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Delacroix, Richardson, Tahler, Cantermole, Fiel-
ding u. s. f., endlich eine Anzahl chinesischer Aquarellen auf
Reispapier von hohem Werth hervorzuhehen.
Von Bedeutung sind ferner noch zahlreiche Sammlungen,
welche weniger bekannt sind, wie die des Fräulein Emilie
von Waldenburg, des Generalkonsul Maurer, des Hof-
Agenten Anker, des Rentier Ho üben, des Rentier Mühl-
berg, des Geheimen Kommerzienraths Alexander Mendels-
sohn, sowie seines Bruders des Banquiers Paul Mendels-
sohn, des Kommerzienraths Reichen heim, der Hoflieferanten
Wolf und Benny Gerson u. m. a. Es würde mich zu
weit führen, wollte ich Ihnen dieselben auch nur in ihren Haupt-
umrissen zu charakterisiren versuchen; ich muß mich daher auf
die Anführung von Einzelheiten beschränken. Bei Fräulein
von Waldenburg finden wir z. B. das berühmte Bild Ho-
race Vernet's „Judith mit dem Haupt des Holofernes",
Theod. Hidebrandt's „Die Söhne Eduard's", die „Ernte-
Scene" von Ed. Meherheim, eine „Griechische Landschaft"
von Rottmann, „Die Jungfrau in der Schweiz" von Ca-
lame, „Villa am Comersee" von W. Schirmer u. m. a.,
bei A. Mendelssohn Gemälde von Leop. Robert, Lessing,
Rosenfelder, Ed. Hildebrandt, bei P. Mendelssohn
ein meisterhaftes Werk von Delacroix „Fischermädchen am
Strande", K. Blechen „Ansicht des Klosters von Assisi" rc.,
bei Gerson eine große Zahl bedeutender Werke von Ed. Hilde-
brandt, A. Achenbach, Knaus, Vautier, K. Hübner rc.
Von speciellem Interesse ist eine Sammlung von etwa
70 kleinen Landschaften des wenig bekannten Malers Trippel,
welche der Organist Haupt besitzt; und endlich habe ich noch
am Schluß die erst in neuester Zeit entstandene, aber sich den
bedeutendsten Sammlungen Berlins anschließende Kollection des
Or. Strousberg zu erwähnen, welche derselbe in der prächtig
ausgestatteten Gallerie in seinem neuerbauten Palast in der
Wilhelmsstraße aufgestellt hat. In derselben sind fast alle
bedeutenderen Repräsentanten der französischen und deutschen
Schulen der Gegenwart vertreten. — Vielleicht finde ich Ge-
legenheit, auf einige der hier nur kurz erwähnten Sammlungen,
und namentlich auf die letztgenannte, genauer einzugehen, da
die vorgerückte Zeit dies heute nicht mehr gestattet; und so
schließe ich denn mit der Bemerkung, daß, wenn wir so auf
diesen großen Reichthum von Meisterwerken zurückblicken, welche
die verschiedenen Gemäldesammlungen Berlins umfassen und
von denen hier nur ein dürftiger Ueberblick gewährt werden
konnte, wir wohl mit Recht behaupten dürfen, daß es wenige
Städte geben möchte, in denen die Liebe zur Kunst in solchem
Grade und in dieser Weise gepflegt werde.
Charakteristisch aber für Berlin, namentlich in Hinsicht auf
Paris, London, Petersburg und andere große Städte, möchte
die Beobachtung sein, daß es weniger der „hohe Adel" als viel-
mehr das „verehrungswürdige Publikum", d. h. der fleißige, be-
triebsame und gebildete Mittelstand ist, welchem diese Pflege der
Kunst bei uns übertragen zu sein scheint. M. Sr.
Korrespondenzen.
