Zur Psychologie des Straßen-Bildes.
HEINRICH NAUEN. Besitzer: prof. fahrenkamp, Düsseldorf. »BÄUME« AQUARELL.
ßenbildes sind jedoch davon unberührt geblie-
ben. Während politische und Kunstrevolutionen
sich überschlugen, hat der Apparat der An-
reizungen und Anpreisungen trotz der Absatz-
stockung stagniert. Das verarmte Land ist nicht
fähig durch großartige und kostspielige Auf-
wendungen die Kauflust zu steigern. Die Me-
thoden des Kaufmanns sind kleinbürgerlich ge-
worden. Die Kapitalnot unterbindet den Willen.
Keine neuen Geschäftshäuser, keine großzügi-
gen Schaustellungen. Die Handelsmessen, die
in vielen Städten neu geschaffen wordc sind,
liefen noch zu Lasten der Inflation und sind für
den Einzelunternehmer mit dem kleinsten Risiko
verbunden. Die Idee der Hochhäuser, die den
Zweck hatte, die kostspielige Bodenfläche im
Zentrum zu sparen, schlief aus guten Gründen
wieder ein. Nur in Hamburg hat der neu sich
entfaltende Überseehandel in dem grandiosen
Chilehaus seinen modern repräsentativen Aus-
druck gefunden. Das Hochhaus in Frankfurt
ist in seinem Aufbau unterbrochen und beim
fünften Stockwerk unter Dach gebracht worden.
Der Hochbau erübrigt sich, wenn die noch un-
bebauten Plätze nahe des Zentrums keine Nach-
frage finden, wenn große Räume leer stehen, weil
zahlreiche Unternehmungen zu Grunde gingen.
In der Zeit der letzten Krise hat der Kauf-
mann eher seine Bestände zu Verlustpreisen
veräußert, um das Publikum zum Anreiz zu
stimmen, als daß er das hoch zu verzinsende
Kapital zu Schauaufwendungen benutzt hat. So
sind die neuen Erfindungen Kino, Radio, das
kubistische Plakat und der Farbtaumel des
Expressionismus in dem Straßenbild, den Schau-
läden der großen Städte, kaum zu spüren. Der
Erker eines Konfektionsgeschäftes zeigt, wie
früher, die berühmten Mannequins aus Wachs.
Daneben suchen Lebensmittel- und andere Ge-
schäfte durch Anhäufung der Massen in mög-
lichst leckerer Aufmachung zu wirken. Auch
die Plakatkunst wird nicht in dem Maße aus-
genützt , wie man in der Anfangszeit ihrer
eindrucksvollen, künstlerischen Entwicklung
HEINRICH NAUEN. Besitzer: prof. fahrenkamp, Düsseldorf. »BÄUME« AQUARELL.
ßenbildes sind jedoch davon unberührt geblie-
ben. Während politische und Kunstrevolutionen
sich überschlugen, hat der Apparat der An-
reizungen und Anpreisungen trotz der Absatz-
stockung stagniert. Das verarmte Land ist nicht
fähig durch großartige und kostspielige Auf-
wendungen die Kauflust zu steigern. Die Me-
thoden des Kaufmanns sind kleinbürgerlich ge-
worden. Die Kapitalnot unterbindet den Willen.
Keine neuen Geschäftshäuser, keine großzügi-
gen Schaustellungen. Die Handelsmessen, die
in vielen Städten neu geschaffen wordc sind,
liefen noch zu Lasten der Inflation und sind für
den Einzelunternehmer mit dem kleinsten Risiko
verbunden. Die Idee der Hochhäuser, die den
Zweck hatte, die kostspielige Bodenfläche im
Zentrum zu sparen, schlief aus guten Gründen
wieder ein. Nur in Hamburg hat der neu sich
entfaltende Überseehandel in dem grandiosen
Chilehaus seinen modern repräsentativen Aus-
druck gefunden. Das Hochhaus in Frankfurt
ist in seinem Aufbau unterbrochen und beim
fünften Stockwerk unter Dach gebracht worden.
Der Hochbau erübrigt sich, wenn die noch un-
bebauten Plätze nahe des Zentrums keine Nach-
frage finden, wenn große Räume leer stehen, weil
zahlreiche Unternehmungen zu Grunde gingen.
In der Zeit der letzten Krise hat der Kauf-
mann eher seine Bestände zu Verlustpreisen
veräußert, um das Publikum zum Anreiz zu
stimmen, als daß er das hoch zu verzinsende
Kapital zu Schauaufwendungen benutzt hat. So
sind die neuen Erfindungen Kino, Radio, das
kubistische Plakat und der Farbtaumel des
Expressionismus in dem Straßenbild, den Schau-
läden der großen Städte, kaum zu spüren. Der
Erker eines Konfektionsgeschäftes zeigt, wie
früher, die berühmten Mannequins aus Wachs.
Daneben suchen Lebensmittel- und andere Ge-
schäfte durch Anhäufung der Massen in mög-
lichst leckerer Aufmachung zu wirken. Auch
die Plakatkunst wird nicht in dem Maße aus-
genützt , wie man in der Anfangszeit ihrer
eindrucksvollen, künstlerischen Entwicklung