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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0193

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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunstkritik: Das neue Rathhaus in Berlin und seine künstlerische AuS-
LXXV. Gustav Koenig. schmückung. Schluß.)

Korrespondenzen: k. Prag, im Mai. (Kunst-Ausstellung. Forts.) Ausstcllungslalcnder.

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Mainz, Wiesbaden rc.

Studien zur Hljarakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.

LXXV. Gustav Loenig.

Von <1. Ä. Aegnel.

'oenig ward am 2. April 1808 in Coburg
geboren und verlor seinen Vater schon in
seinem zwölften Lebensjahre. Ihre un-
günstigen Verhältnisse zwangen die Mutter,
frühzeitig für den Knaben eine Quelle
selbstständigen Erwerbes zu suchen. Da sich Gustav's Be-
gabung für die Kunst schon in frühen Jahren unzweifelhaft
kund gegeben, ließ ihn die Mutter den noch bei des Vaters
Lebzeiten begonnenen Zeichnen-Unterricht nach dessen Ableben
nicht ohne persönliche Opfer fortsetzen und ermöglichte so die
Aufnahme des sechszehnjährigen Knaben in das Schmidt'sche
Porzellanmalereigeschäft in Coburg, mit welchem derselbe später
nach Bamberg übersiedelte.

Fand er als Maler in dieser Anstalt die Möglichkeit, sich
seinen Unterhalt schon in jungen Jahren selbstständig zu ver-
schaffen, so fiel es für seine Zukunft schwer in die Wagschale,
daß er nebenbei an der nämlichen Anstalt alle nöthigen Vor-
studien der Kunst üben konnte; denn das Schmidt'sche Geschäft
besaß eine kleine, aber gut gewählte Anzahl trefflicher GypS-
Abgüffe von Antiken, welche den Zöglingen der Anstalt in den

Morgen- und Abendstunden zum Studium offen standen, und so
gern sahen die Inhaber der Anstalt die Benutzung dieser Samm-
lung, daß sie einem geschickten Porzellanmaler, Fr. Müller
mit Namen, die Leitung der Studien der Zöglinge übertrugen.
Derselbe Künstler ertheilte außerdem im Aufträge der Besitzer
der Anstalt den Zöglingen gründlichsten Unterricht in der Ana-
tomie, Perspektive, Säulenordnung, Schattenkonstruction und
andern Hilfswissenschaften der bildenden Künste. Selbst für
die Kunst begeistert, verstand er es, in den angehenden Künst-
lern den Sinn für die höheren Fragen der Kunst auf das
Lebendigste anzuregen.

Der Gesichtskreis Koenig's erweiterte sich auf seinen
ersten Reisen, welche ihn nach Heidelberg, Stuttgart, Straß-
burg, Freiburg im Breisgau und schließlich auch nach München
führten, namhaft. Die Betrachtung bedeutender Kunstschöpfun-
gen einerseits, der Verkehr mit bedeutenden Künstlern andrer-
seits, welche er bei dieser Gelegenheit kennen lernte, steigerten
seine Sehnsucht, eigene Schöpfungen zu Tage fördern zu kön-
nen, mehr und mehr. Nur sein strenges Pflichtgefühl ließ ihn
das ununterbrochene Kopiren auf Porzellan noch Halbweges er-
 
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