% Bremen, im März. (Die Kunstausstellung: Por-
traits. Landschaftliches Genre. Landschaft. Forts.) ' Im
Fache der Portraits und der Studienköpfe, die sonst so spärlich auf
unseren Vereinsausstellungen Vorkommen, weil hier die Wahrschein-
lichkeit des Absatzes eine sehr geringe ist, sind diesmal einige vor-
zügliche Leistungen der Wiener Amerling, Neugebauer, Aigner
und Georg Mayer. Der Elftere ist am glänzendsten repräsentirt,
denn sein „Rechtsgelehrter", sein „Mohr" und sein „Damenportrait"
gehören vermöge der geistigen Auffassung zu den gediegensten Leistun-
gen der Ausstellung. Auch das „Portrait des Kardinals Autonelli",
ganze Figur in Lebensgröße, von Neugebauer ist von vorzüglicher
Malerei, kommt aber in sofern kaum in Betracht, als es, bereits
aus dem Jahre 1851 stammend, sein Original nun fast 20 Jahre
jünger darstellt. Hieher gehört auch das interessante „Brustbild der
Mignon" von Fräulein Marie Rohrs in Hannover, das dem neulich
erwähnten Bilde derselben Künstlerin bei Weitem vorzuziehen ist.
Den natürlichen Uebergang zur Landschaft bilden diejenigen Dar-
stellungen, in denen die beiden Momente der menschlichen Figuren
und der sie umgebenden landschaftlichen Scenerie sich die Waage halten.
Die hervorragendsten Leistungen dieser Art sind die Bilder von Epp
und Köckert in München, von Döpler in Weimar, von Theod.
Kaufmann in New-Uork und Herm. Kau ff mann in Hamburg.
— Epp's „Hopfenernte" ist sowohl im landschaftlichen Theile als
in den Figuren, ihrer Gruppirung, Handlung und Färbung ein
äußerst gelungenes Bild, das, nichts weniger als auf Effekt und
äußeren Reiz berechnet, doch stets wieder durch die Naturwahrheit
seiner Gestalten und die Trefflichkeit des Machwerks zu fesseln weiß.
Mehr aus Effekt ist in der Komposition wie in der Beleuchtung
Köckert's „Sonnenwendfeier im bayrischen Gebirge" berechnet, aber
es ist ein erlaubter, weil im Gegenstand begründeter und dabei
wohlthuender Effekt, den die verschiedenen Feuer, das große hellbren-
nende des Vordergrundes und die kleinen Fcuerpunkte in der Ferne
und die musicirenden Figuren im Vordergründe Hervorbringen. —
D öp ler's „Wittwe von Sadowa" fand wegen der Tiefe der Empfin-
dung und Trefflichkeit der Ausführung schon auf mehreren Ausstellun-
gen Anerkennung, aber leider noch immer keine bleibende Stätte,
weil der Gegenstand als solcher den meisten Gemäldeliebhabern kein
angenehmer ist. — Auch die beiden höchst eigenthümlichen Bilder von
Theod. Kaufmann in New-Aork, „Indianer, einen Eisenbahnzug
überfallend" mit der meines Erachtens hier nicht recht passenden
Ueberschrift: „Westward the course of empire takes its way“ und
„Die flüchtenden Negersklaven, der Unionsflagge zueilend" mit der
Ueberschrift: „On children, to liberty“, sind bereits so häufig be-
sprochen, daß ich nur hinzusetzen möchte, wie viel malerischer, wie
viel weniger ängstlich spannend jenes crstere Bild (ein Nachtstück)
wirken würde, wenn der Schienenweg mit seinem Bahnzuge nicht
völlig in gerader Linie, sondern in einer angemessenen Kurve auf
den Beschauer sich richtete. — Unter den vier gegenständlich sehr ver-
schiedenen Bildern des Hamburgers Kau ff mann möchte ich gerade
demjenigen den Vorzug gebe», worin er in einem seiner wahren Ele-
mente, Schnee und Regen, ist: ich meine die Schncelandschaft mit
der Holzfuhre, die von Pferden und Menschen mit großer Mühe eine
Anhöhe hinauf gezogen und geschoben wird. Da sieht und fühlt
man nicht nur das dicke Schneegestöber, sondern auch die volle Na-
turwahrheit in den Anstrengungen der Pferde und der Menschen.
Aber auch die anderen Bilder legen ein beredtes Zeugniß dafür ab,
daß dem Künstler auch die Darstellung der schroffen Felsen und der
grünen Landschaft gelingt.
