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Lucka, Wilhelm [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 27): Landkreis Uelzen — Braunschweig, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.44438#0103
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Das Klostervorwerk und der Forsthof

Von dem Weg zum Kloster zweigt nach Süden
die kopfsteingepflasterte Zufahrt zu dem ehe-
maligen Klostervorwerk ab. Der einstige Wirt-
schaftshof des Klosters wurde zumeist an den
ersten Beamten verpachtet. In den Karten des
19. Jh. wird er als Klosterpachthof bezeichnet.
Heute wird er als Reiterhof und Gestüt ge-
nutzt. Von dem alten Gebäudebestand blie-
ben ein größerer Hofschafstall (1668) und
eine Scheune (um 1700), denen die Längser-
schließung und das Satteldach gemeinsam
sind.
Ein mächtiges Wohnwirtschaftsgebäude aus
dem Jahre 1664 mit einem schön verzierten
Giebel wurde 1983 durch Feuer zerstört.

in Fachwerk sind an beide Giebelseiten ge-
lehnt.
Hinter dem Brauhaus liegen das Häuschen
des Klosterknechtes (1714) und das ehemali-
ge Werberhaus, ein eingeschossiger Fach-
werkbau unter Pyramidendach, das wohl bald
nach dem Klosterneubau errichtet wurde. Im
Garten nordwestlich befinden sich kleinere
ältere Gartenpavillons. Das mit zahlreichen äl-
teren Bäumen bestandene Gelände geht über
in den nördlich anschließenden Staatsforst
Medingen.
Das ehemalige Amtsgericht
und der Klosterweg
Südlich des Klosters ließ Herzog Ernst 1541
einen Wohnsitz für seine Gattin Sophie errich-
ten. Die Südseite des zweigeschossigen Ge-
bäudes wird symmetrisch geteilt durch einen
turmartigen Vorbau. Zahlreiche Wappenme-
daillons und Inschriftentafeln aus Sandstein
schmücken das massive Erdgeschoß. Das
Obergeschoß der Südseite ist in Fachwerk mit
paarweise angeordneten Fußbändern ausge-
führt. Später diente das Gebäude als Wohn-
sitz seiner Tochter Katharina, danach wurde
es als Amtsgericht des Amtes Medingen ge-
nutzt. In jüngster Zeit wurde es ebenso wie
das nebenstehende Richterwohnhaus (Klo-
sterweg 4, ca. 1800) von einer Trägerinsti-
tution der Erwachsenenbildung übernommen.
Das ehemalige Richterwohnhaus ist ein zwei-
geschossiger Fachwerkbau mit symmetri-
scher, verbreiterter Westseite. Die beiden
rechtwinklig zueinanderstehenden Gebäude
bilden ein Tor für die Zufahrt zum Kloster.
Südlich davon stehen die Scheune und das
Wohnhaus des Pfarrhofs (Klosterweg 7,1852
Arch. C.W. Hase). Das Pfarrhaus ist ein 1 ¥2-
geschossiger, durch Lisenen und Friese ge-
gliederter Ziegelbau unter weit auskragen-
dem Satteldach. Die Scheune ist ähnlich
gestaltet.
Das villenartige Wohnhaus Klosterweg 6 (um
1900) wurde durch einen großen parkähnli-
chen Garten vom Klosterweg abgesetzt. Den
vielfältig gegliederten zweigeschossigen
Putzbau überragt ein breiter viergeschossiger
Turm.

Bad Bevensen-Medingen, Klosterweg 2, ehem. Amtsgericht, 1541 und Klosterweg 4,
ehern. Richterwohnhaus, um 1800

An der nördlichen Zufahrt liegt der ehemalige
Hof des zweiten Beamten. Neben dem zwei-
geschossigen Fachwerkwohnhaus (Ende 18.
Jh.), das am Westgiebel einmal verlängert
wurde, ist eine wohl etwas später gebaute

flach überwölbte Rundhalle, die sich in den
Kirchenraum öffnet.
Die Kirche ist ein kreisrunder, durch eine hohe
Rippenkuppel überwölbter Zentralbau, der
durch eine umlaufende, konsolengestützte
Empore in zwei Geschosse geteilt wird. Altar,
Kanzel und Orgelprospekt sind übereinander
durch die architektonische Gestaltung in die
Nordseite eingebunden. Die dahinterliegende
Sakristei und der Orgelraum bilden einen dem
Turm an der Südseite entsprechenden Bau-
körper. Das Obergeschoß über den Vorhallen
wird durch den von der Gemeindekirche her
nicht einsehbaren Chor der Stiftsdamen ein-
genommen, der nach Süden durch eine halb-
runde Apsis mit dem Gestühl der Äbtissin ge-
schlossen wird.
Vorhalle und Chor werden durch Gänge um-
schlossen, an welche die innenliegenden Flu-
re der Seitenflügel angebunden sind. Die Sei-
tenflügel mit den Wohnungen der Stiftsdamen
werden durch T-förmig anschließende Quer-
flügel fortgesetzt. In diesen sind im Osten
unter anderem Wirtschaftsräume, im Westen
repräsentative Säle und die Äbtissinnenwoh-
nung untergebracht. Seiten- und Querflügel

Bad Bevensen-Medingen, Kloster Medingen,
ehem. Brauhaus, um 1400

haben Walmdächer. Die Gestaltungselemen-
te des vollständig verputzten Baues sind im
Innern auf Pilaster, Bänder und aufgesetzte
Tafeln beschränkt, am Äußeren auf Rustika-
bänder, Lisenen und Gesimse. Ihre Wirkung
beziehen die Gebäudeteile wesentlich aus der
sorgfältigen Proportionierung. Die in allen De-
tails hervorragend erhaltene Anlage ist vor-
herrschend in gelb und weiß gestrichen.
Bemerkenswerte Ausstattungsgegenstände
sind der goldene Krummstab der ersten Äbtis-
sin Margarethe Puffen (1494) und eine Figur
des Hl. Mauritius, des Schutzpatrons des Klo-
sters (1506, Hermen Worm aus Lüneburg) so-
wie ein Wandteppich (um 1570), die beim
Brand gerettet werden konnten.
Der einzige Rest der mittelalterlichen Kloster-
anlage ist das hinter dem Neubau gelegene
Brauhaus. Das zweigeschossige Backstein-
gebäude wurde unter Probst Johannes Meier
errichet (1396 bis 1416). Die Südseite mit dem
Haupteingang ist als Schauseite gestaltet, in-
dem die Wand im Erdgeschoß durch eine Rei-
he von Stichbögennischen gegliedert wird.
Der massive Ostgiebel wird durch Fenster in
Stichbogenblenden durchbrochen, Anbauten

Bad Bevensen-Medingen, Klosterhof,
Wirtschaftsgebäude, 1668

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