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wegen seiner Sprödigkeit bei der Bearbeitung ungemein viel Vorsicht erfordert, und daher in
so grossen Platten selten vorkommt, aufgelegt, und dann mit dem Grabstichel mit jener grossen
Präcision bearbeitet, die das Handwerk an die Kunst streifen lässt. In den Inventaren wird dieser
Obsidian „schwarzer Augstein“ genannt. Und damit der Kunstfreund die Methode des Ciselirens
auch am Gusse wahrnehmen kann, bietet der D. 0. Schatz ein in Silber gegossenes medaillen-
artiges Bild Kaiser Maxim ilian’s I. mit der Legende in römischer Uncialschrift: Caesar . Maximi-
lianus . Pius . Felix . Augustus . Imperator, welches jedoch, leider! durch ein ungeschicktes Putzen
sehr verloren hat. Maximilian ist im Pelzbarette und in der Schaube mit dem goldenen Vliesse ab-
gebildet. Die Adlernase und das lange Haar sind charakteristisch. Da an diesem Gusse die Ueber-
arbeitung von Seite des Ciseleurs nur wenig hervortritt, man aber ein gegossenes Werk um so
höher schätzt, je weniger die Nachhilfe des Letzteren in Anspruch genommen wird; so kann
das Kaiserbild aus der Gleichzeit immerhin unter die gelungeneren Güsse gezählt werden. Es
war im Besitze des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog Maximilian und von ihm in Innsbruck
in der noch vorhandenen Kapsel von Ebenholz sorgfältig mit anderen Kleinodien und Kostbarkeiten,
wie z. B. mit den oben erwähnten Goldbildern, aufbewahrt.

Wie schön und zierlich das XVI. Jahrhundert in Holz zu stechen verstand, dafür spricht
ein kleines Medaillon von Buchsbaum in einer Kapsel von Eichenholz, die Brustbilder des Kaisers
Maximilian und seiner beiden Enkel Karl und Ferdinand darstellend. Die Umschrift zeigt,
dass hier ihre Porträts sind. Ober ihnen schwebt der Reichsadler mit der Kaiserkrone von zwei
Greifen gehalten und mit der Kette des goldenen Vliesses umgeben. Im rechten Spiegelfelde liest
man die Siglen: VE. K.. im Exergue die Jahreszahl MDXXXVI. Dieser Jahreszahl zufolge fällt die
Anfertigung dieser Holzmedaille in die Regierungszeit des Hoch- und Deutschmeisters Walther von
Kronberg und in die des Kaisers Karl V. Da nicht nur die Porträtähnlichkeit, sondern auch das
Oostüm genau dasselbe ist wie auf dem obenerwähnten Silber-Medaillon, so könnte die Frage ent-
stehen, ob nicht ein und derselbe Künstler beide, oder wenigstens das eine nach dem Vorbilde des
andern, gearbeitet habe. Damals, also um 1586, beschäftigte Walther von Kronberg den Mergent-
heimer Medailleur Michael Klein, dem er auf eigene Kosten „das Miinzprobiren und Auf-
ziehen“ in Nürnberg zuerst bei Janenbach und dann bei Pucher lernen liess. Im Jahre 1534
ertheilte er ihm den Auftrag, Formen zu seinen (Walther’s) Schenkpfennigen zu stechen. Im Jahre
1535 ernannte er ihn in Mergentheim zu seinem Münzwardein. Ob die Siglen VE. K. zu lesen
seien: „Verfertigt Klein“, oder anders? wird wohl unbeantwortet bleiben müssen; aber unwahr-
scheinlich • ist es nicht, dass, so gut Walther sich nach Dudik’s „Münzgeschichte des Deutschen
Ritterordens „von Georg Bos 1531 Probeschnitte vorlegen liess, er auch solche von Michael Klein
wird verlangt haben, bevor er ihn mit dem Graviren seiner Münzstempel beauftragt hatte. In’s
Inventar kam das Holzbild erst 1673.

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