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Lucka, Wilhelm [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 27): Landkreis Uelzen — Braunschweig, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.44438#0080
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front. Den Mittelrisalit krönt ein Volutengiebel
(1902, Architekt Warnecke).
In den übrigen Straßen des Viertels sind nur
vereinzelt ähnlich repräsentative Gebäude zu
finden. Der erste Bau an der Einmündung der
1883 angelegten Alewinstraße in die Bahnhof-
straße war ein villenartiges Wohnhaus (Ale-
winstr. 1, 1896), das nur zur Bahnhofstraße
üppig mit verschiedensten Stuckelementen
dekorierte Fassaden erhielt, die Rückseiten
hingegen wurden als glatte Ziegelwände aus-
geführt. Die Fassaden des Wohnhauses Diet-
richstraße 13 werden belebt durch den Kon-
trast zwischen den roten Ziegelumrahmungen
von Fenstern und Gebäudekanten und den
weiß gestrichenen, verputzten Wandflächen
(ca. 1905).
Zu Beginn des 20. Jh. wurde der Block zwi-
schen Alewinstraße, Luisenstraße und Diet-
richstraße weitgehend bebaut, ebenso beide
Seiten der Karlstraße. Die meisten Straßenzü-
ge blieben jedoch bis zum Ersten Weltkrieg
frei von Bebauung. Dannach wurden hiervor-
wiegend freistehende Ein- und Zweifamilien-
häuser in Ziegelbauweise erstellt. Mit der
Kuhlaustraße und der Lönsstraße entstanden
zwischen den beiden Weltkriegen neue Stra-
ßenzüge im Innern von zweien der 1883 ge-
planten Baublöcke.
DIE ÖFFENTLICHEN GEBÄUDE
Die freien Flächen des neuen Stadtgebietes
boten sich für weitere öffentliche Gebäude an.
Als Uelzen mit der Verwaltungsreform des
Jahres 1858 ein Amtsgericht erhielt, wurde
unmittelbar am Stadtgraben vor dem Veerßer
Tor ein neues Gefängnis gebaut. Der
schmucklose zweigeschossige Ziegelbau
wurde 1901 durch einen neuen Trakt an der
Veerßer Masch erweitert. 1901 erhielt auch
das Amtsgericht an der Veerßer Straße ein
dem Gefängnis vorgelagertes neues reprä-
sentatives Gebäude. Der zweigeschossige
Putzbau ist in seiner symmetrischen Straßen-
front durch einen breiten Mittelrisalit geteilt.
Einziges Ornament ist die Portalbekrönung.
Wie bei den Schulen an der Schillerstraße
wurden für die Fenstereinfassungen, den
Sockel und die Eckquaderung Sandsteinteile
in einfachen Renaissance-Formen verwen-
det. Die Rückseite ist durch einen flachen Sei-
tenrisalit asymmetrisch gegliedert. Für den
Entwurf zeichnet wohl Regierungsbaumeister
Ritz verantwortlich (Veerßer Straße 47).
1889 errichtete die Stadt an der Taubenstraße
eine neue Volksschule. Der zweigeschossige
Ziegelbau ist durch dreigeschossige Risalite
und einen Querflügel differenziert, durch Fen-
sterbankgesimse horizontal gegliedert und
mit schönen Ziermauerungen unter Traufe
und Ortgang versehen. Bemerkenswert ist der
Eingangsbereich zu der in den zwanziger Jah-
ren angefügten Erweiterung, ein in expressio-
nistischer Manier mit prismatischen Pfeilern
versehener Ziegelbau.
Das Kaiserliche Postamt an der Bahnhofstra-
ße (Nr. 14), 1896 von Schaeffer entworfen,
zeigt eine ausgeprägte gotisierende Gestal-
tung mit einer Reihe spitzbogiger Fenster im
Erdgeschoß, einem Schaugiebel über dem
Seitenrisalit und einem Ziersteinfries unter-

halb des Daches. Historisierende Bauteile wie
ein Eckerkertürmchen undTreppenhaustürme
sind dem zweigeschossigen Hauptbaukörper
spielerisch angegliedert. Das Gebäudeinnere
wurde beim Ausbau der Schalterhalle stark
verändert.
1904 schuf sich die inzwischen angewachse-
ne katholische Gemeinde Uelzens an der Ale-
winstraße ein eigenes Gotteshaus, die Erlö-
serkirche. Der einschiffige Bau benutzt die
Formensprache der Neugotik. Einen Akzent
setzt der schlanke Turm, der achteckig aus
dem nach Südosten gerichteten Giebel her-
auswächst, und seitlich von den beiden Ein-
gangstüren flankiert wird. Die Erlöserkirche
wurde ebenso wie das schlichte neugotische
Gemeindehaus vom Architekten Eckhard ent-
worfen (Alewinstraße 27, 29).

DAS VIERTEL WESTLICH DES
BAHNHOFS
Bis ins 19. Jh. hinein erstreckten sich hinter
der später gebauten Bahnlinie weite Wald-
und Heideflächen, abgesehen von den beiden
Ackerfluren Rahland und Wullhop. An der
Straße nach Ebstorf lag der städtische Ziegel-

Veerßer Straße 47, Amtsgericht, 1901,
Reg.-Baumeister Ritz


Alewinstraße 29, Kath. Kirche, 1904,
Architekt Eckhard


hof, der in den siebziger Jahren des 19. Jh. un-
rentabel und aufgegeben wurde. Später wur-
de auf dem Gelände eine Baumschule und ein
Obstgarten angelegt. Weit außerhalb der
Stadt in der Nähe des heutigen Sternplatzes
wurde Ende des 19. Jh. die Abfuhranstalt an-
gesiedelt. An der Sternstraße nahmen 1872
die Dachpappenfabrik und 1878 die Asbest-
und Kieselgurwerke ihren Betrieb auf.
DIE TECHNISCHEN BAUTEN
Als 1899 die erste Wasserleitung in Uelzen
verlegt wurde, baute die Deutsche Wasser-
werke AG an der Ebstorfer Straße auf einer
Anhöhe ein Wasserwerk. Die zugehörigen
Brunnen wurden in dem angrenzenden Stadt-
wald gebohrt. Auf einem achteckigen Unter-
bau erhebt sich ein runder, nach oben sich
verjüngender Turm, auf dem der pilzartig aus-
kragende Wasserbehälter sitzt. Gut erhalten
ist auch das zum Wasserwerk gehörige
Wohnhaus, ein zweigeschossiger Putzbau
mit roten Ziegelbändern und Ecklisenen
(1901). 1912 übernahm die Stadt das Wasser-
werk (Kuhteichweg 1).

Taubenstraße 7, Schule, 1889


Kuhteichweg 1, Wasserturm, 1899


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