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Kolben, Hellebarden und Degen gefochten, und die Vertheidiguttg
des Schlosses besorgt hatten, welche der Marchese di Pescara, sein
Bruder Don Giovanni D'Avalos und Don Giorgio Mariquez
waren, 2 Amazonen führten sie zu dem Kanal, aus welchem eine
kleine hölzerne Brücke hervorstieg, die hinter ihnen wieder hinab-
sank. Wenn sie nun unter den Bogen der treuen Liebenden ge-
kommen waren, so blies eine Statue von Bronze, welche auf dem
Bogen stand, zur Ehre des Siegers, und warf viele Blumen über
ihn^ weiter kam er in ein großes Gewölbe, wo man von beyden
Seiten mit vielen Degen nach ihm stach, ohne daß er sah, wer es
that, dann vackte ihn eine große Hand und führte ihn in einen'
Saal, der Sckal des Apollidons und der Krimanessa genannt, oder
das bezauberte Gefängniß, verlor aber der Ritter im Streit, so
führten ihn die beidest Amazonen dahin, wo die Brücke nicht in
die Höh stieg und die Statue goß Feuer und Flammen aus ihrer
Trompete, worauf er von den Teufeln in des Malespini Hölle ge-
schleppt wurde. Die Brücke aber, welche aufsteigen und wieder
untersinken mußte, kostete ein gut Stück Arbeit, und Aretino hatte
mit vielen geschickten Leuten manche Stunde darübrr zugebracht.
Da das Kunstwerk zu seiner Vollkommenheit gelangt war, banden
sie's unter dem Wasser mit einigen Stricken, bis einige eiserne
Schrauben fertig wurden, die es in Sicherheit halten sollten,
Aretino aber war sehr ermüdet, und bat daher den Malespini
damit er ein wenig ausruheu könne, die fernere Arbeit zu betrei-
ben, vor allem aber band er ihm jene Brücke auf die Seele, daß
ja niemand sie belaste, denn sie würde sonst in tausend Stücken
zerspringen, alle Federn würden zerbrechen und er müsse dann
morgen den letzten Tag vor dem Feste alle seine Arbeit wiederho-
len. Malespini, der für diesen Abend die Wache hatte, sagte ihm
schlafen zu gehn und für nichts zu sorgen. Unermüdet, mit einem
Stück Holz in der Hand, strich er unter den Arbeitern umher und
sagte: Courage, Courage, meine Brüder, hinunter mit dem
Stückchen Arbeit, was noch übrig ist, und dann beschleunigte er
sie dann und wann, wie es einmal der Gebrauch geworden war,
mit dem Stücke Holz. Es mochte ungefähr 2 Uhr des Nachts senn,
als plötzlich auf dem Theater eine Menge brennende Fackeln er-
schienen, und hinter ihnen viele Fürsten und Herrn. Der Males-
pini in höchster Angst, abermals erzählen zu müssen, was er schon
tausendmal wiederholet, versteckte sich hinter die Hölle. Unter
diesen Herrn war der Cardinal Matruggio, der Herzog von Parma,
der von Mantua, der Marchese di Pescara, und viele andere.
Nachdem sie alles gesehen, begaben sie sich nach dem Kampfplatz,
und unterhielten sich miteinander. Nicht weit von ihnen blieb der
Herzog Wilhelm mit einigen andern Herrn zurück, und ging hin-
ter die Gittern eines Säulengangs, der gerade an dem Fluß hin-
lief, wo sich die kleine Brücke befand. Nun weiß ich nicht, wie es
ihm in den Sinn kam, einen von jenen Stricken, mit welchen sie
angebunden war, zu ziehen, und sie aus dem Wasser hervorsteigen
zu lassen. Da er aber von ohngefähr einen zog, der gar nicht
nöthig war, so brach und platzte alles auseinander, und die Brücke
fuhr so ungestümm in die Höh, daß sie das Wasser weit um sich
her schmieß. Malespini, de» das Geräusch hörte, lies in einer
Todesangst hin. Die Brücke war aus dem Wasser, aye die müh-
samen Federn waren zerbrochen, alles was ihm der Arertuo so sehr
auf die Seele gebunden, war zerstört. Dieses erfüllte ihn mit sol-
chem Zorn und mit einer solchen Wuth, und da er niemals den
Herzog gesehen und ihn auch nicht gekannt hatte, und da er einen
jungen bucklichten Menschen, dem das Kleid auf die halben Beine
hing, blos mit 2 oder Z Begleitern sah, so glaubte er es sey viel-
leicht irgend ein Diener jener Prälaten, oder jemand anders aus
der Stadt, der sich mit diesen Fürsten und Herrn, wie es denn

