HEINRICH NAUEN—DUSSELDORF.
»DAHLIEN« BES. DIREKTOR SCHLOSS, D DORF.
HEINRICH NAUENS NEUE BILDER.
Als Nauen aus dem Felde zurückkam — er
Xa. ist 4 Jahre als gemeiner Artillerist draußen
gewesen und hat niemals Gelegenheit gehabt,
seine Kunst auszuüben — ging er zuerst aufs
Land, auf seine Wasserburg am Niederrhein.
Seine Hände aber waren ungelenk geworden
und so schwer, wie der Drang, Kunst zu schaf-
fen stark. Ein Berliner Kunsthändler, der seine
Wohnung zu einem Museum des Expressio-
nismus machen wollte, so ähnlich wie Franz
Josef Brakl seine Galerie zu einem Museum
der „Scholle", rief ihn nach Berlin, um sein
Eßzimmer auszumalen. Das war der zweite
Auftrag für große Dekorationen; den ersten
hatte ihm Edwin Suermondt, der Rousseau-
und Picasso-Sammler, für seine Burg erteilt.
Während die Suermondt'schen Bilder schön-
ster Wandschmunk sind und sich neben den
Rousseaus („Der Tanz um den Freiheitsbaum")
und Picassos vorzüglich halten, wurden die
neuen Wandbilder Expressionismus, Litera-
tur, Philosophie, aber keine Malerei. In der
herrlichen Farbe allein erinnern sie, die jetzt
übrigens in Erfurt hängen, an den alten Nauen,
dessen farbenstrotzende und faibenjubelnde
Stilleben ihn vor dem Kriege zu einem der
besten deutschen Künstler seiner Generation
gemacht hatten.
Nauen spürte aber bald den falschen Weg,
den er beschritten; da er bescheiden ist und
voll ist von AchtuDg vor den Werken wahrer und
großer Kunst, zog er sich von allem Kunstbe-
trieb zurück, pfiff auf Kritik, Ruhm und Geld.
Er malte. Erging an den Bodensee und knüpfte
da wieder an, wo er 1914 stehengeblieben war.
Er war wieder Maler, Nur-Maler; Literatur,
Expressionismus wurden vergessen. Die Natur
wurde wieder seine Lehrmeisterin, aus ihr
schöpfend, schuf er Stilleben und Landschaften
und Akte, die das Schönste verheißen. . v. w.
XXVIII. Januar 1 925. i
»DAHLIEN« BES. DIREKTOR SCHLOSS, D DORF.
HEINRICH NAUENS NEUE BILDER.
Als Nauen aus dem Felde zurückkam — er
Xa. ist 4 Jahre als gemeiner Artillerist draußen
gewesen und hat niemals Gelegenheit gehabt,
seine Kunst auszuüben — ging er zuerst aufs
Land, auf seine Wasserburg am Niederrhein.
Seine Hände aber waren ungelenk geworden
und so schwer, wie der Drang, Kunst zu schaf-
fen stark. Ein Berliner Kunsthändler, der seine
Wohnung zu einem Museum des Expressio-
nismus machen wollte, so ähnlich wie Franz
Josef Brakl seine Galerie zu einem Museum
der „Scholle", rief ihn nach Berlin, um sein
Eßzimmer auszumalen. Das war der zweite
Auftrag für große Dekorationen; den ersten
hatte ihm Edwin Suermondt, der Rousseau-
und Picasso-Sammler, für seine Burg erteilt.
Während die Suermondt'schen Bilder schön-
ster Wandschmunk sind und sich neben den
Rousseaus („Der Tanz um den Freiheitsbaum")
und Picassos vorzüglich halten, wurden die
neuen Wandbilder Expressionismus, Litera-
tur, Philosophie, aber keine Malerei. In der
herrlichen Farbe allein erinnern sie, die jetzt
übrigens in Erfurt hängen, an den alten Nauen,
dessen farbenstrotzende und faibenjubelnde
Stilleben ihn vor dem Kriege zu einem der
besten deutschen Künstler seiner Generation
gemacht hatten.
Nauen spürte aber bald den falschen Weg,
den er beschritten; da er bescheiden ist und
voll ist von AchtuDg vor den Werken wahrer und
großer Kunst, zog er sich von allem Kunstbe-
trieb zurück, pfiff auf Kritik, Ruhm und Geld.
Er malte. Erging an den Bodensee und knüpfte
da wieder an, wo er 1914 stehengeblieben war.
Er war wieder Maler, Nur-Maler; Literatur,
Expressionismus wurden vergessen. Die Natur
wurde wieder seine Lehrmeisterin, aus ihr
schöpfend, schuf er Stilleben und Landschaften
und Akte, die das Schönste verheißen. . v. w.
XXVIII. Januar 1 925. i