Delacroix, Richardson, Tahler, Cantermole, Fiel-
ding u. s. f., endlich eine Anzahl chinesischer Aquarellen auf
Reispapier von hohem Werth hervorzuhehen.
Von Bedeutung sind ferner noch zahlreiche Sammlungen,
welche weniger bekannt sind, wie die des Fräulein Emilie
von Waldenburg, des Generalkonsul Maurer, des Hof-
Agenten Anker, des Rentier Ho üben, des Rentier Mühl-
berg, des Geheimen Kommerzienraths Alexander Mendels-
sohn, sowie seines Bruders des Banquiers Paul Mendels-
sohn, des Kommerzienraths Reichen heim, der Hoflieferanten
Wolf und Benny Gerson u. m. a. Es würde mich zu
weit führen, wollte ich Ihnen dieselben auch nur in ihren Haupt-
umrissen zu charakterisiren versuchen; ich muß mich daher auf
die Anführung von Einzelheiten beschränken. Bei Fräulein
von Waldenburg finden wir z. B. das berühmte Bild Ho-
race Vernet's „Judith mit dem Haupt des Holofernes",
Theod. Hidebrandt's „Die Söhne Eduard's", die „Ernte-
Scene" von Ed. Meherheim, eine „Griechische Landschaft"
von Rottmann, „Die Jungfrau in der Schweiz" von Ca-
lame, „Villa am Comersee" von W. Schirmer u. m. a.,
bei A. Mendelssohn Gemälde von Leop. Robert, Lessing,
Rosenfelder, Ed. Hildebrandt, bei P. Mendelssohn
ein meisterhaftes Werk von Delacroix „Fischermädchen am
Strande", K. Blechen „Ansicht des Klosters von Assisi" rc.,
bei Gerson eine große Zahl bedeutender Werke von Ed. Hilde-
brandt, A. Achenbach, Knaus, Vautier, K. Hübner rc.
Von speciellem Interesse ist eine Sammlung von etwa
70 kleinen Landschaften des wenig bekannten Malers Trippel,
welche der Organist Haupt besitzt; und endlich habe ich noch
am Schluß die erst in neuester Zeit entstandene, aber sich den
bedeutendsten Sammlungen Berlins anschließende Kollection des
Or. Strousberg zu erwähnen, welche derselbe in der prächtig
ausgestatteten Gallerie in seinem neuerbauten Palast in der
Wilhelmsstraße aufgestellt hat. In derselben sind fast alle
bedeutenderen Repräsentanten der französischen und deutschen
Schulen der Gegenwart vertreten. — Vielleicht finde ich Ge-
legenheit, auf einige der hier nur kurz erwähnten Sammlungen,
und namentlich auf die letztgenannte, genauer einzugehen, da
die vorgerückte Zeit dies heute nicht mehr gestattet; und so
schließe ich denn mit der Bemerkung, daß, wenn wir so auf
diesen großen Reichthum von Meisterwerken zurückblicken, welche
die verschiedenen Gemäldesammlungen Berlins umfassen und
von denen hier nur ein dürftiger Ueberblick gewährt werden
konnte, wir wohl mit Recht behaupten dürfen, daß es wenige
Städte geben möchte, in denen die Liebe zur Kunst in solchem
Grade und in dieser Weise gepflegt werde.
Charakteristisch aber für Berlin, namentlich in Hinsicht auf
Paris, London, Petersburg und andere große Städte, möchte
die Beobachtung sein, daß es weniger der „hohe Adel" als viel-
mehr das „verehrungswürdige Publikum", d. h. der fleißige, be-
triebsame und gebildete Mittelstand ist, welchem diese Pflege der
Kunst bei uns übertragen zu sein scheint. M. Sr.
Korrespondenzen.