ost geschieht, in den Theatern hinein gedrängt habe, wüthend
hob er das Stück Holz in die Höh, das er in der Hand harre, und
sagte, da er ihn unbärtig sah: Du ruppiger Hundejunge, ich weiß
nicht, wer mich hält, daß ich dir nicht mit diesem Holz deinen
spitzen Kopf einschlage, daß du und der die schwere Noth kriegten,
der dich hieher gebracht r Und ist es wahrlich ein groß Wunder,
daß er nicht drauf losgeschlagen , aus zwei Ursachen: erstens weil
die Sache so wichtig war, zweitens weil er eine sehr flinke und
leichte Hand zum prüglen an obgenannten faulen Schlingeln crhah
ten hatte. Der Herzog und seine Begleiter steckten diesen Gruß
stillschweigend ein, und waren froh, noch so weg zu kommen; er
aber ging brummend und zischend, wie eine giftige Schlange, zum
Marchese, den er an der Stimme erkannt hatte, und sagte, ihm
den Bucklichten zeigend: Nun seht, gnädiger Herr, was für eine
Art Leute man hier her läßt, kommt mit und seht, wie sie eine
Brücke, das künstlichste Werk bei der ganzen Anstalt, in tausend
Stücken zerbrochen, und da will der Herzog dann immer, man
sott fertig werden. Während er so sprach, kam der Bucklichte
heran, und die ganze Gesellschaft beugte sich so tief vor ihm, daß
er der Atteransehnlichste unter ihnen war — o armer Malespini —
ihr könnt euch denken, wie ihm zu Muthe war, als er sah, wie
er den Herzog einen Hundejungejr, und das höchste Haupt einen
Spitzkopf genannt. Ich weiß wohl, wie ihm zu Muthe war, wie
er erbleichte, wie sich die ganze bezauberte Insel mit ihm herunr-
drehte; er stand da ganz vernichtet, und das Blut gerann ihm in
den Adern. Als der Herzog unrer den Fürsten und Edelleuten sich
sicher glaubte, und den Malespini noch immer mit seinem Stück
Holz in der Hand neben dem Marchese stehen sah, sprach er:
Wahrhaftig, meine Herren, ich dürfte immer morgen ein Tedeum
singen lassen, daß ich jenem dort mit heiler Haut entkommen bin;
denn ich hatte große Angst, er möge mich mit seinem Stück Holz
an der verfluchten Brücke heute so zudecken, daß mir alles Kämpfen
auf morgen und ewig überflüssig gewesen wäre. Dann sprach er
zu dem halbtodten Malespini: Verzeiht mir Bruder, ich muß ge-
stehen, das Unrecht ist ganz auf meiner Seite. Malespini stam-
melte einige Worte, und der Herzog klopfte ihm freundlich auf
die Schulter und sagte ihm nochmals, er verzeihe ihm, worauf
die Herrn scherzend sich nach dem Schloß begaben. Malespüü
blieb dennoch sehr erschrocken, erzählte dem Aretino die Sache,
und da dieser die Brücke leicht herzustellen fand, Malespini aber
gar nicht zu trösten war, gieng der Ritter vor den Herzog und
sprach: Eure Ercelleuz hat mehr an dem armen Malespini zer-
brochen, als an der Brücke, er ist nicht zu trösten, und ist mir
bange um ihn. Da ließ ihn der Herzog rufen und sagte: Aretino
sagt mir, daß ihr noch immer zornig auf mich seyd, wahrlich ich
hatte Unrecht, ich kenne die Last, die auf euch liegt, ihr habt eS
mit den Teufeln zu thun; verzeiht mir, und laßt uns Friede hal-
ten, Friede, Friede. Malespini heulte beynah, und bat nochmals
sehr um Verzeihung, und sodann gingen sie beyde, das Wenige,
was noch zu verrichten blieb, anzuordnen.
Das Fest begann, die kühnen Ritter hatten tief in die Nacht
gekämpft, und der Marchese Pescara bereits drei in den Sand ge-
streckt, unter diesen nun war ein Edelmann von Ferrara, der als
Besiegter von den Teufeln garstig empfangen, und in die Hölle
geschleppt wurde; er hatte einen solchen Schlag auf den Helm be-
kommen, daß sie ihm schier die Nase abrissen, um ihm den Helm
abzunehmen, und da er von dem Marchese besonders empfohlen
war, wurde er durch den schllmmsten Eingang in die Hölle gestost
sen, unsäglich waren die Qualen und Neckereyen mit Kunstfeuem
und Knallen, und Schießen, die ihn fort trieben, his er unversehens
in den Rachen Plutons stürzte, wo er sicher erwartete, den HalS
 
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