Professor Dr.Josef Hoffmann- Wien
PROFESSOR JOSEF HOFFMANN—WIEN
»KORBCHEN UND SCHALE« SILBER
zepte, er rief die Schöpferkräfte in ihnen auf.
Er glaubte an die Persönlichkeit und förderte
sie, wo er nur konnte. In einer 1927 erschie-
nenen Hoffmann-Monographie wird erzählt, daß
er seinen Schülern zu sagen pflegte: „Ich kann
Ihnen nur zeigen, was an Ihrer Arbeit unrichtig
ist, ebenso kann ich Ihnen zeigen, was an ihr
Richtiges und Gutes ist. Formal beeinflussen will
ich Sie nicht, denn auf diese Dinge kommen
Sie, sind Sie eine Persönlichkeit, von selbst."
Mit dieser Auffassung von der Heranbildung
der jungen Künstler hängt es zusammen, daß
Hoffmanns erzieherische Aktion von zwei Haupt-
gedanken getragen ist: dem der Freiheit für
das künstlerische Subjekt, und dem des inneren
Zusammenhanges alles künstlerischen Tuns,
möge es sich auf das Mobiliar oder auf Klein-
kunst, auf das Haus oder auf die Tapete richten.
Das erwähnte Werk gibt folgenden Einblick
in das Leben und Treiben der Hoffmannschule:
„Im zweiten Stockwerk der Kunstgewerbe-
schule am Stubenring in Wien liest man auf
einem Türschild »Fachklasse für Architektur,
Professor Josef Hoffmann«. Nun betritt man
einen Korridor, von dem aus eine Anzahl Glas-
türen in kleine Kojen führt, deren jede einige
Schüler und Schülerinnen bei der Arbeit ver-
einigt. Einträchtig arbeitet da die Modekünst-
lerin neben ihrem Kollegen, der auf dem ernsten
Reißbrett den Entwurf für ein Wohnhaus plant.
In den anderen Kojen wieder werden Stoffe,
Kleider und Schuhe gezeichnet, sowie Entwürfe
für Typen von Kleinhäusern und Siedlungen, wie
für Möbel, Theater- und Film-Inszenierungen
angefertigt. Außerdem werden von Firmen
erteilte Entwurfsaufträge durchgeführt. . Zahl-
reiche Erzeugerfirmen des Auslandes wenden
sich an die Hoffmann-Schule, um in Form von
Aufträgen an die Schüler konkurrenzfähige Ent-
würfe für ihre Erzeugnisse zu erlangen."
Hoffmanns eigentliche Lehrtätigkeit umfaßt
aber natürlich bei weitem nicht den ganzen
Umfang seiner erzieherischen, d. h. menschen-
fördernden, kunstorganisatorischen und kunst-
propagandistischen Wirksamkeit, wie schon in
der Einleitung betont wurde. Als in Wien 1898
die Vereinigung bildender Künstler Österreichs,
die nachmalige „Sezession", begründet wurde,
stand Josef Hoffmann mit Olbrich, Klimt und
Moser an ihrer Spitze. Die „Wiener Werk-
stätte", die inzwischen längst Weltruf erlangt
hat, wurde 1903 von Josef Hoffmann im Verein
280
PROFESSOR JOSEF HOFFMANN—WIEN
»KORBCHEN UND SCHALE« SILBER
zepte, er rief die Schöpferkräfte in ihnen auf.
Er glaubte an die Persönlichkeit und förderte
sie, wo er nur konnte. In einer 1927 erschie-
nenen Hoffmann-Monographie wird erzählt, daß
er seinen Schülern zu sagen pflegte: „Ich kann
Ihnen nur zeigen, was an Ihrer Arbeit unrichtig
ist, ebenso kann ich Ihnen zeigen, was an ihr
Richtiges und Gutes ist. Formal beeinflussen will
ich Sie nicht, denn auf diese Dinge kommen
Sie, sind Sie eine Persönlichkeit, von selbst."
Mit dieser Auffassung von der Heranbildung
der jungen Künstler hängt es zusammen, daß
Hoffmanns erzieherische Aktion von zwei Haupt-
gedanken getragen ist: dem der Freiheit für
das künstlerische Subjekt, und dem des inneren
Zusammenhanges alles künstlerischen Tuns,
möge es sich auf das Mobiliar oder auf Klein-
kunst, auf das Haus oder auf die Tapete richten.
Das erwähnte Werk gibt folgenden Einblick
in das Leben und Treiben der Hoffmannschule:
„Im zweiten Stockwerk der Kunstgewerbe-
schule am Stubenring in Wien liest man auf
einem Türschild »Fachklasse für Architektur,
Professor Josef Hoffmann«. Nun betritt man
einen Korridor, von dem aus eine Anzahl Glas-
türen in kleine Kojen führt, deren jede einige
Schüler und Schülerinnen bei der Arbeit ver-
einigt. Einträchtig arbeitet da die Modekünst-
lerin neben ihrem Kollegen, der auf dem ernsten
Reißbrett den Entwurf für ein Wohnhaus plant.
In den anderen Kojen wieder werden Stoffe,
Kleider und Schuhe gezeichnet, sowie Entwürfe
für Typen von Kleinhäusern und Siedlungen, wie
für Möbel, Theater- und Film-Inszenierungen
angefertigt. Außerdem werden von Firmen
erteilte Entwurfsaufträge durchgeführt. . Zahl-
reiche Erzeugerfirmen des Auslandes wenden
sich an die Hoffmann-Schule, um in Form von
Aufträgen an die Schüler konkurrenzfähige Ent-
würfe für ihre Erzeugnisse zu erlangen."
Hoffmanns eigentliche Lehrtätigkeit umfaßt
aber natürlich bei weitem nicht den ganzen
Umfang seiner erzieherischen, d. h. menschen-
fördernden, kunstorganisatorischen und kunst-
propagandistischen Wirksamkeit, wie schon in
der Einleitung betont wurde. Als in Wien 1898
die Vereinigung bildender Künstler Österreichs,
die nachmalige „Sezession", begründet wurde,
stand Josef Hoffmann mit Olbrich, Klimt und
Moser an ihrer Spitze. Die „Wiener Werk-
stätte", die inzwischen längst Weltruf erlangt
hat, wurde 1903 von Josef Hoffmann im Verein
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