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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0099

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Lieb/ und Lebens - Geschichte. 9c
lande mich nicht armselig woltr leben lassen, weil es
stracks die erste Nacht, welche ich inTeutschland mich
wiederum befände, mich aus meinem BettebStcmv
heraus risse, und in ein ehrlicher Leben, wiewohl durch
einen wunderlichen Zufall, versetzte. Als ich mich den
gantzen Tag müde gewandert, und gegen Abend die
Herberge suchen wolte, überfiel mich ein solch ungestü-
mes Wetter mit Wind, Schnee, Hagel und Regen
vermischt, daß ich kaum aus den Augen sehen kunte.
Jch kam zu einem Edel-Hof, war aber kein Dorf oder
Bauer,Hütte in der Nähe vabe^ zu finden, und ob ich
gleich bäte, man möchte mir vergönnen, in der Scheu-
ne oder im Stall die Nacht zu liegen, so hielten sie sich
doch viel zu gut, (wie solcher Leute Art ist) einem sol-
chen laufichten Bettler die Hunds,Hütte, geschweige
denn was anders, zum Nacht-Lager einzuräumen.
Weil ich aber bey meinem Blinden schon ziemlich un-
verschämt geworden war, wolte ich mich nicht abwei-
sen lassen, besonder» hielte immerfort länger an, bis
lchlich der Edelmann selber heraus kam, und nachdem
. er mir erstlich einen guten Verweißgabe, daß ich, als
ein junger starcker Kerl, mich aufs betteln legte, wiese
er mir ein grosses wüstes Hauß, sagende,.daß in sol-
chem sich zwar ein Gespenste sehen liesse, hätte aber
doch noch niemanden geschadet, wolte ich im selbigen
d ie Nacht über liegen, so wolte er mirs lassen aufschlies-
sen, und daneben Holtz und Speise zur Nolhdurfft mit
geben lassen. Mir graute zwar wohl etwas, daß ich
an einem so unsicher» Ort die Nacht allein bleiben sol-
le. Gleichwohl wie ich in solchem Wetter nicht konte
auf der Gassen bleiben, und darzu hungerig, durstig,
und erfrohren war, nahm ich solch Erbieten an. Das
Hauß wurde mir geöffnet, Holtz, Licht und Proviant
MN-
 
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