Das Haus L. in Hamburg.
oberlichthalle, teeküche U. putzraum.
AUSF. POSSEN HAI HI- K WERKSTÄTTEN—MÜNCHEN.
von hellem Kornblumenblau, innen stimmt ihn
weiße Voile-Bespannung zart und fein ab und
bringt weiße Reflexe. Im oberen Aufbau des
Himmels sättigt sich das Blau zu größerer Tiefe,
Masken und Glocken sind vergoldet und geben
erwünschte Lichter. Die Vorhänge an den Fen-
stern sind sandfarben, in ihrem Besatz kehrt
das Blau wieder. Neben den üblichen Möbeln,
die aufs sorgfältigste durchgebildet sind, neben
dem von Lettre mit feinsten Silbergerätschaften
besetzten Toilettentisch steht in diesem Raum
nur ein wundervoller Schrank für kostbare
Wasche. Was es sonst an Kleidern und Wäsche
aufzuheben gibt, das ist untergebracht in den
machtigen Wandschränken des unmittelbar vor
den bchlafzimmern Agenden großen Vorraums
mit überlicht, das durch eine Kuppel einflutet:
hier ist übrigens auch in einer Ecke die aparte,
leckere Teeküche eingebaut, ein scherzhaftes
Intermezzo, das Delfter Stimmung atmet.
Dieser Schrank des Damenschlafzimmers
aber, in seiner Art einzig, als Möbel das reichste
und erlesenste Stück des ganzen Hauses, ist
eine Leistung, die an den Reichtum und die
Sorgfalt alter deutscher Möbelschöpfungen (man
denkt etwa an Röntgen) erinnern muß. Ein
leichter Ton von Chineserei, wie er Rokoko-
Möbeln eignet, ist verspürbar. Aber wieder
bändigt ihn Pfeiffers Formkraft mit der Selbst-
verständigkeit der Eigenart auch der edelsten
Tradition gegenüber. Hier hat in der Ausführung
auch Pössenbacher sein Bestes gegeben. Auf
einem Samtsockel in Herbslgrün wächst das
Kleinod empor. Das Grundmaterialist Zitronen-
holz. Aber Vogelahorn, Birnbaum-, Buxbaum-,
Nußbaumholz, Perlmutt und Elfenbein sind für
die Intarsien verwendet, Vergoldungen und Gra-
vierungen wurden angebracht. Öffnet man den
Schrein, so sieht man in ein kaum minder köst-
liches Inneres: prächtige meergrüne Lackierung
mit etwas Gold gibt einen herrlich frischen Klang.
Dieser Schrank mutet beinahe wie ein Sym-
bol des ganzen Hauses an: Eigenart ohne Sonder-
barkeit, Durchdachtheit bis ins Kleinste, Kost-
barkeit, die nicht prunkt, Gemeinsamkeit der
Idee in allen Teilen und echtes Künstlertum,
das mit Verständnis aufgenommen und sorgsam
gepflegt wird. . . . gkoro jacob wolf—München.
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oberlichthalle, teeküche U. putzraum.
AUSF. POSSEN HAI HI- K WERKSTÄTTEN—MÜNCHEN.
von hellem Kornblumenblau, innen stimmt ihn
weiße Voile-Bespannung zart und fein ab und
bringt weiße Reflexe. Im oberen Aufbau des
Himmels sättigt sich das Blau zu größerer Tiefe,
Masken und Glocken sind vergoldet und geben
erwünschte Lichter. Die Vorhänge an den Fen-
stern sind sandfarben, in ihrem Besatz kehrt
das Blau wieder. Neben den üblichen Möbeln,
die aufs sorgfältigste durchgebildet sind, neben
dem von Lettre mit feinsten Silbergerätschaften
besetzten Toilettentisch steht in diesem Raum
nur ein wundervoller Schrank für kostbare
Wasche. Was es sonst an Kleidern und Wäsche
aufzuheben gibt, das ist untergebracht in den
machtigen Wandschränken des unmittelbar vor
den bchlafzimmern Agenden großen Vorraums
mit überlicht, das durch eine Kuppel einflutet:
hier ist übrigens auch in einer Ecke die aparte,
leckere Teeküche eingebaut, ein scherzhaftes
Intermezzo, das Delfter Stimmung atmet.
Dieser Schrank des Damenschlafzimmers
aber, in seiner Art einzig, als Möbel das reichste
und erlesenste Stück des ganzen Hauses, ist
eine Leistung, die an den Reichtum und die
Sorgfalt alter deutscher Möbelschöpfungen (man
denkt etwa an Röntgen) erinnern muß. Ein
leichter Ton von Chineserei, wie er Rokoko-
Möbeln eignet, ist verspürbar. Aber wieder
bändigt ihn Pfeiffers Formkraft mit der Selbst-
verständigkeit der Eigenart auch der edelsten
Tradition gegenüber. Hier hat in der Ausführung
auch Pössenbacher sein Bestes gegeben. Auf
einem Samtsockel in Herbslgrün wächst das
Kleinod empor. Das Grundmaterialist Zitronen-
holz. Aber Vogelahorn, Birnbaum-, Buxbaum-,
Nußbaumholz, Perlmutt und Elfenbein sind für
die Intarsien verwendet, Vergoldungen und Gra-
vierungen wurden angebracht. Öffnet man den
Schrein, so sieht man in ein kaum minder köst-
liches Inneres: prächtige meergrüne Lackierung
mit etwas Gold gibt einen herrlich frischen Klang.
Dieser Schrank mutet beinahe wie ein Sym-
bol des ganzen Hauses an: Eigenart ohne Sonder-
barkeit, Durchdachtheit bis ins Kleinste, Kost-
barkeit, die nicht prunkt, Gemeinsamkeit der
Idee in allen Teilen und echtes Künstlertum,
das mit Verständnis aufgenommen und sorgsam
gepflegt wird. . . . gkoro jacob wolf—München.
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