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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 15.1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.13588#0373

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357

Korrespondenzen.

om Kriegsschauplatz. Außer den in unserer vorigen
Nummer erwähnten Münchener Künstlern befinden sich
noch zahlreiche andere hier, um den Krieg künstlerisch
3U studircn und zu verwerthen. Sie sind meist für
MW jllustrirte Zeitschriften, wie die „Jllustrirte Zeitung",
die „Gartenlaube", „Ueber Land und Meer", das „Buch
der Welt" u. s. f. beschäftigt. Unter den Bekannteren nennen wir:
Wilhelm Heine, auf der Akademie in Düsieldorf gebildet, hat die
sächsischen Truppen auf allen Märschen und in allen Schlachten be-
gleitet und befindet sich gegenwärtig vor Paris; Christian Sell,
der bekannte düsseldorfer Schlachtenmaler, von dein das berühmte,
vom König von Preußen angekaufte Bild: „Die Schlacht von
Königgrätz" herrührt, ist mit bei Metz und Sedan gewesen und
hat sich jetzt dem Belagerungsheer von Paris angeschloffen; Robert
Heck aus Stuttgart wohnte der Belagerung von Straßburg bei;
T hu mann, Prof, in Weimar, hat die Schlachtfelder von Weißen-
burg und Wörth besucht; Fritz Schulz aus Berlin befindet sich im
Hauptquartier des Königs; Camphausen, der berühmte Düssel-
dorfer, hat die prächtigeu Reiterportraits und nach Material, das
ihm aus dem Hauptquartier geliefert wurde, die „Begegnung des
Grafen Bismarck mit dem Kaiser Napoleon" komponirt. August Beck
war schon 1859 im italienischen Feldzuge, 1864 beim Kriege gegen
Dänemark und 1866 in Oesterreich speciell für die „Jllustrirte Zei-
tung" thätig. Er ist dem Hauptquartier des Kronprinzen von Sachsen
zngetheilt und Augenzeuge der Schlachten von St. Privat und Sedan
wie deS Gefechts von Le Bourget gewesen. Leo von Elliot aus
Brüssel ging nach Sedan und nahm eine Reihe intereffanter Zeich-
nungen auf. Gegenwärtig ist er in Metz und wird sich von da nach
Berdun, später nach Versailles begeben. Th. von Eckenbrecher,
Maler und Lieutenant im fünften Ulanenregimcnt, war bisher vor
Metz. Robert Aßmus aus Stuttgart wohnte den Schlachten von
Forbach und vor Metz bei, und machte die Belagerung von Straß-
burg mit. Noch zwei andere Maler, Theodor Pixis aus München
und Bernhard Braun aus Stuttgart, hatten sich dem Belagerungs-
Heer von Straßburg angeschlosseu. Otto Fickentscher aus Düssel-
dorf, ein bekannter Pferde- und Schlachtcnzeichuer, sah die Schlacht
von Forbach und die großen Ausfallgefechte vor Metz am 31. August
und 1. September. August Reinhardt aus Loschwitz bereiste
das Elsaß, nahm die kleinen Vogescnplätze Lützelsteiu und Pfalzburg
auf und ging dann nach Straßburg und Kehl. F. Skirecki, Unter-
offizier ini sechsten Infanterieregiment, kämpfte bei Weißenburg und
Wörth und wurde in der letzteren Schlacht verwundet. Zu denselben
Schlachten! begleitete Friedrich Kaiser ans Berlin die Truppen.
H. Lüders aus Berlin, Maler und Unteroffizier beim Gardcschlltzen-
bataillon, befindet sich gegenwärtig vor Paris. Prof. Louis Braun
ans München, dem Hauptquartier des sechsten Heerkörpers zugetheilt,
sah die Ansfallgcfechte, die im Süden von Paris stattfauden. Für
den Seekrieg sollten arbeiten M. Bischofs, Marinezeichner in
Danzig, H. Brausewetter aus Berlin und G. Arnould aus
Hamburg, der bei mehreren Rekognoscirungsfahrten unmittelbar be-
iheiligt gewesen ist.

