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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Klein, Otto: Der Maler Alfred Dupré
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0254

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Der Maler Alfred Dupre

alfred dupre—köln

»blick vom montmartre« 1929

Kirche und alles, was nur irgendwie von der
Natur noch nicht losgelöst ist. Es gibt kaum
ein Bild von Dupre, auf dem nicht ein oder
mehrere Häuser zu sehen wären. Er hat eine
unendliche Freude an dem Flächen- und Linien-
spiel der Fassaden und ihrer Gesamtwirkung
im Spiel von Licht und Atmosphäre. In den
beiden Montmartre-Bildern („Straße auf
dem Montmartre", Paris 1929 und „Blick vom
Montmartre", Paris 1929) drängt sich Natur
und Vegetation in die Bildfläche hinein und
bildet zu den grauen und weißen Häusermassen
ein starkes, lebensprühendes Wirkungselement.
Hier in den lichtdurchflossenen Baumkronen ist
die besondere Atmosphäre eines Landschafts-
oder Stadtbildausschnittes wie in einem elek-
trischen Kräftespeicher gesammelt, sodaß eine
höchst eindringliche Wechselwirkung zwischen
Nähe und Ferne, Vordergrund und Hintergrund,
Fläche und Tiefe entsteht, deren Spannung dem
Bild seinen besonderen Wert gibt. Auch in den
beiden Bildern aus Bellinzona („Platanen"
und „Bahnhof"), die zeitlich noch vor den

Pariser Bildern entstanden sind, ist die starke
Verknüpfung von Stadt- und Naturlandschaft
schon deutlich erkennbar, sowohl die Vorliebe
für Architekturformen wie die Hingezogenheit
zu der lebendigen Fülle der Natur. Das Gleiche
wiederholt sich in allen anderen Bildern. Was
dabei aber besonders ins Auge fällt, das ist
der drängende Wille des Künstlers zur starken
rhythmischen Zusammenfassung, die bewußte
Betonung der architektonischen Struktur, die
Unterordnung der malerisch belebten Fläche
unter die Dominante eines herrschenden Farb-
klanges , einer Grundstimmung, die dem ganzen
ihr seelisches Gepräge gibt. So bildet natur-
gemäß die innere Anschauung in diesen Bildern
das Hauptgewicht der Komposition, ohne daß
dabei die sinnlich anschaubare Naturform ver-
leugnet würde.

Dupre ist heute sechsundzwanzig Jahre alt.
Was er bis heute erreicht hat und was er in den
wenigen Jahren seines bisherigen Schaffens ge-
leistet hat, zeugt für außerordentliche Fähig-
keiten, die ihm eigen sind........... o. k.
 
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