Dürer, Hieronymus: Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet (Leipzig , Braunschweig, 1742) [VD18 14337118]

Lieb, und Lebens-Geschichts m
re durch kein Trauren mehr geändert werden. Wie ich
nun in solcher Schwermüthigkeit die Schweitzerische
Gränhe fast erreichet hatte und eben durch ein kleines
lustiges Hölhgen gienge, hörte ich nicht weit von mir
hinter einem Busch eine klägliche Stimme, als eines
weinendes Weibes: Ich gieng der Stimme nach, bis
ich gar nahe hinzu kam, da hörte ich, wie sie gar lieblich,
doch etwas bebend, und mit einer traurigen Weise an-
fienge zu singen: Wie ich solches hörte, stunde ich still,
damit ich sie durch meine Gegenwärtigkeit nicht möch-
te irre machen, wo ich näher hinzu träte, und hörte dem
Liede zu, welches sie also vorbrachte:
^Ren-vergeßner Döftwicht! komm und schaue
mein Abscheiden; schau, wie mir mein Her-
rze bricht laß sich deine Augen weiden: weil dir
doch jetzt auf der Erden nichres kan gewünsch-
ter werden.
2. Romm und siehe deine Lust wie die Rü-
ge! wird durchdringen / die durch dich verletzte
Brust die du pflegtest zu besingen und den Lil-
ien, wenn sie blühen, ofr vor diesem vorzuziehen.
z. Doch freu dich nur nicht zu sehr dieser Thar,
Daß du vernichtet einer schwachen Jungfer Ehr,
und sie letzt zu Grab gerichtet! Glaub, die Ra-
che solcher Sünden wird dich zehn-gedoppelt
finden.
4» Ich zwar sterb nicht ohne Schuld, ich er-
kenne mein Verbrechen daß ich durste meme Huld
gegen den so leichte schwächen, der mich liebte als
stin Leben, und sie dir hingegen geben.
s. Doch diß sey dahin gestellt! von dir wird
'dieRach nicht bleiben; Dich wird in bergan-