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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Pfisterer, Kurt: Deutsche Kunst im Münchener Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0009

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PROF. BERNHARD BI.EEKER

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DEUTSCHE KUNST IM MÜNCHNER GLASPALAST

VON DR. KURT PFISTER

Das Ziel der diesjährigen Glaspalast-Ausstel-
lung, einen Querschnitt durch das gesamt-
deutsche Kunstschaffen zu legen, ist im wesent-
lichen erreicht worden. Alle Kunstströmungen
der Zeit bis zu den Abstrakten und Surrealisten,
die künstlerischen Repräsentanten der deut-
schen Städte und Länder, aber auch die „Stillen
im Lande" sind mit charakteristischen Werken
vertreten und es ist erfreulich zu beobachten,
daß die Künstlerschaft Münchens — die für
diese Ausstellung zusammengeschlossenen drei
großen Verbände : Künstler - Genossenschaft,
Sezession und Neue Sezession —- ihren Gästen
nicht nur eine quantitativ weitreichende Aus-
stellungsfläche, sondern vielfach die besten Säle
und Wände eingeräumt hat. Mancher würde
in Einzelheiten andere Akzente setzen, jene
Richtung und Persönlichkeit zugunsten dieser
zurückdrängen und den ganzen Ausstellungs-
komplex wesentlich verringern: aber im Gan-
zen gesehen ist diese Veranstaltung eine mit
der tatsächlichen Situation immerhin annähernd

XXXIV. Oktober 1930. 1

übereinstimmende Repräsentation der deut-
schen Kunst der Zeit, ein in der Vielgestalt
der Entwicklungslinien und Individualitäten be-
wegendes und trotz vielfacher Problematik fes-
selndes Bild. Der Berichterstatter freilich, der
in gedrängter Übersicht von einer Ausstellung
referieren soll, die beiläufig tausend Künstler
und über dreitausend Arbeiten umfaßt, fühlt sich
in die Situation des Kirchenvaters Augustinus
versetzt, der, mit einem theologischen Problem
beschäftigt, am Meeresufer spazieren ging und
dort einen Knaben sah, der in den Sand eine
kleine Grube gegraben hatte, in die er mit einem
kleinen Löffel Wasser aus dem Meer schöpfte;
dem heiligen Mann erwiderte er auf seine
zweifelnde Frage: es sei leichter, das Meer in
diese Grube zu schöpfen als sein theologisches
Problem zu lösen. So muß man sich unter Ver-
zicht auf manche interessante Erscheinung und
Arbeit darauf beschränken, eine ungefähre An-
schauung von der wesentlichen Substanz, von
den Tendenzen und Schnittpunkten der Aus-
 
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