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Lucka, Wilhelm [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 27): Landkreis Uelzen — Braunschweig, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.44438#0078
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ehemalige Seminarflügel, liegt von der Schil-
lerstraße weit zurück. Seine Hofseite ist durch
Mittel- und Seitenrisalite mit geschweiften
Knickgiebeln gegliedert. Sockel, Fensterein-
fassungen und Giebelaufsätze des Putzbaus
sind wie beim Realgymnasium aus Sandstein,
die renaissancistischen Formen sind jedoch
weniger detailliert ausgebildet. Der baumbe-
standene Schulhof wird rechts vom früheren
Wohnflügel und links von derTurnhalle einge-
faßt, die in Material und Gestaltung dem
Hauptgebäude angeglichen sind. Nach der
Auflösung des Seminars 1925 wurde das Ge-
bäude Mittelschule.
Gegenüber dem repräsentativen Gymnasium
errichtete 1924/25 das Landesfinanzamt ei-
nen dreigeschossigen Rohziegelbau in einer
ungewöhnlichen Gestaltung, die Sachlichkeit
mit dem Rückgriff auf historisierende Elemen-
te verbindet. Alle Fenster des Erdgeschosses
liegen zurück in geschoßhohen spitzbogigen
Blendnischen und in den mittleren drei Ach-
sen der Straßenseite öffnen sich die Bögen zu
der arkadenartigen Vorhalle des dahinterlie-
genden Haupteingangs (Schillerstraße 30a,
Architekt Regierungsbaurat Kuhnert).

Lüneburger Straße 108,1903,
Architekt E. Warnecke


Schillerstraße 30a, Finanzamt, 1924/25,
Reg.-Baurat Kuhnert


Der steigende Bedarf der Bevölkerung und
der Betriebe machten zu Beginn des 20. Jh.
die Einrichtung eines städtischen Elektrizitäts-
werkes notwendig, das 1908 zwischen der
Lüneburger Straße und der Ilmenau gebaut
wurde. Neben dem unscheinbaren Betriebs-
gebäude ist ein stattliches villenartiges Wohn-
haus erhalten, ein Fachwerkbau mit Mittelrisa-
lit, dessen Ober- und Dachgeschoß jeweils
leicht auskragen (Lüneburger Straße 42).
DAS JOHNSBURGVIERTEL
Ebenfalls zum Stadtteil vor dem Lüneburger
Tor gehörte das Gebiet zwischen der Lüne-
burger Straße und der Außenmühle, das so-
genannte Johnsburgviertel, das 1871 verkop-
pelt wurde. 1875 wurde hier ein neues Gebäu-
de für die Vereinigten Stiftungen zum Hl. Geist
errichtet (Lüneburger Straße 106). Die neuen
Straßenzüge wurden bis zum Ersten Welt-
krieg vollständig bebaut, vor allem mit kleine-
ren Arbeiterwohnhäusern sowie größeren
Mietswohnhäusern. 1884 nahm nördlich des
Viertels die Aktien-Zuckerfabrik ihren Betrieb
auf, die in der Folgezeit rasch expandierte. Auf
einem vom Stiftsgelände abgeteilten Grund-

stück entstand 1903 eine stattliche Villa, de-
ren Baukörper durch Seitenrisalite und recht-
winklig zueinandergesetzte Dächer unregel-
mäßig gegliedert ist. Die weiß gestrichenen
Wandflächen im Erdgeschoß kontrastieren zu
den dunklen Fachwerkteilen im Obergeschoß.
Die Originalfenster mit ihrer grünen Oberlicht-
verglasung sind erhalten, außerdem das
Treppenhausfenster mit Jungendstilmotiven
(Lüneburger Straße 108, Architekt War-
necke).

Schillerstraße 25, ehern. Gymnasium, 1902-04, Architekt P. Münter


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