Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0013

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lieb, und Lebens - Geschichte. 9
sich Fleisch nnv Blut überwältigen liesse, seinen Be-
gierden den Zaum verhengte, und schändliche Thaten
zum öfftern mit ihr begierige. Wie nun dieses un-
keusche Weibsstücke sich an einem Buhler nicht genü-
gen liesse, sondern derselben unterschiedliche, und zwar
theils mit vielen Verehrungen unterhielte, also bekam
sie auch letztlich die schöne Kranckheit, die bey solchen
Huren nicht ungemein zu seyn pfleget, und machte sel-
dige nachgehends alle ihre Buhler, sonderlich diesen
unglückseligen Filomusen theilhafftig. Filomusus ver,
warlosete im Anfang dieses Übel selber, entweder aus
Unverstand, daß er vermeynte, es hätte nicht viel zu be,
deuten; oder aus Schamhafftigkeit, daß eres keinem
Arhney-Verständigen offenbahren mochte, bis es zu-
letzt sein gantzes Geblüt anfteckte, und dermassen über-
hand nähme, daß keine Hülffe mehr verfangen wolte:
Denn er muste sterben, und in blühender Jugend ein
erbärmliches Ende nehmen.
Kläglich war zwar solcher Fall,' daß dieser Jüng-
ling ein emtziges Kind seiner sehr reichen Eltern, wel-
chen sie zum Trost und Stab ihres Alters erzogen
halten, durch Huren-Liebe jämmerlich umkommen
muste! Kläglich, sage ich, war es, aber dennoch end-
lich, zu verschmerzen, angesehen, er in wahrer Erkännt,
niß Neu und Leid über seiner Sünden, mit festem
Glauben von der Welt abschiede: Ader viel elender
führe mein damahliger Stuben, Gesell, welchen die
Huren-Liebe gleich zur selbigen Zeit nicht nur um das
zeitliche, sondern auch um das ewige Leben brachte,
und plötzlich mit Ach und Weh zur Höllen stürhte!
Dieser ruchlose Mensch, der sein ganhes Leben in al-
ler Gottlosigkeit verzehret, hieng an einer jungen wohl-
A 5 gestal.
 
Annotationen