Dürer, Hieronymus: Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet (Leipzig , Braunschweig, 1742) [VD18 14337118]

Tychanders

warten, sondern sagte, weit er nun wieder gesund wor-
den wäre, müßte er seine Reife desto eiliger fortsetzen,
damit er den Verlust de« gestrigen Tages nachhvlen
könte: satzte sich also auf, und fuhr unerkannt wieder
nach Hause ju.
Dssi2.Capitel.
Den Simo überfällt die Eifersucht,
trnÄiret sein Ehe-Weib übel, wodurch sie
leichtfertige Gedancken überkommet.
«tUf solche Werse, wie gehört, hatte Simo mit seiner
Androfila kaum ein halbes Jahr gehauset, da dr-
AUnte seine zuvor hitzige Liede nicht allein laulich zu
werden, sondern fast gar zu erkalten; er wünschte fast
so sehr jetzund der jungen Frauen wieder loß zu siyn,
als hefftig er sie vorhin begehrt halte. Seine vorher
gepflogne Freundlichkeit ließ er von Tage zu Tage
mercklich fallen, und brachte hingegen den gantzeu
Tag mit knurren, murren und fluchen zu; also daß di»
gute Androfila nun erst gewahr wurde, was es sey,
wenn ein junges Mägdgen einen alten Mann nimmt.
Vorhin ließ er sie nicht nur zärtlich und köstlich in al-
len Dingen halten, sondern spendirte trefflich viel, und
zahlte jeden Kuß mit etlichen Ducaten: Ader nua
blieben solche Schenckunqen ganh zurück, und mußte
sie froh seyn, daß sie die Nothdurfft kriegte, welches
doch auch noch zuweilen hart halten wolte/sintemahk
Simo ihre Liebe mit der Geld,Liebe verwechselt, und
nach alter Leute Manier denen güldnen Venus-Bil-
dern sich gewogner erzeigete, als den lebendigen.
Ob nun zwar solche schnelle Veränderung schwer zu
ertragen war, so hätte sie doch Androfila mit Gebult
über-