Vom Wesen des Gesellschaftsraums.
PROF. EDUARD PFEIFFER—MÜNCHEN.
«•GARDEROBE-SCHRANKE • OBERLICHTHALLE«
in dem diese Geselligkeit statthat. Gezwungen-
heit, Befremdendes, Strenge, Geschlossenheit,
Ernst und Schwere haben im Gesellschaftsraum
nichts zu suchen. Das Herzliche habe hier das
erste Recht. Ein paar Blumen ins Zimmer, wie
sie erfreuen! Ein paar Zeitschriften, ein paar
letzterschienene Bücher auf das Tischchen neben
der Seitenlampe, sie führen die interessantesten
Gespräche herbei. Aber nur Allgemeines, jeder-
mann Gemäßes! Wenn der Hausherr fach-
simpeln will, dann soll er den Gast in sein
Arbeitszimmer bitten. — Der größte Vorwurf,
den man einer gesellschaftlichen Veranstaltung
machen kann, ist daß sie einem nicht anregt,
daß sie einem langweilt. Also halte man auch
den Gesellschaftsraum nicht eintönig, Abwechs-
lung, Vielseitigkeit der Ausstattung regen wohl
an, Frische, Farbigkeit tun das ihrige. Aber
man verfahre hier mit Mäßigung, ein aufdring-
liches Zimmer ist genau so vom Übel wie ein
zudringlicher Mensch. Man pflege die Form
und lasse die Formalität draußen. Man sei in
allem so einfach wie möglich. Kalte Pracht,
öder Prunk, Steifheit und Geziertheit stehen
unserer Zeit am wenigsten an. Man sei um
Gottes Willen nicht pedantisch in der Anord-
nung, je zwangloser, je besser, lautet die neue
Gesellschaftsregel der Raumausstattung seit
wir aus dem Louis Seize heraus sind.
Und an praktischen Dingen sehe man, wie
überhaupt im Heim, vor allem auf das Behagen,
auf die Gemütlichkeit, auf das Traute und Trau-
liche im Gepräge. Der moderne Mensch gibt
sich nicht steif und an-sich-gehalten, er geht
herum, lehnt sich in eine Ecke, räkelt sich auf
einem Sessel, macht sichs bequem. Kleine, ver-
rückbare Tischchen, wie man sie von alters her
„stumme Diener" nennt, sind äußerst ratsam;
es ist nicht notwendig, daß der Gast, um eine
Mokkatasse abzustellen, sich durch die ganze
Gesellschaft einen Weg zum Büfett „pflügt".
Kissen, Sofas, Schemel, breite, ausladende
Armstühle, sind eine unmittelbare Aufforde-
rung an den Gast, sich zu Hause zu fühlen.
Schöne Gegenstände ins Zimmer? 0 ja,
aber bitte keine edlen Terrakotten, keine
kostbaren Vasen auf Ständern aufgebaut.
Immer ist ein Kandidat der Theologie da,
oder ein linkischer Dichter, oder ein unbe-
holfenes Dienstmädel, und, ehe man sichs ver-
PROF. EDUARD PFEIFFER—MÜNCHEN.
«•GARDEROBE-SCHRANKE • OBERLICHTHALLE«
in dem diese Geselligkeit statthat. Gezwungen-
heit, Befremdendes, Strenge, Geschlossenheit,
Ernst und Schwere haben im Gesellschaftsraum
nichts zu suchen. Das Herzliche habe hier das
erste Recht. Ein paar Blumen ins Zimmer, wie
sie erfreuen! Ein paar Zeitschriften, ein paar
letzterschienene Bücher auf das Tischchen neben
der Seitenlampe, sie führen die interessantesten
Gespräche herbei. Aber nur Allgemeines, jeder-
mann Gemäßes! Wenn der Hausherr fach-
simpeln will, dann soll er den Gast in sein
Arbeitszimmer bitten. — Der größte Vorwurf,
den man einer gesellschaftlichen Veranstaltung
machen kann, ist daß sie einem nicht anregt,
daß sie einem langweilt. Also halte man auch
den Gesellschaftsraum nicht eintönig, Abwechs-
lung, Vielseitigkeit der Ausstattung regen wohl
an, Frische, Farbigkeit tun das ihrige. Aber
man verfahre hier mit Mäßigung, ein aufdring-
liches Zimmer ist genau so vom Übel wie ein
zudringlicher Mensch. Man pflege die Form
und lasse die Formalität draußen. Man sei in
allem so einfach wie möglich. Kalte Pracht,
öder Prunk, Steifheit und Geziertheit stehen
unserer Zeit am wenigsten an. Man sei um
Gottes Willen nicht pedantisch in der Anord-
nung, je zwangloser, je besser, lautet die neue
Gesellschaftsregel der Raumausstattung seit
wir aus dem Louis Seize heraus sind.
Und an praktischen Dingen sehe man, wie
überhaupt im Heim, vor allem auf das Behagen,
auf die Gemütlichkeit, auf das Traute und Trau-
liche im Gepräge. Der moderne Mensch gibt
sich nicht steif und an-sich-gehalten, er geht
herum, lehnt sich in eine Ecke, räkelt sich auf
einem Sessel, macht sichs bequem. Kleine, ver-
rückbare Tischchen, wie man sie von alters her
„stumme Diener" nennt, sind äußerst ratsam;
es ist nicht notwendig, daß der Gast, um eine
Mokkatasse abzustellen, sich durch die ganze
Gesellschaft einen Weg zum Büfett „pflügt".
Kissen, Sofas, Schemel, breite, ausladende
Armstühle, sind eine unmittelbare Aufforde-
rung an den Gast, sich zu Hause zu fühlen.
Schöne Gegenstände ins Zimmer? 0 ja,
aber bitte keine edlen Terrakotten, keine
kostbaren Vasen auf Ständern aufgebaut.
Immer ist ein Kandidat der Theologie da,
oder ein linkischer Dichter, oder ein unbe-
holfenes Dienstmädel, und, ehe man sichs ver-