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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0194

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Tychanders

iZo

den! Ich entsetze mich vor dem Tode nicht, weil ich ,
Noch einen solchen, den ich länge gewünscht, erhalten
kan: denn darum halte ichmichnoch in meinem höch-
sten Unglück vor glückselig, daß, weil ich ja sterden
muß, ich solchen Tod kan von euren Händen empfan-
gen. Ey nun! mein Liebster, so leget doch eure
Schwermüthigkeit gleichmäßig von euch ab, und
brecht mein Hertze nicht weites nm eurem Ssuffzen: !
verbringet vielmehr des Tyrannen Befehl, und Helf-
fet uns beyderftits unsers Jammers ad. Werden
wir gleich eine kleine Weile von einander getrennrt,
wie lang wird es währen? kaum eine Halde Stunde,
so wollen wir uns dorten wieder empfangen, wo wir
des Tyrannen Gewalt entrissen, durch keinen Tod
mehr können von einander gesondert werden.
Nun wohl! ich will mich zum Sterden rüsten.
Empfangt aber doch noch zuerst, mein Schatz, dieses
setzte und einige Pfand meiner Liede, weil mir rin meh-
§ers euch zu geben nun nicht mehr gestattet wird, und
bleibet auch im Tode in eurer Liede, gleich wie ich, be-
ständig. Wie sie dieses sagte, siel sie mir küssend um
Sen Hals mit solcher Liebes,Beuzeugung, daß Ser Fürst
Don Amutzy mir vieler Thränen. Vergiessung sich um-
wandte, weil ihm sein Hertze viel zu wehmükhig wur-
Se, solches länger anzusehen, und ich glaube, wäre
der König zugegen gewesen, er würde, wie tyrannisch
«r auch von Gemüche war, nicht Min zurBarmher-
Higkeik, sondern auch zu Thränen seyn bewogen wor-
den. Ich zwar hatte bisher keine Zähre lassen kön-
mn, weil mein Hertze viel zu beklommen, und meine
Sinne zu bestächet waren: aber nun wurde ich durch
Hre hertzhafftige Rede so wohl in etwas gestärcket, als
Mch durch ihre Umarmung erweichet, daß ich meine
 
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