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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 39.1916-1917

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Behne, Adolf: Vom Stilleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.8535#0367

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Vom Stilleben.

professor m. powoln y — wien.

»glasierte ofenkachel«

ausschließlicher, einziger Inhalt eines Bildes
nicht interessant genug. Dem Niederländer ge-
nügten ein paar Blumen und Früchte als Stoff
eines Gemäldes, der Spanier wollte doch etwas
mehr sehen. So nehmen auf manchen Bildern
des Velasquez die Früchte, Geräte, Krüge zwar
einen großen Raum ein und sind mit augen-
scheinlicher Liebe gemalt, aber stets hat Velas-
quez dazu einen Bauern, einen Winzerburschen,
eine Köchin gemalt, damit das menschliche
Element nicht ganz fehle. Und ganz ähnlich ist
es bekanntlich auch bei Murillo.

Wieder anders steht der Franzose zum Still-
leben. Einige der bedeutendsten unter den
neueren Stillebenmalern sind Franzosen, so
Chardin, Courbet, Manet. Was den modernen
Franzosen zu diesem Zweige der Malerei ge-
trieben hat, ist nicht wie bei dem Niederländer
eine gewisse Genießerfreude am Dargestellten,

auch nicht wie bei dem Spanier eine ganz naive
Teilnahme an allem Realem gewesen, sondern
ein fast wissenschaftliches Interesse an gewissen
optischen Problemen, die der französische Maler
glaubte am Stilleben am ehesten zur Lösung
bringen zu können, weil hier der Stoff ein relativ
einfacher und unverworrener ist. Gerade weil
Äpfel und Birnen für den Geist nur ein geringes
Interesse bieten, durfte er hoffen, bei ihrer Be-
obachtung den optischen und malerischen Ge-
setzen, dem Spiel des Lichtes um so schärfer,
um sokonzentrieternachgehenzukönnen, durch
nichts abgelenkt, nur ganz Beobachter, „ganz
Auge." — In diesem modern wissenschaftlichen
Sinne haben sich in letzter Zeit fast alle Maler,
die das Stilleben gelegentlich oder ausschließ-
lich pflegen, demselben genähert. Man kann
schwerlich behaupten, daß die Kunst dabei zu
kurz gekommen sei........dr. adolf behne.

XX. Februar 1917. 7
 
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