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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0028

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s°4 / Lychanders
fordern, und mich darneben so schimpflich abweisen
liesse, als ob ich ein Bettler gewesen wäre, entschlösse
mich deswegen ihrer zu entäusern. Ader verliebter Leute
Zorn ist nur, wie jener Poet sagt, «in« Ernruerung der
Liede: es hatte mich die Liebe dermassen verzaubert,
daß ich, wie ein geblendetes Pferd, rn mein Verderben
rannte, und mich dieses Weib-Stückes nicht emschla-
gen konte, hätte auch mein gantz Vermögen darüber
zu Scheitern gehen sollen. Sie labe mich nur einmal)!
freundlich wieder an, du war der Unwill schon verges-
sen, und war ich nur froh, daß ich wieder konte zu ihr
kommen, wiewohl ich mich niemahls unterstund«, mit
leerer Hand vor ihr zu erscheinen, sondern suchte bald
mit diesem, bald mit jenem raren GMencke, daß ich
möchte ihre Gunst in steter Blüthe erhalten. Wei!
ober solch? Verehrungen nicht eben von so grossem
Werlhe waren, als wie die zwey ersten, und deswegen
ihr nicht viel einzubringen g dauchten, ers-mn das arg-
listige Weid allerhand Nancke damit sie mir das
Geld aus dem Beutel v xierte. Einsmahls schickte sie
ihre Magd zu mir, uns ließ mir klagen, wie fi' ihrer
Mutter beste-' Ring, in welchem ein Demant von 52.
Thalern werth wäre verseht gewesen, verlohren hätte:
Nun befürchtete sie gar s-hr ihrer Mutter Zorn, li-ß
mich deswegen durch die Liebe bitten, die ich zu ihr trü-
ge, ich möchte sie doch jehund nicht verlassen, sondern
ikr 50. Thaler vorstrecken, so wolte sie einen andern
Ring dagegen in die Stelle kauffen, ich solte doS Geld
zum allerlängsten in vierzehen T g«n gewiß wieder
haben. Ich merckte gar wohl, wohin dieses Gedicht
gemeynet war, wüste auch wohl, daß man solchen Per-
sonen lieber etwas verehren soll, als leihen, weil man
doch von einem so viel wieder kriegt, als vom andern.
 
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