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Dürer, Hieronymus
Das Wandelbahre Glück: in einer angenehmen und wahrhafften Liebes- und Lebens-Geschichte des verkehrten und wieder bekehrten Tychanders, vorgestellet — Leipzig, Braunschweig, 1742 [VD18 14337118]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33697#0179

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Lieb-und Lebens-Geschichte. 17s
Hs, ihr bey dem erzürnten Könige Gnade zu erlangen-
wie grosse Liebe er auch gegen mich trüge, in Ansehung
erste durch das gantze Reich mit höchstem Eyftr suchen
ließ, und demjenigen, der sie vffendahren, oder vor ihn
bringen würde, eine so grosse Belohnung verhiesse, als
grosse Straffe er denen, so sie verborgen hielten, dräue-
te. Nichts destoweniger blieb ich hinbongeseht aller
drauf stehenden Gefahr bey meinem Entschluß, sie zu
verbergen, so lang ich könte, bis entweder das Glück
eine solche Gelegenheit an die Hand gäbe, daß ich sie
könte bey dem König aussöhnen, oder auch, wenn ich
sehe, daß alle Hoffnung hierzu verlshren wäre, daß ich
alödenn samt ihr aus dem Reiche entwiche, und mich
unter des Türckischen Kaysers Schuh begebe. So
starck herrschten in mir meine Begierden, so brünstig
war meine Liebe, daß ich viel lieber alle meine Herrlich-
keit, die ich allhier hatte, als diese geliebte Prinheßin
verlassen wolte, und lieber mit ihr im Elends als ohne
sie in Fürstlichen Ehren leben.
Diesemnach begab ich mich, so bald ich nur vom
Hofe Abschied erlangen konte, ungesäumt zu ihr, wel-
che Anfangs über meiner Zukunfft zwar erschraÄk, weil
sie nicht wüste, zu was Ende solches geschähe, nachge-
henbö aber, wie ich sie versicherte, daß ich viel eher
mich selber erwürgen, als gestatten wolle, daß ihr ein-
hig Leid wiederführe,bedanckte sie sich gegen mich mit
so beweglicher Rede, und dabey nicht geringer Liebes-
Bezeigung, daß, wenn ich sie gleich vorhin nicht gelie-
bet, doch alleine dadurch sie zu lieben, und vor ihre
Wohlfahrt die meins aufzusetzen gnugsam hätte kön-
nen gereitzet werden. Ich brachte schier keine eintzigS
Stunde ohne ihre Gesellschafft zu, und befand mich
durch ihre Gegenwart so vergnüget, daß ich diese Ein-
 
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