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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Schürer, Oskar: Ausstellung der Künstler-Vereinigung Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0142

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Ausstellung der Künstler- Vereinigung Dresden 1924.
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ERNST
RICHARD
DIETZE.
»FRAUEN-
BILDNIS«

Innerlich nicht allzusehr von diesen unter-
schieden, äußerlich dafür umsomehr, ist das
Bestreben jener, die in möglichst harten, ver-
einfachten Formen möglichst harte, vereinfachte
Stimmungen wiederzugeben suchen. Dabei lei-
det oft die Farbigkeit. Die Schärfe der Form
wird um jeden Preis erstrebt. Überleitend mag
hier Himer gelten. Seine Eisenbahnbilder ha-
ben nicht nur im Motiv etwas vom alten Breug-
hel, und so wird der Abstand doppelt fühlbar.
Denn an Modernität gibt Himer keine Kompen-
sationen. Hart, fast brutal, baut Trepte seine
Szeneiien, aber oft wirkt er „kulissig", — man
vermißt die Kraft dahinter, die für den Ausfall
an Farbigkeit entschädigen könnte (wie bei dem
früheren Rudolph). Bei Schönberg macht die-
sen Mangel eine sehr bewußte Komposition
zum Teil wieder wett. Sein „Junger Ochse"
zeigt schon eine gewisse Brutalität, wie sie der
Künstler als Symbol unserer sachlichkeitsharten
Zeit darstellen will. Hans Hanners „Damen-
bildnis" darf nur unter Vorbehalt hierher ge-

rechnet werden. Hanner teilt mit jenen die
Schärfe der Form, fügt aber in die Schneidig-
keit seines Sehens die Akuratesse der Schilde-
rung, die in den kleinen Farbenkompositionen
der Details z. B. recht schöne, fast etwas archai-
sierende Wirkungen hervorbringt. Selmar
Werners puristisches Frontalitätsbestreben
darf auch hierher gerechnet werden. Bei diesen
allen fragt man sich aber, ob ein solch bewußtes
Wollen der Einfachheit nicht darauf hinzielt,
eine innere Armut zu verbergen.

Recht ohne Skrupel malt Hattingberg seine
Kompositionen, frisch und unbeschwert. Stren-
ger, aber ebenso unbelastet durch ein zu ab-
sichtsvolles Wollen schildert Skade die Ge-
sichter seiner Mitmenschen. Ein scharfes, un-
nachsichtiges Auge verbindet sich mit einem
kräftigen Farbensinn zu eben jener Begabung,
die heute mehr und mehr die Führung und Lei-
tung unseres Sehens zu übernehmen scheint.

Soweit das Referat. Unsere Einteilung suchte
die spezielle Dresdner Situation in Perspektive
 
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