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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Wenzel, Alfred: Der "Druck auf den Knopf" und das andere
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0293

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Der »Druck auf den Knopf«, und das Andere

Denken Sie zum Beispiel an den Toiletten-
tisch! — Jene Verrichtungen, denen er dient,
bestehen in einer nicht gar großen Zahl typischer
Bewegungen und Handgriffe nach den notwen-
digen Dingen hin, aber die Frau, die sich vor
ihm niederläßt, wünscht sich, wie die Beobach-
tung lehrt, nicht einen Toilettentisch, der nichts
wäre als eine kleine, „praktische" Maschine;
die Handhabung muß gewiß bequem sein, so wie
man auch bequem vor dem Spiegel zu sitzen
wünscht, im übrigen aber muß nicht alles so da-
stehen, daß es mit einem „Minimum" von Be-
wegung zu erreichen wäre, sondern es kann im
Räume so angeordnet sein, daß das Ergreifen
und Wiederhinstellen, das notwendige Öffnen
und Schließen einer besonderen Kassette und
eines eigenen Flacons-Kästchens jene Verrich-

tungen, die wir sonst mit einem Griff, mit jenem
Druck auf den Knopf erledigen wollen, etwas
auseinanderlegt und sie gleichzeitig in einen
Rhythmus einbindet, der wohl umständlich,
aber als sehr angenehm umständlich empfunden
und geschätzt wird, ohne daß man sich der Be-
sonderheit dieser Empfindung im gegebenen
Augenblick bewußt sein müßte.

Es handelt sich hier um sehr subtile Gefühle;
man kann deshalb wenig genug über sie sagen,
aber es ist wichtig, von ihrer Bedeutsamkeit
zu wissen. Dieses Wissen muß sich dem „Kal-
kül", der heute unsere Wohnungen techni-
fiziert, beigesellen und ihn davor bewahren,
jene Grenzen zu überschreiten, hinter denen
die Wohnung — Sie verstehen mich nun! —
zu praktisch würde." arch. dr. alfred wenzel.
 
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