ARCH. PROF. E. PFEIFFER.
»HAUS L. IN HAMBURG«
STIL-WILLE UND STIL-VORAUSSETZUNG.
Seit etwa zwei Generationen ist der unab-K
lässige Wunsch und Wille, wieder zu einer
festgeprägten Kunstform zu gelangen, einer der
stärksten Antriebe der künstlerischen Schaf-
fenskraft und der ästhetischen Theoretik Mittel-
europas. Seit dem unglücklichen Experimente
des „Jugendstils" ist dieser Impuls nicht mehr
zur Ruhe gekommen. Welche Fülle der Ver-
suche seit jener Zeit! In ihnen allen wirkt sich
eine intensive Dynamik aus, die manche hohe
Leistung zu verzeichnen hatte, aber zum eigent-
lichen Stil hat es keine gebracht. Denn selbst in
dem Leben dieses oder jenes besonders maß-
gebenden Künstlers bildeten sie oft genug nur
jeweils eine unter anderen, andersartigen Epo-
chen seiner vielfältigen Entwicklung. Aber
selbst wenn dies nicht so gewesen wäre, —•
selbst wenn dieser oder jener Künstler eine ■
ganz bestimmte Stilgebung während seines*
"ganzen Lebens beibehalten hätte, selbst dann
wäre der Wille zum Stil nicht zum erwünschten
Resultate gelangt. Denn das, was dieser Stil-
Wille ausdrückte, bedeutete keineswegs die un-
zweideutige Individualisierung kräftiger Persön-
lichkeiten, bedeutete also nicht das Prinzip
eines personalen Kunstgesetzes, son-
dern verlangte vielmehr das gerade Gegenteil:
die Erfüllung der schöpferischen Geister mit
einem durchaus überpersönlichen Ge-
halt und gleichermaßen den Ausdruck die-
ses Gehaltes in einer überpersönlichen
Formgebung gleichförmiger Art.
Manche der Richtungen letzter Zeit haben
sich freilich in der Theorie ein solches Ziel ge-
setzt, — der Konstruktivismus vor allem suchte
seine Wurzel im Wesen der Groß-Stadt zu ver-
f ankern. Aber auch hier hat sich die Persönlich-
ikeit der Schaffenden als übermächtig erwiesen.
»HAUS L. IN HAMBURG«
STIL-WILLE UND STIL-VORAUSSETZUNG.
Seit etwa zwei Generationen ist der unab-K
lässige Wunsch und Wille, wieder zu einer
festgeprägten Kunstform zu gelangen, einer der
stärksten Antriebe der künstlerischen Schaf-
fenskraft und der ästhetischen Theoretik Mittel-
europas. Seit dem unglücklichen Experimente
des „Jugendstils" ist dieser Impuls nicht mehr
zur Ruhe gekommen. Welche Fülle der Ver-
suche seit jener Zeit! In ihnen allen wirkt sich
eine intensive Dynamik aus, die manche hohe
Leistung zu verzeichnen hatte, aber zum eigent-
lichen Stil hat es keine gebracht. Denn selbst in
dem Leben dieses oder jenes besonders maß-
gebenden Künstlers bildeten sie oft genug nur
jeweils eine unter anderen, andersartigen Epo-
chen seiner vielfältigen Entwicklung. Aber
selbst wenn dies nicht so gewesen wäre, —•
selbst wenn dieser oder jener Künstler eine ■
ganz bestimmte Stilgebung während seines*
"ganzen Lebens beibehalten hätte, selbst dann
wäre der Wille zum Stil nicht zum erwünschten
Resultate gelangt. Denn das, was dieser Stil-
Wille ausdrückte, bedeutete keineswegs die un-
zweideutige Individualisierung kräftiger Persön-
lichkeiten, bedeutete also nicht das Prinzip
eines personalen Kunstgesetzes, son-
dern verlangte vielmehr das gerade Gegenteil:
die Erfüllung der schöpferischen Geister mit
einem durchaus überpersönlichen Ge-
halt und gleichermaßen den Ausdruck die-
ses Gehaltes in einer überpersönlichen
Formgebung gleichförmiger Art.
Manche der Richtungen letzter Zeit haben
sich freilich in der Theorie ein solches Ziel ge-
setzt, — der Konstruktivismus vor allem suchte
seine Wurzel im Wesen der Groß-Stadt zu ver-
f ankern. Aber auch hier hat sich die Persönlich-
ikeit der Schaffenden als übermächtig erwiesen.