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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Th., ...: Intuition und Verstandeshaftigkeit
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JAKOB
LUTSCH ANSKV
»HALALA1KA-
SPIELER«

INTUITION UND VERSTANDESHAFTIGKEIT.

Das Kreieren, das aus dem All heraus in die
Welt schaffen, die tiefste Lust des Men-
schen , das schöpferische Tun ist sicher Sache
der Intuition. Im rauschhaften Zustand der
geistigen Konzeption bemächtigt sich der Künst-
ler seines Vorwurfs in der Idee, er hat die Vision
des Zu-Erschaffenden, er steht tatsächlich außer-
halb der drei Dimensionen, er sieht die Dinge
so, wie er es mit dem bloßen Verstand nie ver-
mag. Man muß sagen, daß ein Gestalter, der
nicht seine „Transporte" hat, der divinationslos
1st, der nicht in seinem Planen und Schauen
über das Faßliche, schlechthin Begreifliche
hinausreicht, nichts als ein Macher ist.

Aber jede Medaille hat ihre Kehrseite! Um
ein Kunstwerk im sinnlichen Bereich wahrzu-
machen, bedarf es einer hohen Summe verstan-
deshafter Kraft, vernunftmäßiger Sammlung.
Ruhiges, besonnenes, nüchternes Denken ist
dann not, kluge Einstellung und treue Hingabe
an die Möglichkeiten der Realisation, wählendes,
durch und durch bewußtes Wirken mit den ge-
gebenen Mitteln. Und so wird nun der Künst-
le>". der zuvor die „luftige Schau" hatte, ein

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werkelnder und tüftelnder, ein grübelnder und
kalt berechnender Erdensohn, ja er muß ganz
und gar Praktiker sein. Er muß mit Kenntnis
und Wendigkeit das Lehr- und Lernbare des
Kunstschaffens in seiner Gestaltung umsetzen.

Intuition und Verstandeshaftigkeit, geistig-
rauschhaftes Erfassen einerseits, kluges, sach-
wissendes Realisationsvermögen andrerseits,
das sind die beiden Pole, in denen die Welt
des schöpferischen Menschen sich dreht. Bald
in dramatischer Entgegensetzung, bald in laut-
losem Nebeneinanderhingehen, macht das Da-
sein dieser beiden Kräfte, wie sie sich auch
zueinander verhalten mögen, die Tragik des
Schöpferseins aus. Denn stets erweisen sich
die verstandeshaften Kräfte als unzulänglich,
das im Wunschbild der Intuition erschienene
Werk treu zu erstellen, die Intuition erweist
sich also als die übergeordnete Kraft. Nie noch
hat ein Künstler gelebt, der seine Schau ganz
in der Welt der sinnfälligen Verlautbarung ver-
wirklichen konnte, ja, es ist so, als ob sich die
Erde dagegen auflehnte, daß hienieden ein rein
Geistvollkommenes statthabe.......—th.

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