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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0195

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Lieb-und Lebens-Geschichte.' 191

Augen-Queil gleichfalls eröffnen, und mit denen mei-
nigen ihre Thränen vermischen konte. Nachdem wir
uns solchergestalt ziemlich lang mit Thränen beyde
geladet hatten, ermahnte mich der Fürst von Amutzy,
ich möchte doch meine und ihre Quaal nicht langer
vermehren, sondern vielmehr, weil es ja nicht anders
seyn könte, solchem Elende abhelffen, und was unum-
gänglich seyn müßte, je eher je lieber thun.
Dieses war sie zu leiden gleich willig, und demnach
sie mich noch einmahl geküsiet, auch von dem Fürsten
von Amuhy mit verwunderlicher Standhafftigkeit
Abschied genommen, daneben ihn gebeten, daß uns
beyden ein ehrliches Begräbnißwiederfahrcn, und un-
sre Leiber zusammen möchten gelegrt werden, (denn
sie m-ynete, es wäre des Königs Befehl, daß ich mit
ihr sterben solle: wiewohl ich auch keinen andern
Willen hatte) kniete sie mit frvlichen Geberden nie-
der, reichte mir ihre Brust, dieselbe durchzustossen, dar,
mit Vermahnung, solches standhajAig, und unerschro-
cken, und Hub ihre Augen und Hände gen Himmel,
und bat um ein seliges Ende.
Das zi. Capitel.
Tychander kan aus Liebe und Erbarm
rnnng des Königs Befehl nicht vollbringen.
Wird abtrünnig, und krachtet das Reich
an sich zu bringen.
FsIer war fürwahr ein Jammer-voller Anblick zu
sehen.' Die allerschönste Königliche Prinheßin lä-
ge mit Himmel- angerichteten Augen, so die verblaß-
ten Wangen mit einer Thränen- Fluch nach der an-
dern überschwemmten, auf ihren Knien, und erwarte-
 
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