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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Röder, Kurt: Ein Kirner Geschäfts- und Wohnbau: Von Architekt Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0331

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EIN KIRNER GESCHÄFTS- UND WOHNBAU

VON ARCHITEKT FRITZ AUGUST BREUHAUS.

Vor einiger Zeit wurde in Kirn a. d. Nahe
ein Haus vollendet, das bemerkenswert
ist in der Entwicklung deutsch - bürgerlicher
Wohnkunst. Es ist ein Kaufmannshaus, das
unter seinem Dach Geschäfts- und Wohnräume
vereinigt. Das planmäßig strenge Leben der
Arbeit, das still gesammelte der Ruhe wohnen
in ihm beieinander, wie in den Kaufmanns-
häusern der Hansestädte, deren künstlerische
Gestaltung charakteristisch ist für das Kunst-
wollen und Raumerlebnis ihrer Zeiten.

Unabhängig von dieser Tradition, einzig den
Sinn des neuen Hauses im Auge behaltend,
schuf Fritz August Breuhaus dieses Gebäude
und verstand es, seine neuen Formen durch
zurückhaltende Durchbildung dem alten Stadt-
bild einzupassen. Ruhig lehnt es sich am Markte
an das Nachbarhaus, an seiner Rückseite, die
die Nahe bespült, leiten die Lagerhäuser unauf-
fällig zu den alten über.

In seiner ruhenden Schwere bildet das Erd-
geschoß einen sicheren Sockel, der eher von den
Fenstern und Türen, wie mit schützenden Schil-
den bewehrt ist, als daß sie seine reservierte
Geschlossenheit durchbrechen. Hier befinden

sich gut bewahrt die großen Lagerräume, ein
solides Fundament für ein Kaufmannshaus.

Darüber legt sich mit starker Betonung der
Horizontalen als ein ornamentaler Fries die
Fensterreihe der Büroräume. Oben und unten
durch schmale Gesimse von der Hauswand ab-
gehoben und getrennt wechseln diese Fenster
mit Mauerfeldern aus zu Muster gefügten hell-
roten Ziegeln. Die nun folgenden Wobn-Etagen
erheben sich in Klarheit, ohne anderen Schmuck
als den der eigenartig geformten und rhythmisch
verteilten Fenster und eines Erkers, der in
seiner glücklichen Form mit den plastischen
Arbeiten von Meiler-Köln, die Schauseite des
Hauses nach dem Markt zu betont.

Die breite Fläche der Hauswand begrenzt
nach oben ein ausladendes Gesims, das ein
schlichtes Schieferdach trägt.

Der Grundriß der Wohn-Etage zeigt eine ge-
schickte Ausnutzung des Raums. In einer Flucht
folgen die drei Wohnräume; jeder einzelne nach
seiner Bestimmung ausgestattet, bilden sie als
Ganzes einen harmonischen Dreiklang. Lichte
Feierlichkeit zeigt das Musikzimmer. Eine sanft
geschwungene Kaminwand mit leichtem plasti-

XXVIII. Februar 1925. 7
 
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