Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0223

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
207

theilen, was man von den akademischen Arbeiten der Italiener selten Hat der Künstler mit der Verherrlichung des letzteren nicht viel-
sagen kann. So ist bei unserm Bilde der Gegensatz zwischen dem leicht einen kleinen Ausfall gegen sein früheres Glaubensbekenntniß

äußerlichen Gottesdienst und der wcrkthätigen Liebe ein glücklich verbinden wollen, das die guten Werke als zur Seligkeit nicht noth-

empsundener. wendig erklärt? (Forts, folgt.)

Kunst-Ehronik.

icrlin. Bei dem kunstgebildeten Pianinofabrikanten Bären-
sp run g (Alexandrinenstraße 49.) sind jetzt einige Pianinos
mit den schönsten geschmackvollsten Holzskulpturen aus
Eichenholz mit reichen Arabesken, Genien und Thieren
zu scheu, welche an die besten niederländischen Holzskulp-
turcn des 16. Jahrhunderts, besonders an die der Thüre
des Rathszimmers im Stadthause zu Audenarde bei Gent erinnern.
Das schönste dieser Pianinos soll auf Wunsch eines kunstliebenden
Monarchen angefertigt worden sein, an den es nächstens versendet wird.

Leipzig. Hr. Or. Andresen veranstaltet am 14. Juli eine
Kunstauction von Kupferstichen, Radirungen u. s. f. aus dem Nachlaß
einzelner Sammler, worunter sich auch ein reiches Werk von Riding er
aus der nachgelassenen Sammlung seines Vorgängers Rudolph Weig el
befindet, worauf wir die Kunstfreunde besonders aufmerksam machen
wollen. Der Katalog umfaßt 1455 Nummern, unter denen sich auch
eine verhältnißmäßig große Zahl von Werken neuerer bedeutender
Meister befinden.

Dresden. Die Holbein-Ausstellung, welche für vorigen
Herbst hier projektirt war und in Folge der Versendung des darm-
städter Madonnenbildcs nach München verschoben werden mußte,
wird in diesem Jahre bestimmt statlfinden, wahrscheinlich im August.
Die Einsendung des Madonuenexemplars von Darmstadt ist zugesichert.

— — In den hiesigen Bildhauer-Ateliers herrscht reges
Leben. Hähnel hat die Statue Theodor Körner's nach Nürnberg
abgelicfert, wo sie bereits gegoffen wurde. Das Rietschel-Denkmal
ist nach dem sehr anmuthigen Entwürfe Schilling's in der Aus-
führung begriffen. Die Figur Uhland's von Kietz wird demnächst
gußfertig sein. In Dondors's Atelier wächst nach und nach das
stattliche Reiterbild Karl Augusts empor. Im nächsten Jahre schon
dürfte der Dichterfreund im Kreise der Seinen in Weimar stehen.

Oschatz. Eine ergiebige Fundgrube für Alterthümer aus der
slawischen oder schon vorslawischen Zeit Sachsens hat sich schon seit
mehreren Jahren bei Stauchnitz in der Nähe von hier aufgethan.
Dort ist die Abgrabung der Höhe des sogenannten Schänksberges
für Kiesgewinnung in Betrieb gesetzt, und sind seitdem Hunderte
von Urnen, verschiedene Bronzewaffen, Schmucksachen und dergl. ge-
sunden worden. Noch immer setzen sich diese Funde fort, bei jeder
neuen Abgrabung finden sich zahlreiche Urnen, allerdings leider häufig
in bereits zerdrücktem Zustande. Es ist jedoch gelungen, eine be-
deutende Zahl, darunter mehrere Urnen von ausgezeichneter Größe
und Seltenheit der Arbeit, zu gewinnen, die in die Hände des Be-
sitzers von Stauchnitz, des Kammerherrn v. Zehmen, übcrgegangen
und schon zu einer recht bedeutenden Samnilung angewachsen sind.
Es handelt sich bei dieser Fundstätte jedenfalls um einen ausgedehnten
Begräbnißplatz, so daß die gefundenen Sachen eine ziemlich lange
Periode umfassen und dafür sprechen, daß die dortige Gegend zu
jener Zeit bereits stark und von einer seßhaften Bevölkerung, die
wenigstens in der Töpferei nicht ungeschickt gewesen, bewohnt war.
Auch die Bronze-Arbeiten sind zum Thcil nicht schlecht gefertigt.
Stcinwaffen sind bisher nicht entdeckt worden.

