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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0087

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Lieb, und Lebens,Geschichte» 8z
gesagt, befunde, daß dem Tvdten, wie er nur gereget
wurde, der eingegossene Brandtewein häuffig zum
Halse heraus flösse, und man auch sonst wohl wüste,
daß er dem Brandtewein sehr zugethan gewesen. Sol-
chergestalt blieb diese schändliche That zwar vor Men-
schen Augen verborgen, aber die Rache fand sich doch
zu ihrer Zeit. Androfila sing hierauf so bald an ihrer
lang,begehrten Freiheit, der sie nun nach überstande-
ner Sclaverey war gewähret worden, sich übermäßig
zu gebrauchen: Sie sprunge,sunge, klunge, lebte lustig
und in Freuden, und erzeigte sich auch, da der Mann
noch auf der Bahre stunde, so üppig, daß ihr deßwegen
Nicht eine geringe Nachrede zuwuchse. Weil sie nun,
der Ehe-Stifftung gemäß, einen ziemlichen Theil der
Simonischen Güter zu sich gezogen hatte, und daneben
ein Weib war von ausbündiger Schönheit, funden
sich bald unterschiedliche Freyer, welche sie doch,keinen
andern als Lukrandern begehrend, mit einem höflichen
Korbe von sich wiese, die solchen mit desto grvssermUn-
willen empfiengcn, da sie sahen, daß Androfila nach
kaum verflossnem Viertel Jahre von des Simo Tode
an, damit sie den Titnl der Leichtsinnigkeit mit desto
besserm Recht führen könte, sich ohne jemandes Vor-
dewust mit Lukrandern öffentlich verehlichte. So sehr
hatte sich dieses Mensch in so kurtzer Zeit verändert,
daß, da sie vorher in ihrem Jungfräulichen Stande,
an allen einer Christlichen Jungfrauen anständlichen
Tugenden, keiner im ganhen Lande wiche, nunmehr-
nachdem sie einmahl die Tugend und Zucht aus der
Ache gelassen, nicht mehr bedachte, was Schänd oder
Ehr brachte, sondern nur erntzig, wodurch sie ihre Be-
gierden kunte ersättigen.
Der Androfila Eltern waren zwar mit dieser Hey-
 
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