Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
folger Walther von Kronberg abtrat, war im Verzeichnisse genau angesetzt: „ein vergoldetes
Gefäss zum Salzfass, darin Korallenzinken“, im Inventare von 1606 hingegen schon: „Eine
Korallenzinke auf einem silbernen, vergoldeten Fuss und fünfzehn daran hängende Natterzungen.“
Unsere Zinke hat allerdings nur dreizehn, aber deutlich sieht man den Ort, wo die fehlenden
zwei hingen. Und unter dieser Bezeichnung geht die Korallenzinke durch alle Inventare, bis
1784 bemerkt steht, dass nur noch 11 „versteinerte Zungen“ vorhanden seien, und das Stück
verbrochen in einem Kästlein liege. Die später erfolgte Reparatur ist nur zu deutlich sichtbar,
auch ein Ast abgebrochen, worauf zwei Zungen mit Siegel wachs befestigt. Während der Flüch-
tling des D. 0. Schatzes in Ingolstadt 1659 schätzte man diesen „rothen Korallenbaum mit seinem
silbernen und vergoldeten Fusse und etlichen daran hangenden Atterzungen“ auf 3 Mark 11 Loth
und die Mark zu 16 fl., also auf 59 fl. Man kann von Glück sagen, dass dieses höchst rare Salzfass
bei dem oftmaligen Aus- und Einpacken sich erhalten hatte. 1632 war es in Mainau, dann kam es
nach Rodenegg in Tyrol, 1652 nach Ingolstadt, später nach Regensburg, Nürnberg u. s. w., bis
es 1803 einen sichern Ort in Wien vorfand. Wo und von wem es gearbeitet wurde, kann aus
Mangel eines jeglichen Arbeiter- und Ortszeichens nicht ermittelt werden.

Von blutrothen Korallen, die in der früheren Zeit den rosenrothen vorgezogen wurden,
bewahrt der D. 0. Schatz noch einen Wallfisch mit Jonas im Rachen von 11 Cent, aus dem
Nachlasse des Erzherzogs Maximilian 1619, und von rosenrothen einen St. Sebastian von 13
Cent. Länge. Beide nicht schlecht gearbeitete Stücke sind ziemlich alt; im Inventare von 1619
und 1632 geschieht ihrer schon Erwähnung; im Verzeichnisse von 1656 sind sie auf 8 fl.
taxirt. Sie gehören zu den sogenannten „Raritäten“, wie etwa die aus Monster-Perlen geschnittenen
barocken Figuren. Sie sollen Staunen, Bewunderung erregen, entsprechen aber sehr selten dem
geläuterten Geschmacke.

Dass Korallenzinken auch zu Gabeln benützt wurden, ersieht man aus dem Inventare von
1595. „Ein Korallenzink, daran ein Peron gewest, oben mit einem silbernen und vergoldeten Knopf.
Zween andere Korallenzinken ungefasst,“ aber zur Verzierung der Salzfässer wurden sie nicht wieder
benützt. Im selben Inventare von 1595 kommt ein silbernes Salzfässlein vor mit 4 Fächern und
einem Wappen, 1606 ein silbernes Salzfass, darauf noch 6 andere Stück auf einen Tisch gehörig;
1619 zwölf grosse und eben so viele kleinere silberne vergoldete Salzfässlein sammt den Deckeln;
1632 drei silberne und vergoldete „Salzfässlen“, auf jedem ein Rabe; 1673 zwei silberne, ver-
goldete, viereckige alte „Salzfässer“ mit dem Wappen des Deutschmeisters Hund von Wenkheim im
Gewichte von 2 Mark 12 Loth, die Mark zu 16 fl.; 1698 drei glatte, vergoldete Salzfässer mit
Hess’ Namen und Wappen, 3 Mark 5 Loth schwer.

Da wir einmal von Natter- oder versteinerten Zungen gesprochen, so sei es uns erlaubt,
hier weiter aufmerksam zu machen auf die grosse Beliebtheit dieses Naturdinges. Erzherzog
Maximilian bewahrte unter seinen kostbarsten Gegenständen mehrere Natterzungen und hieher ein-
schlagende Naturproducte, denen man magische Kräfte zuschrieb. Im Inventare von 1619 liest man:
„Eine Natterkron in Gold gefasst, mit Diamanten und Granaten versetzt; item in einem Papier eine
grosse Natterzunge; item in einem schwarzen Papier Elend-Zähne und Elend - Geäder; item ein

ißt
 
Annotationen