,i§ Tychanders
gegen Abend in eines der nahe,gelegenen Dvrffer ein-
zukehren, erkühnte ich mich endlich, nach vielen Unter-
redungen Liebmunden, (so hieß sie) zu fragen, nach der
Ursache ihres vorgehabten zweiffelhaftigen Entschlus-
ses, welche, weil sie vermeynte, einen getreuen Gefähr-
den an mir gefunden zu haben, mir den gantzen Ver-
l«tf und Lauf ihres Glückes auf nachUgenve Weise
, «rzehlter
Das 22. Capitel.
LebenS-und Liebes-Geschicht der
Liebmunde.
sBCH bin, sagte sie, Liebmunde, eines vornehmen
Krey-fränckischen von Adel eintzige Tochter. Aber
wo gelang ich hin? was sag ich, baß ichs bin? viel-
mehr bin ichs gewesen: denn durch eignen Muthwil-
len und Leichtsinnigkeit hab ich mich der Kind-chaft,
leyder! verlustig gemacht. Es hatte mich das Glück
mit allem deme, was zu einem ehrlichen und glückli-
chen Leben kan erfordert werden, nicht nur zur Gnüge,
sondern zum Überfluß versehen, und wäre ich wohl eine
recht glückliche Person geblieben, wenn nicht dieses un-
beständiger Wanckelmuth, solche einmahl verliehene
Gaden, wieder vernichtet hätte.
Unferne von meines Vaters Hofe wohnte ein rei-
cher Edelmann, welcher die Schwägerschaft, womit
er meinen Eltern zugethan war, mit vertraulicher
Freundschaft noch mehr verbindlich machte. Dieser
hatte einen eintzigen Sohn, welcher über das ein eini-
ges Kind, und daher auch einiger Erbe war aller künf-
tigen Verlaffsnschaft. Die nahe Nachbarschaft, so
wohl auch beydrrseits Eltern Vertraulichkeit, machte
zwi-
gegen Abend in eines der nahe,gelegenen Dvrffer ein-
zukehren, erkühnte ich mich endlich, nach vielen Unter-
redungen Liebmunden, (so hieß sie) zu fragen, nach der
Ursache ihres vorgehabten zweiffelhaftigen Entschlus-
ses, welche, weil sie vermeynte, einen getreuen Gefähr-
den an mir gefunden zu haben, mir den gantzen Ver-
l«tf und Lauf ihres Glückes auf nachUgenve Weise
, «rzehlter
Das 22. Capitel.
LebenS-und Liebes-Geschicht der
Liebmunde.
sBCH bin, sagte sie, Liebmunde, eines vornehmen
Krey-fränckischen von Adel eintzige Tochter. Aber
wo gelang ich hin? was sag ich, baß ichs bin? viel-
mehr bin ichs gewesen: denn durch eignen Muthwil-
len und Leichtsinnigkeit hab ich mich der Kind-chaft,
leyder! verlustig gemacht. Es hatte mich das Glück
mit allem deme, was zu einem ehrlichen und glückli-
chen Leben kan erfordert werden, nicht nur zur Gnüge,
sondern zum Überfluß versehen, und wäre ich wohl eine
recht glückliche Person geblieben, wenn nicht dieses un-
beständiger Wanckelmuth, solche einmahl verliehene
Gaden, wieder vernichtet hätte.
Unferne von meines Vaters Hofe wohnte ein rei-
cher Edelmann, welcher die Schwägerschaft, womit
er meinen Eltern zugethan war, mit vertraulicher
Freundschaft noch mehr verbindlich machte. Dieser
hatte einen eintzigen Sohn, welcher über das ein eini-
ges Kind, und daher auch einiger Erbe war aller künf-
tigen Verlaffsnschaft. Die nahe Nachbarschaft, so
wohl auch beydrrseits Eltern Vertraulichkeit, machte
zwi-