? Wien. (Ocstcrreichisch er Kunst-Verein.) Der Ver-
waltungsrath des Oesterrcichischen KunstvereinS hat in seiner letzten
Plenarsitzung an Stelle des vor wenigen Monaten verstorbenen
Kupferstechers Chr. Mayer — welcher leider den letzten Kupferstich
nach Rahl's „Athenischem Friese" unvollendet hintcrlaffen — mit
Stimmeneinhelligkeit den gefeierten Altmeister der wiener Akademie,

Prof. Joseph Ritter v. Führich, zum Mitgliede seines Kollegiums
gewählt. Prof. v. Führich hat sich unter lobender Anerkennung der
Verdienste des Oestcrr. KunstvereinS und namentlich seiner gegen-
wärtigen Bestrebungen auch bereit erklärt, den Ehrenposten eines
Verwaltungsrathes anzunehmen, und ist dem Kunstvereine wirklich
zu gratuliren, daß es ihm gelungen, einen so glänzenden Namen
seinem Vorstandskollegium einzuverleiben. Der Verwaltungsrath des
Oesterr. Kunstvereins besteht nunmehr aus folgenden Functiouären:
Präsident und Vereins-Vorstand: Herzog August von Sachscn-
Coburg-Gotha; Präsident-Stellvertreter: Regierungsrath Josef
Stummer Ritter v. Traunfels, Directions-Präsident der Nord-
bahn; zweiter Bicepräsident: Hofrath Adolf Ritter v. Parmentier;
Kassenverwalter: k. k. Direktor Franz Koch; ferner: Rudolf Alt,
Landschafts- und Architckturmaler; Josef Ritter v. Führich, k. k.
akademischer Rath und Professor; August Gerasch, Historienmaler;
Conrad Grefe, Landschaftsmaler; Moritz Frhr. v. Pasqualati;
Theodor Petter, Blumcnmaler; Bincen; Pilz, Bildhauer und aka-
demischer Rath; I. C. B. Püttner, k. k. Hof-Marinemaler; Ludw.
Speidel, Schriftsteller; Dr. Josef Stöger, Hof- und Gerichts-
Advokat und Gemeinderath; und F. C. Wilckens. — Die November-
Ausstellung des Oesterreichischcn KunstvereinS, in welcher Führich's
Meisterschöpfungen das allgemeine Entzücken erregten, wurde Montag
den 28. v. M. geschloffen. Die neue Ausstellung, in welcher Prof.
Steinle's bezaubernde Märchenbildcr, der große Aquarell-Cyklus
„Sneewittchen und Roscnroth", und überdies eine außergewöhnliche
Anzahl seltener Kunstschätze zur öffentlichen Anschauung gebracht wur-
den, wurde Donnerstag den 1. December eröffnet. Die Berloosung
hat am 30. v. M. um 1 Uhr Mittags in den Ausstellungs-Lokali-
täten stattgefunden, wozu jeder Besitzer eines Antheilschcines freien
Eintritt hatte.

Was Prof. Steinle's Märchen-Cyklus, „Sneewittchen und
Rosenroth" betrifft, so besteht derselbe aus 5 großen Aquarellbildern,
welche im ersten Saale ausgestellt wurden. Auch Führich's vielbc-
wundcrte Kompositionen, welche in den letzten Tagen des November
einen so massenhaften Andrang des Publikums verursacht hatten, wur-
den, vielfach geäußerten Wünschen entsprechend, in der Ausstellung
belassen. Außer diesen nennen wir von den repräseutirten Künstlern
vorläufig nur Namen, wie: Nicaise de Keyscr in Brüssel „Italie-
nische Hirtenfamilie", Franz Adam in München „Pferde im Korn",
Herniann ten Kate in Haag „Genrebild", Charles Verlat in
Antwerpen „Ein Büffel im Kampfe mit einem Tiger", Hans Ma-
kart in Wien „Tannhäuser und Venus (nach Heine)", F. Keller
in Karlsruhe „Die Nymphe und der Schmetterling", Leop. Bö sch er
in München „Landschaft im Canton Schwyz mit dem Blick auf den
Vierwaldstätter-See", Theodor Petter in Wien „Alpenblumen",
I. F. van Deveuter in Haag „Holländische Landschaft", Rudolf
Alt in Wien „Tempel der Vesta in Rom" und „Monrcalc bei Pa-
lermo", I. C. B. Püttncr in Wien „Die Schiffbrüchigen" und
„Ans Venedig", Domcnicv Jnduuo in Mailand „Zwei Studien-
köpfe" und „Die Trauernde", F. Lojacono in Neapel „Ansicht
der Villa Aqnaranta bei Palermo" und „Landschaft von Boccafal-
cone in Sicilien", Olof Winkler in Leipzig „Waldlandschaft mit
Zigeunern", W. Vcrschuur in Amsterdam „Pferde im Stall",
Otto v. Fubcr du Faur in München „Ungarische Weidcpferde",
I. C. Litschauer in Düsseldorf „Der ausgestopfte Liebling",
Willem Gruyter jr. in Amsterdam „Die Sammlung der hollän-
dischen Flotte im Jahre 1666", Petrus van Schenkel in Amster-
dam „Brennende Stadt", Johann Grund in Baden-Baden „Junge
 
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