Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

DOI article:
Schürer, Oskar: Ausstellung der Künstler-Vereinigung Dresden
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0141

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ausstellung der Künstler- Vereinigung Dresden 1924.

PROFESSUR
G. WRJiA-
DRESDEN.
»MUTTER
UND KIND«

Technik zur Manier zu veräußern. Bei Felix-
müller war diese Gefahr vielleicht noch mehr
gegeben, denn seine Art war noch persönlicher
und auch stärker. Der aber beginnt zu arbeiten
an der Verbreiterung seines Sehens. Vor allem
in der Farbe gewinnt er neue und schöne Töne.
Kretzschmar darf als einer der hoffnungsvoll-
sten dieser wie überhaupt des jungen Dresdens
gelten. Er am meisten gelangt heute schon zu
einer Objektivität des Sehens, dabei zu einer
Bezwingung seiner starken Mittel, die einen
stetigen Aufstieg verbürgen. Jörg Klemm
besticht durch seine flotte Art. Viel tiefer ist
Wilhelm Rudolph, dieser ehrliche Sucher,
der heuer einen gewaltigen Fortschritt zeigt. Er
gräbt in dumpfen Schichten und erschüttert
durch seine Wucht. Seine Tierbilder waren
wie mit dem Messer geschnitzt. Nun hat er
zu dieser Wucht eine schöne Farbigkeit hinzu-
gewonnen, ein Vorwärts, das ihn noch zu schö-
nen Leistungen führen wird. Walter Jakob,
der in den vorigen Jahren durch die Impetuo-

sität seiner Gemälde erstaunte, scheint jetzt
nach dem ersten Ausströmen jugendlicher Pro-
duktivität ausruhen zu müssen. Dieses Ausruhen
nutzt er aber zu schöner Klärung und Stillung
seiner früher so unbändigen Gesichte.

Nun zu noch Jüngeren. Da ist eine Gruppe,
die ein heftiges Pathos zu gestalten sucht, da-
bei aber oft in Sentimentalität ausgleitet. So
Lewerenz, dem für solche Gestaltungen offen-
kundig die Kraft fehlt. Auch bei Meister ist
man in dieser Beziehung skeptisch, trotz dem
gut komponierten „Sommertag". AuchFraass
und Winkler treiben in einigem Pathos, wan-
deln es aber durch eine gewisse Dumpfheit der
Naturhingegebenheit in eine lastende Bukolik.
Von Winkler sieht man dabei einige Landschaf-
ten voll des Bestrebens, dem schweren, lasten-
den Zug im Innern durch eine klare Formung
zu begegnen. Auch der Plastiker Richter ist
hierher zu rechnen. Seine „Sitzende Haarflech-
terin" gleitet auch auf dieser schwer feststell-
baren Grenze von Stimmung u. Sentimentalität.
 
Annotationen