JAKOII LL'TSCHANSKY.
»MEIN SM INE-HÄNDLER«
JAKOB LUTSCHANSKY.
VON EUGEN /.AK.
Jakob Lutschansky ist anerkannt als einer
der besten und begabtesten Bildhauer der
jungen Generation. In Rußland geboren, kam
er sehr jung nach Paris. Es ist schwer zu sagen,
welche Meister auf ihn den stärksten Einfluß
ausübten. Er wählte seine Lehrer nicht nur in
seiner unmittelbaren Umgebung, er fand sie
auch in längst vergangenen Zeiten.
Im Anfang seiner Laufbahn hat sicher Rodin
ihn beeinflußt. Lutschansky hegte die größte
Bewunderung und Verehrung für diesen Großen.
Späterhin hat er dessen Einfluß gänzlich über-
wunden. Jetzt folgt er seinem eigenen Weg,
hält es aV er nicht für eine Schande, seine ersten
Bewunderungen und Tendenzen einzugestehen.
Jedes neue Werk Lutschanskys erweist mehr
und mehr seine Originalität und offenbart das
Ideal, das ihm vorschwebt, auf dessen Errei-
chung er all sein Streben richtet. Die Schwie-
rigkeiten des täglichen Lebenskampfes haben
Weder noch sein Streben und Fortschreiten, sei-
nen unermüdlichen Eifer zu hemmen vermocht.
— Lutschanskys Schöpfungen rufen uns den
Ausspruch eines großen indischen Denkers ins
Gedächtnis: „Nur die Natur, die Tradition
und die Originalität vereint, können ein Mei-
sterwerk schaffen." So betrachtet er die Na-
tur mit Einfachheit, mit Ergebenheit, mit
Rührung; er blickt zu ihr hinauf, aber nie ist
er ihr Sklave. Sein verstehendes Auge durch-
dringt ihre Geheimnisse und erfaßt das Große
mit bezwingender Kraft.
Lutschansky hat sich nie einer kritiklosen
Bewunderung für eine bestimmte Epoche oder
für die Kunst eines bestimmten Landes unter-
worfen. Er hat die Meisterwerke aller Zeiten
und aller Völker ohne Vorurteil studiert und
zu werten gelernt. Unermüdlich wiederholt er,
daß alle wahren Meisterwerke sich ähneln,
ungeachtet der Mannigfaltigkeit des Ausdrucks
und der Formen. Überall finde man im Grunde
dieselben Ideen, dieselben Auffassungen, die-
selben Ideale, dieselben tiefen Wahrheiten, nur
in verschiedener Art ausgeprägt.
Die Statue „ Maturite ", die Lutschansky dieses
Jahr im Salon des Tuilleries in Paris ausstellte,
XXVl«. Okt .Nov. 1924. t
31
»MEIN SM INE-HÄNDLER«
JAKOB LUTSCHANSKY.
VON EUGEN /.AK.
Jakob Lutschansky ist anerkannt als einer
der besten und begabtesten Bildhauer der
jungen Generation. In Rußland geboren, kam
er sehr jung nach Paris. Es ist schwer zu sagen,
welche Meister auf ihn den stärksten Einfluß
ausübten. Er wählte seine Lehrer nicht nur in
seiner unmittelbaren Umgebung, er fand sie
auch in längst vergangenen Zeiten.
Im Anfang seiner Laufbahn hat sicher Rodin
ihn beeinflußt. Lutschansky hegte die größte
Bewunderung und Verehrung für diesen Großen.
Späterhin hat er dessen Einfluß gänzlich über-
wunden. Jetzt folgt er seinem eigenen Weg,
hält es aV er nicht für eine Schande, seine ersten
Bewunderungen und Tendenzen einzugestehen.
Jedes neue Werk Lutschanskys erweist mehr
und mehr seine Originalität und offenbart das
Ideal, das ihm vorschwebt, auf dessen Errei-
chung er all sein Streben richtet. Die Schwie-
rigkeiten des täglichen Lebenskampfes haben
Weder noch sein Streben und Fortschreiten, sei-
nen unermüdlichen Eifer zu hemmen vermocht.
— Lutschanskys Schöpfungen rufen uns den
Ausspruch eines großen indischen Denkers ins
Gedächtnis: „Nur die Natur, die Tradition
und die Originalität vereint, können ein Mei-
sterwerk schaffen." So betrachtet er die Na-
tur mit Einfachheit, mit Ergebenheit, mit
Rührung; er blickt zu ihr hinauf, aber nie ist
er ihr Sklave. Sein verstehendes Auge durch-
dringt ihre Geheimnisse und erfaßt das Große
mit bezwingender Kraft.
Lutschansky hat sich nie einer kritiklosen
Bewunderung für eine bestimmte Epoche oder
für die Kunst eines bestimmten Landes unter-
worfen. Er hat die Meisterwerke aller Zeiten
und aller Völker ohne Vorurteil studiert und
zu werten gelernt. Unermüdlich wiederholt er,
daß alle wahren Meisterwerke sich ähneln,
ungeachtet der Mannigfaltigkeit des Ausdrucks
und der Formen. Überall finde man im Grunde
dieselben Ideen, dieselben Auffassungen, die-
selben Ideale, dieselben tiefen Wahrheiten, nur
in verschiedener Art ausgeprägt.
Die Statue „ Maturite ", die Lutschansky dieses
Jahr im Salon des Tuilleries in Paris ausstellte,
XXVl«. Okt .Nov. 1924. t
31