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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 67.1930-1931

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Schürer, Oskar: Vom Sinn der "Ausstellung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7202#0303

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Vom Sinn der »Ausstellung«

einen Künstler nämlich: sich lösen von seiner
Produktion, sie hinausstellen in etwas Objek-
tives, sie wie ein Fremdes, wie ein in sich Ge-
schlossenes, von eigenen, nicht mehr den sub-
jektiven Schaffensgesetzen Bestimmtes zu be-
greifen. Wer könnte die Wichtigkeit solcher
Objektivierung bestreiten. Wer auch unter den
Nichtkünstlern hätte nicht schon einmal erfahren,
wie anders ein Getanes wirkt, sobald es nach
außen, dem Täter gegenübertritt. Für den Künst-
ler ist es die Bedingung, ohne die er nie zur
Selbsteinschätzung, zur Selbsterkenntnis ge-
langt. Draußen in der Ausstellung bekommt
seine Arbeit ein anderes, oft ein ihm fremdes

Gesicht. Draußen bewährt es sich, draußen muß
es beweisen, daß „es hält". Ausstellen, Hinaus-
stellen das heißt: die Verbindungen abreißen,
die jedes Werk mit dem Schöpfer noch ver-
knüpfen, heißt — und wir denken hier nicht an
von außen ankommende Kritik: — sich selbst
zur strengsten Prüfung gegenübertreten. Mag
sein, daß diese Prüfung, wo sie aufrichtig ge-
schieht, vernichtend ausfällt. Besser, als eine
Lüge ohne Ende! Auf jeden Fall wird sie nun
Kräfte spenden, Kräfte der Selbsterkenntnis,
die aller Kunst nottun. Und dies ist der unmittel-
barste Sinn der Ausstellungen, jener, um deren-
willen wir sie halten müssen........dr.o.s.
 
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