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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0053

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Lieb - und Lebens - Geschichte.

fürüber. D ieser, wie er mich erkannte, verwunderte
sich erstlich meines so sehr veränderten Glücks, erzehlte
mir darnach, wie meine Mutter vor weniger Zeit im
Gefänaniß gestorben wäre, solches wäre allo zugan-
gen : Es war ein Weib im selben Dorffe, wo ihr er-
ster Mann gehausit, Zaubsrey wegen verbrannt wor-
den, die halte in der Folterung bekannt, wie meine
Mutter aus ihrem Rath hätte ihren ersten Mann im
Bette erwürget, und hernach vorgeben, als wenn er sich
im Brandlewein zu tode hätte gesoffen. Hierauf war
so bald meine Mutter eingezogen, und weil sie solche
That bekannt, zum Schwerdte verurkhcilt worden:
sie war aber solchem zuvor gekommen, indem sie vor
grosser Betrübnis; kurtz vorher gestorben. So gar
darff ihm kein Mensch die Gedancken machen, in sei-
nen Ubelthaten ungestrafft zu bleiben: denn ob schon
die göttliche Rache lange Jahre verzeucht, so erweiset
sie sich doch zu ihrer Zeit, wenn man meynet,daß schon
alles lange vergessen und vergraben fty. Ich will so
wohl solche Beaebenheit, als auch mein Herkommen
etwas weitläufftiger erzehlen, damit mein wunderli-
ches Glück daraus desto besser dekandt werde.
Mein Vater, Lukrander, eines reichen Kauffmanns
Sohn, verlobte sich heimlich mit Androfilen, einer
zwar schönen, doch armen Abstichen Jungfrau, aber
solche Verlöbnis' ins Werck zu stellen, wußten sie kei-
nen Rath. Sölten sie ihr Vorhaben den Eltern offen,
bohren, so wußten sie wohl, daß selbe ihren Willen
nimmer darzu geben würden: Sölten sie die Heycath
wider ihr Wissen und Willen vollziehen, so besorgten
sie, eö möchte das letzte ärger seyn, als das erste. Be-
schlossen doch endlich, den ersten Weg, als den sicher-
sten zu gehen, und zeigten ihr Vorhaben beyde ihren
D El,
 
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