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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0138

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von Meisterwerken der altwestphälischen Malerei aus der Mitte
des 15. Jahrhunderts, sowie der Schule von Colmar und der
altholländischen Schule anszeichnet; die Sammlung des verstor-
benen Geheimen Obertribunalsraths Liel, bestehend aus einigen
70 Gemälden der älteren deutschen, niederländischen und fran-
zösischen Schule; die Sammlung des Freiherrn v. Mars es,
vorwaltend Portraitsammlung von Meistern des 17*«* und 18*«*
Jahrhunderts, etwa 140 Stück, aus fast allen Schulen jener
Zeit; die Sammlung des Baron v. Mecklenburg, nament-
lich reich an alten Niederländern; die Sammlung des verstor-
benen Stadtgerichtsraths Naumann, ebenfalls meist Nieder-
länder, daneben auch Italiener und einige Deutsche enthaltend;
die Sammlung des Grafen v. Blankensee mit mehren hun-
dert Gemälden der italienischen, niederländischen und franzö-
sischen Schule; die Sammlung des Baron v. Gröditzberg,
von fast 1000 Nrn.; die Sammlung des Majors v. Wink er -
feldt, ebenfalls meist alte Niederländer enthaltend.

Diesen Sammlungen schließen sich dann noch die weniger
zahlreichen, aber zum Theil sehr ausgewählten Sammlungen des
Baron v. Gärtner, des Or. Haseloff mit l'/2 hundert
Gemälden der italienischen, niederländischen und französischen
Schule, des Generallieutenants v. Peuker mit einer Anzahl
vorzüglicher werthvoller Meisterwerke, darunter ein Leonardo
da Vinci, Guido Reni, van Dyck, ein großes Altar-
gemälde von Lucus Cranach, ein Velasquez rc. sich befin-
den; ferner des Or. Arnstein, Chordirektor Elsler, Assessor
Robert Tornow, Oberceremonienmeister Baron v. Still-
fried-Rattonitz u. a. m. an.

b. Unter den gemischten Sammlungen sind zu erwäh-
nen die, zum Theil ebenfalls nicht mehr existirenden des ver-
storbenen Rechtsanwalt Licht, des verstorbenen Sanitätsrath
Di-. Strahl, des verstorbenen Professor W. Krause, des
verstorbenen Geh. Kommerzienraths Brüstl ein, des Kaufmann
Dannenberg mit etwa V/2 hundert zum Theil sehr bedeu-
tenden Werken der älteren niederländischen und der neueren
deutschen und französischen Schulen; sodann die Sammlung des
Geh. Oberhofbuchdruckers v. Decker, aus welcher ich nur die
Künstlernamen van Dyck, Holbein, Mieris, sowie von den
Neueren: Blechen, Catel, Gudin, Lessing, Riedel,
Schrödter, Karl Sohn, Achenbach, Ed. Meyerheim,
Schirmer nennen will; ferner die Sammlungendes Rentiers
Fränkel, des Dr. Spiker, der Banquiers Hugo und Otto
Brendel, der Banquiers Wilhelm und Fried. Brose,
die sich namentlich durch eine große Zahl von Blechen's,
26 größere Bilder dieses Meisters und 18 Skizzen desselben,
auszeichnet, des Or. Parthey, welche außer einer Reihe in-
teressanter Gemälde aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts auch viele interessante Handzeichnungen, z. B. von
Chodowiecky, Koch, Lavater, Thorwaldsen, Herrn
v. Rumohr, Schnorr, Führich u. s. f. enthält; besonders
die Raczynski'sche Gallerie und die Sammlung des Grafen
v. Redern.