% Bremen, im März. (Die Kunstausstellung: Por-
traits. Landschaftliches Genre. Landschaft. Forts.) ' Im
Fache der Portraits und der Studienköpfe, die sonst so spärlich auf
unseren Vereinsausstellungen Vorkommen, weil hier die Wahrschein-
lichkeit des Absatzes eine sehr geringe ist, sind diesmal einige vor-
zügliche Leistungen der Wiener Amerling, Neugebauer, Aigner
und Georg Mayer. Der Elftere ist am glänzendsten repräsentirt,
denn sein „Rechtsgelehrter", sein „Mohr" und sein „Damenportrait"
gehören vermöge der geistigen Auffassung zu den gediegensten Leistun-
gen der Ausstellung. Auch das „Portrait des Kardinals Autonelli",
ganze Figur in Lebensgröße, von Neugebauer ist von vorzüglicher
Malerei, kommt aber in sofern kaum in Betracht, als es, bereits
aus dem Jahre 1851 stammend, sein Original nun fast 20 Jahre
jünger darstellt. Hieher gehört auch das interessante „Brustbild der
Mignon" von Fräulein Marie Rohrs in Hannover, das dem neulich
erwähnten Bilde derselben Künstlerin bei Weitem vorzuziehen ist.
Den natürlichen Uebergang zur Landschaft bilden diejenigen Dar-
stellungen, in denen die beiden Momente der menschlichen Figuren
und der sie umgebenden landschaftlichen Scenerie sich die Waage halten.
Die hervorragendsten Leistungen dieser Art sind die Bilder von Epp
und Köckert in München, von Döpler in Weimar, von Theod.
Kaufmann in New-Uork und Herm. Kau ff mann in Hamburg.
— Epp's „Hopfenernte" ist sowohl im landschaftlichen Theile als
in den Figuren, ihrer Gruppirung, Handlung und Färbung ein
äußerst gelungenes Bild, das, nichts weniger als auf Effekt und
äußeren Reiz berechnet, doch stets wieder durch die Naturwahrheit
seiner Gestalten und die Trefflichkeit des Machwerks zu fesseln weiß.
Mehr aus Effekt ist in der Komposition wie in der Beleuchtung
Köckert's „Sonnenwendfeier im bayrischen Gebirge" berechnet, aber
es ist ein erlaubter, weil im Gegenstand begründeter und dabei
wohlthuender Effekt, den die verschiedenen Feuer, das große hellbren-
nende des Vordergrundes und die kleinen Fcuerpunkte in der Ferne
und die musicirenden Figuren im Vordergründe Hervorbringen. —
D öp ler's „Wittwe von Sadowa" fand wegen der Tiefe der Empfin-
dung und Trefflichkeit der Ausführung schon auf mehreren Ausstellun-
gen Anerkennung, aber leider noch immer keine bleibende Stätte,
weil der Gegenstand als solcher den meisten Gemäldeliebhabern kein
angenehmer ist. — Auch die beiden höchst eigenthümlichen Bilder von
Theod. Kaufmann in New-Aork, „Indianer, einen Eisenbahnzug
überfallend" mit der meines Erachtens hier nicht recht passenden
Ueberschrift: „Westward the course of empire takes its way“ und
„Die flüchtenden Negersklaven, der Unionsflagge zueilend" mit der
Ueberschrift: „On children, to liberty“, sind bereits so häufig be-
sprochen, daß ich nur hinzusetzen möchte, wie viel malerischer, wie
viel weniger ängstlich spannend jenes crstere Bild (ein Nachtstück)
wirken würde, wenn der Schienenweg mit seinem Bahnzuge nicht
völlig in gerader Linie, sondern in einer angemessenen Kurve auf
den Beschauer sich richtete. — Unter den vier gegenständlich sehr ver-
schiedenen Bildern des Hamburgers Kau ff mann möchte ich gerade
demjenigen den Vorzug gebe», worin er in einem seiner wahren Ele-
mente, Schnee und Regen, ist: ich meine die Schncelandschaft mit
der Holzfuhre, die von Pferden und Menschen mit großer Mühe eine
Anhöhe hinauf gezogen und geschoben wird. Da sieht und fühlt
man nicht nur das dicke Schneegestöber, sondern auch die volle Na-
turwahrheit in den Anstrengungen der Pferde und der Menschen.
Aber auch die anderen Bilder legen ein beredtes Zeugniß dafür ab,
daß dem Künstler auch die Darstellung der schroffen Felsen und der
grünen Landschaft gelingt.