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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0041

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Lieb-und Lebens-Geschichte.

tet, und durch feine Bescheidenheit meiner Ungestü-
migkeit gewichen, also baß ich keine Gerechtigkeit, wie
sehr ich auch gewünschet, hätte haben können, mich an
ihn zu reiben. Dieser Filander gieng zu meinen Gläu-
bigern, und beredete dieselben, daß weil sie durch meine
Gefangmß zu ihrer Bezahlung nicht gelangen könten,
sie die Helffte solcher Schuld möchten nehmen, und
mich der Behafftung erlassen, da sie dieses wollen be-
willigen, erböte er sich, solches Geld vor mich zu erle-
gen. Die Gläubiger gedachten auch: Besser etwas,
als gar nichts, nahmen dämm solche Bedingung an,
und wurde ihnen das Geld von Filandern bezahlet.
Hierauf kam er zu mir ins Gefängniß, mir solche gute
neue Zeitung zu verkündigen. Ich erschrack anfäng-
lich seiner Zukunfft nicht wenig, weil ich gedachte, er
würde sich der Gelegenheit gebrauchen wollen,und die
alte Scharten durch Äorwerffung meines Elendes,
und schimpfflichen Reden suchen in etwas auSzuwe-
Hen. Er aber grüssete mich ganh freundlich, beklagte
mein Unglück, satzte sich daneben bey mir nieder, und
gab sein Mittleiden gegen mir mit vielen Worten zu
v . rstehen, welches ich aber boch mulhmaffete, mehr aus
Spott, als aus Ernst zu geschehen. Darnach fieng er
an mit langer, doch gelinder Rede, mir meine grosse
Hoffarth, Stoltz und Ubrrmuth, so ich in meinen
Wohlstände getrieben, wie nicht weniger mein un-
mäßiges und wollüstiges Leben zu Gemüthe zu führen,
weßwegen denn GOtt derHErr mir billig den Brod-
korb anjetzo etwas höher gehänget hätte, auf daß ich
den Unterschied, Gutes und Böses, daraus lernen kön-
te. Er erinnerte mich auch, wie gar grhäßig uud feind-
selig ich mich gegen ihn jederzeit erzeiget hätte, unge-
achtet er mir niemahls U^ache darzu gegeben,sondern
 
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