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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0064

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Aller-


und sich solchem Unglücke zu entreissen, und weil kein
ander Mittel vorhanden, so solle er mit etlichen Pfer-
den und Dienern um die Zeit, so sie ihm bestimmte, sich
bey ihres Vaters Wohnung verfügen, so wolte sie ihre
beste Sachen zusammen packen, und so wohl die Ty-
ramin- ihrer Eltern, als feindseligen Liebe des Simo
durch die Flucht entrinnen. Beschlösse demnach sich
seiner Geliebten Glücks und Unglücks hierinnen theil-
haftig zu machen. In solchem Vorsatz nahm er ge-
gen bestimmter Zeit ein paar Knechte und Hand-Pfer-
Le zu sich, und verfügte sich an bedungenen Ort. Hiev
wartete der elende Verliebte mit grossem Verlangen
bie gcmtzr Nacht, und bedachte sich hin und wieder, mit
was freundlichen Worten er seine Androfila empfan-
gen wolle, aber umsonst. Seine Hofnung wurde zu
Wasser, und liesse ihn vergeblich die Widerwärtigkeit
Les Glücks beklagen: denn der Androfilen Eltern hal-
ten, ich weiß nicht aus was Argwohn, hiervon ei-
nen Geruch bekommen, und verwahrten sie demnach
so fleißig, daß es unmüglich war, ihre vorgehabte
Flucht ins Merck zu richten. Mit was vor Trauren
der guteLukrander, der solches wohl argwöhnen konte,
als die Morgendemmerung Nacht und Tag zu schei-
den begunte, wieder unverrichtet nach Hause ritte, ist
leicht zu erachten. Die unglückselige Androfila aber,
als sie spürte, daß nun keine Hülffe mehr vorhanden
wäre, und eö nun nicht anders seyn könte, sie müßte
Len alten Simo freyen, verwilikührte davor lieber den
Tod zu erwählen, und durch eine nicht leicht erhörte
That mit eignen Händen sich zu erwürgen. In sol,
chem Vorsatz schriebe sie mit vielen Thränen,mit wel-
chen st: ihre Dinte vermischte, an ihren geliebten Lu-
trander zu guter Letzte folgendes Valet,Briefgen;

Tychanders
 
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