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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Michel, Wilhelm: Das deutsche Volk und seine Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0341

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Das devtsche Volk und seine Künstler.

Dr. Pfeifer wirft Angelo Jank vor, die Ge-
mälde entsprächen nicht genau den vorge-
legten, etwa zwanzigmal kleineren Skizzen.
Er weiß also nicht, daß man eine kleine
Skizze nicht ohne weiteres auf das Zwanzig-
fache vergrößern darf. Er weiß nicht,
daß sich das kompositioneile und kolo-
ristische Problem mit jeder Vergrößerung
des Formates ändert. Diese Wissenschaft ist
aber so elementar wie die, daß alle Tür-
füllungen einen Rahmen brauchen, der das
Werfen und Reißen des Holzes hindert.

Ich meine, man müßte sich mehr mit
dem Gefühl durchdringen, daß der Künstler
für jede seiner Manipulationen seine guten
und zwingenden Gründe hat, daß er nicht
mutwillig und ohne Notwendigkeiten dasteht,
sondern daß die Bedingungen des Handwerk-
lichen und die Forderungen der Zeit aut

ihm lasten und ihm Schritt vor Schritt den
Weg vorschreiben, den er zu gehen hat.

Zu den vielen Plattheiten, die ich hier
notgedrungen habe wiederholen müssen, füge
ich noch eine, die ärgste, hinzu. Nämlich
das abgeänderte Zitat: Wer den Künstler
will versteh'n, muß in Künstlers Lande geh'n.

Nimmt man sich bei uns dazu die Mühe?
Hält man es für nötig, erst die Voraus-
setzungen kennen zu lernen, unter denen die
Kunst überhaupt und zumal die Kunst einer
bestimmten Zeit möglich ist?

Im Falle Angelo Janks steht ja die Ent-
scheidung der Ausschmückungs - Kommission
noch aus. Wie sie auch fallen möge, es
bleibt doch zu hoffen, daß in ihren Be-
ratungen ein anderer Geist zu Wort komme
als derjenige, der aus dem Flugblatte des
Dr. Pfeifer spricht. — wilhelm michel.

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WIEN.

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DKM NEHKN-
STEHENDEN
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