Dessau. In der hcrzogl. Gemäldesammlung des Georgiums
bei Deffau hat man das einzige von Goethe's Euphrosyne (Christiana
Amalie Luise Neumann, später vermählte Becker) vorhandene Portrait
aufgefundcn und dessen Echtheit festgestellt.

Frankfurt a. M Nach gründlicher Untersuchung der Dom-
Ruine hier hat Baurath Denzinger sich für die Abtragung des
Thurmes bis zum Achteck ausgesprochen. Die Höhe desselben, welche
jetzt 256 Fuß beträgt, soll beim Wiederaufbau bis zu 333 Fuß
ausgedehnt werden. Die Gesammtkosten erfordern 924,050 fl. Der
Dombauverein deckt von diesen Kosten 200,000 fl., der König von
Preußen ebenso viel, die städtische Brandkasse 163,050 fl., zusammen
also 563,050 fl. Da alle Vorarbeiten vollendet sind, kann man
mit dem Bau nun beginnen.

Nassau. Die Arbeiten am Stein-Denkmal hier haben am
24. Mai wieder begonnen, und dürfte der ganze Bau binnen acht
Wochen vollendet dastehen. Sicherm Vernehmen nach wird die Statue
vor Ablauf des Jahres 1871 fertig sein.

Weil. Das Denkmal für Johannes Kepler hier kommt am
24. Juni d. I. zur Enthüllung. Zur Theilnahme an dieser Fest-
lichkeit hat das Denkmalcomitö alle Verehrer des großen Gelehrten
von nah und fern eingeladen.

Düsseldorf. Der ungarische Maler Michael Muncacsy
hier hat für sein Bild „Die letzten Tage eines Verurtheilten" im
pariser Salon eine Medaille erhalten. Der Kunsthändler Goupil
kam eigens zu dem Zweck hicher, um den schnell berühmt gewor-
denen Künstler kennen zu lernen und bei ihm zwei große Gemälde
zum Preise von 5000 Thlrn. zu bestellen. Für sein neuestes Bild,
das nach Amerika geht, hat Muncacsy 3000 Thlr. erhalten, und
außerdem hat es ihm eine weitere Bestellung eines Engländers ein-
getragen. Für letztere wählte er einen Vorwurf aus dem ungarischen
Revolutionskriege. Muncacsy ist 1846 geboren und war vor noch
nicht langer Zeit Tischler. Seine künstlerische Laufbahn begann er
in Wien und setzte sie in München fort, wo Lcibl und Adam ein-
flußreich auf ihn wirkten.

-Zum Besten des Vereins hiesiger Künstler zu gegenseitiger

Unterstützung und Hülfe veranstaltet ein Comitö, dessen Ehrenpräsident
der Erbprinz Leopold von Hohenzollern und dessen Präsident der Re-
gierungspräsident v. Kühlwetter ist, eine Verloosung von Kunstwerken
im Gesammtwerlhe von 40,000 Thlrn. mit ebenso vielen Loosen zu
1 Thlr. Die Verloosung wird mit dem 30. Juni 1871 geschlossen.
Loose sind bei dem Comitü in Düsseldorf, bei den Lokalcomitö's der
Deutschen Kunstgcnossenschaft und den Geschäftsführern des Kunst-
vercins für Rheinland und Westfalen zu haben und die Listen der zur
Verloosung kommenden Kunstwerke einzusehcn. — So anerkennungs-
werh dies Unternehmen, namentlich seitens der beisteuernden Künstler,
ist, so scheint uns doch die Form, in welcher dasselbe in das Leben
gerufen wurde (s. das Inserat in Nr. 24 unsers Journals) nicht
ganz taktvoll gewählt zu sein. Mau hätte besser gethan, den „Auf-
ruf" so einfach wie möglich zu halten, da ja der Zweck für sich selber
spricht, und eine zu starke Accentuirung desselben einen für die Künstler
selbst peinlichen Eindruck machen muß.

München. Das Modell der zweiten protestantischen Kirche
hier hat bei seiner Ausstellung ini Odeon manchen Tadel hervor-
gerufen. Der Architekt A. Mecklenburg hat den gothischen Styl
gewählt, aber den Bedürfnissen des protestantischen Gottesdienstes
nicht angepaßt. Sich streng an alte Formen haltend, hat er die
Kirchenräume mit langgestreckten und niedrigen Kreuzgewölben über-
deckt, der Sockelwand des Gebäudes winzig kleine und schmale Fenster-
 
Annotationen