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silberner Korb in rothem Lederfutteral“ genannt. Zu diesen beiden in jeglicher Beziehung
bemerkenswerthen Tassen gehören:

a) 12 Chocolade - Becher von weissem, altem Porzellan mit rothen Blumen - Bouquets auf
massiv silbernen, etwa 22 Cent, im Durchmesser haltenden und stark vergoldeten flachen Tassen.
Nur die Deckeln und Handhaben der Porzellan - Becher sind von Filigran in der Manier der
beiden grossen Körbe. Die hiezu gehörigen 12 Löffel sind ganz von Silber und stark vergoldet.
Die Form der Löffel, so wie das Porzellan, sprechen deutlich für den Schluss des XVIL Jahr-
hundertes.

b) 12 Stück Becher sammt Tassen von altem Lack in chinesischer Manier in Gold auf
schwarzem Grunde. Die Tassen haben 24 Cent, im Durchmesser, und sind 3 '/2 Cent, breit, am
Rande mit Silber-Filigran eingefasst. Wie die Porzellanbecher, so haben auch diese Lackbecher
die Handhaben und Deckeln von einem Filigran gearbeitet, das dem früher angegebenen gänz-
lich gleich ist. Die hiezu gehörigen 12 Löffel sind aus Tigermuscheln geschnitten und mit einem
von geflochtenem Silber gebildeten krummen Stiele versehen. Auch diese Form spricht für das
XVIL Jahrhundert.

c) 12 Stück Becher von Cocosnuss, reich mit Filigran verziert und mit Deckeln und
Handhaben von gleicher Arbeit versehen. Sie stehen auf eben so- vielen, durchgängig von Filigran
geflochtenen Tassen von 23 Cent, im Durchmesser, die eine Art von Untersatz haben, auf
welchem sie jedoch nur einen sehr unsicheren Halt gewinnen. Die hiezu gehörigen 12 Löffel sind
vollkommen den obenerwähnten Muschellöffeln gleich.

Zum Gebrauche sind die hier beschriebenen Gegenstände in hohem Grade unzweckmässig,
wesshalb es den Anschein hat, dass sie nur zum Prunke, zur Ausstattung des grossen Buffets
gedient haben. Dies beweist uns schon der Umstand, dass man namentlich die grossen Körbe
in den verschiedenen Zeiten auch verschieden benannte. So hiessen sie 1695 „grosse Galanterie-
Körbe von silberdurchbrochener Arbeit.“ Damals lagen sie mit dem D. 0. Schatze in der
D. 0. Commende zu Regensburg. Seit 1673 befand sich daselbst der Ordensschatz. Es ist dies
die älteste Nachricht über diese „Galanterie-Körbe“, die, wie oben gesagt, seit 1717 bis 1784
grosse silberne Körbe von Filigran-Arbeit genannt werden. Der Becher und ihrer Tassen geschieht
in keinem Inventare irgend eine Erwähnung, höchstens, wenn man voraussetzen könnte, dass die
zu den Cocosnuss-Bechern gehörigen Untertassen dieselben seien, welche seit 1632 unter der
Bezeichnung: „12 silber und vergoldete durchbrochene Confect-Schalen“ im D. 0. Schatz Vor-
kommen, was jedoch sehr wenig Wahrscheinlichkeit für sich zu haben scheint. Was aus dem 1784
erwähnten „Spielkörbchen von Silber“, oder aus den 1729 angeführten „Spieltellern von Filigran-
arbeit“ geworden ist, sind wir ebenso wenig anzugeben im Stande, wie, woher dieses Dejeuner
stamme, wo, von wem und für wen es gearbeitet wurde. Seit 1695 erscheinen einzelne Stücke
desselben im D. 0. Schatze, obwohl alle die hier angeführten Theile unläugbar aus einer und
derselben Zeit und aus einer und derselben Werkstätte hervorgegangen sind.

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