Die Raczynski-Gallerie ist begründet von dem als
feiner Kunstkenner und Verfasser eines gediegenen kunstgeschicht-
lichen Werkes bekannten Grafen von Raczynski, welcher bei der

Zusammenstellung derselben von bestimmten Principien ausgegan-
gen ist; und so bietet sie für das Studium ein ebenso sorgfältig
gewähltes wie lehrreiches Material dar. Die Sammlung zer-
fällt in fünf verschiedene Abtheilungen, deren erste die Cornelius-
Overbeck'sche Kunstrichtung, die zweite die romantische moderne
Malerei der düsseldorfer Schule, die dritte die Werke der italie-
nischen Schulen, die vierte die alten Spanier und Niederländer,
die fünfte die neuere französische und niederländische Malerei
enthält. Diese Eintheilung ist indeß eine rein lokale, daher
auch nicht chronologisch geordnete, und es wird daher für uns
genügen, nur einige Hauptwerke daraus namhaft zu machen.
Wir finden hier zwei der wenigen von Cornelius existirenden
Staffeleigemälde: „Christus in der Vorhölle", und eine „Alle-
gorische Gruppe: Selig sind, die hungern und dürsten nach der
Gerechtigkeit", nach dem für das Camposanto bestimmten Carton;
ferner von Kaulbach die ohne Zweifel nächst seinem „Reinicke
Fuchs" bedeutendste Schöpfung dieses Meisters, nämlich die
blos bis zur Untermalung gediehene großartige Komposition
„Die Hunnenschlacht", bekanntlich später im neuen Museum
in stereochromischer Malerei ausgeführt, aber bei Weitem hier
nicht von so edler und rein künstlerischer Wirkung als jenes
nur in Halbfarbenton durchgeführte Gemälde; außerdem die
Figur der „Sage", eine Wiederholung des ebenfalls im Neuen
Museum ausgeführten Bildes; von Overbeck „Lo sposalizio“,
sodann mehre Werke von Schnorr v. Carolsfeld, Steinle,
B ende mann u. s. f. In der zweiten Abtheilung sind von
besonderem Interesse „Die Söhne Eduards" von Th. Hilde-
brandt, Kaulbach's „Hirtenknabe", Karl Sohn's „Die
Leouoren", sowie mehre schöne Werke von Catel, Blechen,
Ed. Meyerheim, I. Hübner, Schorn, v. Klöber u. s. f.
Aus der dritten und vierten sind besonders die ältesten Werke
der Altitaliener und der Spanier von Interesse, doch würde es
mich zu weit führen, wenn ich hierauf näher eingehen wollte;
in der fünften endlich find die berühmten „Schnitter", das
letzte Werk Leopold Robert's, „Die Pilger in Rom" von
Delaroche, Ary Scheffer's „Almosen" und Poittevin's
„Strandschmuggler" von höchstem Interesse. ,

Die Gallerie des Grafen v. Redern zerfällt ebenfalls
in mehre Abtheilungen. Die eigentliche Bildergallerie, sowie
eine Reihe von Sälen und Zimmern in dem nach dem Platz
gelegenen Flügel des Palais enthält die Gemälde der älteren
Meister, namentlich der italienischen, deutschen, spanischen und
niederländischen Schulen; darunter ein 18 Fuß langes und
8 Fuß hohes Gemälde der venezianischen Schule, den „Raub
der Sabinerinnen" darstellend, sowie verschiedene ausgezeichnete
Werke von Velasquez, Murillo, Ribera, Rubens,
Rembrandt; Tintoretto, Paul Veronese, Maratta;
Lucus Cranach, Albrecht Dürer; ferner von PH. de Cham-
pagne, van der Helft u. s. f. Die neueren Gemälde ver-
theilen sich in den eigentlichen Wohnzimmern; ich erwähne
darunter de Biefve's „Herzog Alba, der Hinrichtung des
Grafen Egmont zuschauend", Ed. Hildebrandt's „Sonnen-
untergang in Madeira", Schiavone's „Ein junges Mädchen
in Trauer", sowie Arbeiten von Verboeckhoven, Lepoitte-
vin, W. Schirmer, L. v. Hagn u. s. f. (Forts, folgt.)
 
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