (Forts.) München, Wien, Triest, London.

Korrespondenzen: K. Düsseldorf, Mitte Februar. (Ausstellungen von Kunstkritik: Das Augusta-Hospital und seine Kapelle im Jnvalidenpark.

Bismeyer & Kraus und von Schulte. Schluß.) — n. München, im Schluß zu Nr. 6 u. 7.)

Februar. (Karl Millner. Schluß.) — □ @t. Petersburg, im Fe- Ausstellungskalendcr.
bruar. (Wiederberufung des Vicepräsidentcn re. Forts.)

Kritische Streifzüge auf dem chebiet der Aesthetik.

II. Die verschiedenen ästhetischen Ztandpnnkte in der Kunstwissenschaft.

(Fortsetzung.)

4. Pie wissenschaftliche Aesthetik.

(Fortsetzung.)

|ir übergehen die unverantworlich oberfläch-
liche Weise, mit welcher Herr Lotze die
beiden geistigen Grundpfeiler der deutschen
Aesthetik, Winckelmann und Lessing,
abhandelt. Er widmet ihnen im Ganzen
sieben Seiten, und diese füllt er noch dazu
? größtentheils mit einer ganz überflüssigen Pole-
] mik gegen Zimmermaiin über die Frage nach dem
Lessing'schen Begriff des Wohlgefallens. Umge-
kehrt gewährt er verhältnißmäßig unbedeutenden
Detailfragen aus dem technischen Bereich einer einzelnen Kunst
(der Musik nämlich, womit er sich, wie es scheint, vorzugs-
weise beschäftigt hat) den sechsfachen Raum, indem er über
„die Anwendung diskreter Tonstufen", „über die Skala", „über
Tonalität und Tonika", über „homophone und polyphone Musik"
(Alles nach Helmholz) u. s. f.), was gar nicht in eine Ge-
schichte der Aesthetik, am wenigstens in eine, die auf einer

Grundlage von so geringer Breite und Tiefe ruht, wie die hier
besprochene, hineingehört.*)

Aber nicht blos seine.Oberflächlichkeit ist zu rügen, sondern
als natürliche Folge davon — eine völlig falsche Auffassung,
namentlich Winckelmann's. Wir begegnen auch hier wieder,
statt wirklichen Eindringens in den Geist der Winckelmann'-
schen Aesthetik, wozu er nicht einmal den Versuch macht, den
gewöhnlichen stereotypen Redewendungen, wie wir sie schon in

*) S. drittes Buch S. 461—564. Wie kritiklos er übrigens auch hiebei
verfährt, geht schon daraus hervor, daß er bei dem Kapitel „Malerei" die
parallelen Elemente der Farbe, statt sie schon der Konsequenz halber in
gleicher Ausführlichkeit zu entwickeln, hier (im dritten Buch) gar nicht er-
wähnt, sondern sie beide — Ton und Farbe — letztere indeß sehr oberflächlich,
nur im Anschluß an den Ton, dem auch hier ein ganz unnütziger Raum
gewährt wird — natürlich muß wieder Helmholtz vorzugsweise herhalten
— im zweiten Kapitel des zweiten Buchs (abermals auf 30 Seiten) ab-
handelt. Für die Farbe beruft er sich auf Goethe, Unger und Brücke,
ohne bei dem elfteren die wichtigen Resultate der Forschungen Schopen-
hauer's (Ueber das Sehen und die Farben) hinsichtlich der Entstehung und
der Qualitäten der Farbcncmpfindung zu erwähnen.
 
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