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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Osborn, Max: Maler Eugen Zak
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https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0356

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Maler Eugen Zak.

EUUEN /.AK—PARIS.

»KASPERLE-THEATER«

ten Stils haben viel von der frühlinghaften
Melancholie des Botticelli, aber sie ist hier
zersetzt mit einer modernen Geistigkeit. Viel-
leicht ist der florentinische Meister raffinierter
als der Pole unserer Tage; dennoch hatte er
letzten Endes mehr Naivität als dieser. Das
ist nur scheinbar ein Paradox. Denn der
Italiener war raffiniert, doch nur für seine Zeit,
der Ausdruck dieser Empfindungskomplikation
ist schlicht und volksmäßig gegenüber der Di-
stanzhaltung des modernen Malers. Wir fühlen
sehr scharf, wie bei Zak eine bewußte Ab-
kehr von aller banalen Wirklichkeitsillusion
entscheidend mitspricht. Wie ein bestimmter
und energischer Wille die Bildteile ordnet, die
Farben dämpft, den Umriß vereinfacht, um einen
Abglanz realer Motive zwar in plastischer Ge-
genständlichkeit auszuformen, aber zugleich
in die Abstraktion hinüberzuleiten.

Ein Freund des Künstlers sagte mir einmal
im Gepräch: Ist es nicht, als wenn bei Zak alles
ein wenig nach der Fresko-Technik alter Mei-
ster orientiert wäre? fast glaubt man, etwas von
kalkigem Weiß eines Wandbewurfs durchschim-

mern zu sehen, und selbst die Schatten zeigen
verhüllt solche weißlichen Töne. Das ist klug
beobachtet. Das einheitliche Zusammenfassen
der Wandmalerei in ihrer Blüte-Epoche wirkte
herüber. Aber das verband sich mit Zaks klarer
Farbensprache, die, von Cezanne geleitet und
bestärkt, den reinen Ton sucht, die wirkliche
Qualität der bestimmten Lokalfarbe, die aus
angeborenem Saft leuchten und sich in klarer
Existenz optisch mitteilen will. Die Skala hält
sich dabei gern in einer verhüllenden Mattheit.
Ein zarter Geschmack vermeidet alles Laute.
Ruhende Menschen, oder Menschen in einer
statuarisch festgehaltenen Bewegung, die dem
Starren ausweicht, fügen sich in bedachter Kom-
position in das Bildviereck, Von den Formen
der Figur, die am liebsten einzeln, typenhaft,
auftritt und nur selten sich mit anderen Ge-
stalten zu einem reicheren kompositioneilen
Spiel verbindet, werden die Linien- und Farben-
beziehungen zu dem neutral gehaltenen Hinter-
grunde hergestellt. Der Cezanne-Akkord Gelb-
Blaugrün spielt eine große Rolle dabei, versteht
sich in der leisen Verschleierung, die bei Zak
 
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