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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Roessler, Arthur: Aus dem Künstlerleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0120

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Aus dem Künstlerleben.

DAS ENTTÄUSCHENDE GENIE. Ein Kunst-
freund von geringem Verständnis beklagte
sich bei Leibi, wie enttäuschend auf ihn C o u r-
bet bei persönlicher Bekanntschaft gewirkt
habe. Leibi knurrte nur: „Wenn einer Genie
in seinen Werken hat, braucht er keins mehr
für den täglichen Umgang."



DER MUND. Reynolds malte eine Dame,
die einen ziemlich großen Mund besaß.
Sie wußte das und wollte doch nicht, daß man
auf dem Bild es merke. Den Maler zu bitten,
er möge schmeicheln, wagte sie nicht; so saß
sie mit festgeschlossenen und zusammengezo-
genen Lippen da, damit der Mund kleiner scheine.
Eine Zeitlang sah Reynolds belustigt ihr zu.
Endlich aber sagte er: „Seien Sie ganz ohne
Sorge, Mylady, wenn Sie es wünschen, —
male ich Ihnen auch gar keinen Mund.".....

DER LETZTE VERSUCH. Richard Muther
stand mit Gustav Klimt in einer Ausstel-
lung vor einem neuen Werke des Malers. „Ich
verstehe Ihre Bilder nicht," sagte Muther, „und
ich habe doch auf verschiedene Weise mich
darum bemüht." „Na," meinte Klimt, „ver-
suchen s'es amal mit Anschauung und
Vorurteilslosigkeit."

*

WARNUNG. Bei Whistler meldet sich
ein junges Mädchen zum Unterricht.
„Was malen Sie denn, mein Fräulein?" fragte
Whistler harmlos. „Ich male, was ich sehe."
„Das ist nicht übel," erwiderte Whistler, „aber
passen Sie auf den Schrecken auf, wenn Sie

sehen werden, was Sie gemalt haben!".....

*

»KÜNSTLER-ANEKDOTEN« GESAMMELT UND ERZÄHLT VON
ARTHUR ROESSLER. VERLAG VON E. P. TAL & CO. IN WIEN.

ANNA FEHRLE—GMÜND. »PUTTENGRUPPE«
 
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