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gegen fehlt in der Sage der ganze im Bolksbuche nun folgende
Kampf mit dem Drachen und dem Riefen, und es lenkt dafür das
Gedicht nieder in den Strom ein, auf dem es bisher fortgezogen,
und spricht von len Niflungenhelden Gunnar, Gernoz, Giß-
ler, Söhne des Königs Aldrian und Hogne ihrem Halbbru-
der, den einst ein geheurer Geist mit ihrer Mutter Oda erzeugte
Hogne (der Grimme in der nordischen Sprache) wird auf
eine solche Weifte hier beschrieben, daß man leicht den Hagene
des Epos in ihm erkennt: schwarzes Haar, straff und etwas kraus,
länglichtes Gestcht, starke Nase, breite SLugenbraunen, schwarzer
Barr, die Haut braun gefärbt und fest, das Ansehen wild, das eine
Auge (an dem andern war er int einemMiheren Kampf erblindet)
schrecklich und furchtbar anzusehen, der Körper colossal, in seiner
Rüstiurg Ehrfurcht gebietend, kräftig, in jeder Leibesübung ge-
wandt, im Zweykampf und in der Schlacht gleich wacker, dabey
klug, vorsichtig, verschlossen, düster, zornig, in allem was er be-
gann, entschlossen, einfach, streng und ernst, sein Schild silbern
mit rorhem Adler. Alle vier Helden vom Rheine ziehen gleich-
falls nach Verona zu Dieterichs Hoflager hin, und so hat
sich denn null mit ihnen der Zodiacus um den Berner her ge-
schlossen; die zwölf Kämpen, die stch zu ihm gesammelt, bilden
gleichsam so viele Sternbilder des Heroisms und der Tapferkeit,
durch die Heracles wie die Sonne auf ihren Bahnen wandelt.
Neben dem gleichzeitigen britanischen Kreise Arturs und der
Tafelrunde, steht hier ein anderer rein Gothischer, der später
erst den folgenden Fränkischen von Carl dem Großen und
feinen Paladins trägt, während er selbst wieder dem Othin und
den zwölf nordischen Göttern; den zwölf Athleten und Veresen-
kern der nordischen Könige, Christus und seinen zwölf Apo-
steln'; den zwölf Göttern (Consentes) der Römer und Griechen,
und endlich ganz zu unrerst dem uralten Narurmythus der Sonne
mit ihren zwölf Häusern aufgesetzt erscheint. Und es suchen die
Helden einen würdigen Gegenstand, an dem sie ihre Kraft üben
mögen. Da erzählt der vielerfahrne Herbrand ihnen vom Kö-
nig Jsung aus Bertangaland *) und seinen ihm gleichen eilf
Söhnen sammt Sigurd sw en, wie besser noch ihre Schwerdter,
stärker noch ihre Rosse als die Eigenen seven, und sie selbst noch
heldenmüthiger als Dieterichs Schaar. Dieser beschließt den
Zug, um mit ihnen sich zu messen, und nachdem Vid gaben
Riesen Etgeir geschlagen, der den Wald an der Gränze hüthet,
Wird Jsung von den Helden zum Kampf gefodert, und es wird
gestritten Mann gegen Mann wie zu Worms im Rosengarten,
nur daß die Berner meist unglücklich kämpfen, und Hildebrand,
Heimer, Hogne, Sintram, Günther gebunden werden,
bis sie Detlef und Vidga glücklicher durch ihren Sieg wieder
in Freyheit setzen. Zuletzt kämpft Dieterich mit Siegfried,
und nur das Schwerd Nagelring verschaft ihm nach dreymal wie-
-erholtem Streite endlich den Sieg, Md Sigurd folgt als
*) Angeln ohne Zweifel zwischen Sachsen und Jütland um
Schleßwig her, AltengelLand genannt, weil von dort aus
um dieselbe Zeit («455) die Angelsachsen ihren bekannten Zug
nach Britannien unternommen, der eben Stoss zu-en Gö
-iS^ri über die Tafelrunde hergezebtn^
Waffengenoß dem Sieger. ES kehren die Heiden nun jeder in
sein eigen Land zurück, Sigurd verbirrdet sich mit Chrimhildit
im Niflungaland, er freyt Günthern dann die Brynhil-
dis, woben der Kampf zwischen dieser Löwenjungfrau und ihm,
wie sie die Nibelungen erzählen fehlt, wohl aber die Szene in der
Hochzeirnacht sich findet. Weiter folgt eine Episode über die Feind»
schaft zweyer Grafen mit Salomon König von Franken und
dem Wildschaden im Walslungawald, den sie wechselseitig
einander zufügen, eine Erzählung, die gleichfals wieder einen
eigenthümlichen Character ferner Zeiten trägt. Die Darstel-
lung der Jntriguen des Srfka folgt weiterhin, und seiner
Rachsucht, die den König Ermenrek von Rom verleitet, daß er
feine eigenen Söhne hinopfert; seine Neffen, die beyden Söhne
des Orlungatrost, die unter Vidga's Hut stehen, ermorden
läßt, worauslsich, verglichen das hier Beygebrachte mir dem,
was die Einleitung des Heldenbuches skizirt, ergiebt, daß Vidga
der treue Eckard, in der Folge Hüter des Venusberges ist,
Sifka aber dort der getreue Sibich, und Trelinburg am
Ufer des Rheines, Vidgas Wohnung und der Harlinge im
Elsaß unweit Breysach gesucht werden muß. Endlich überzieht
Ermentrek auch Dieterichen mit Krieg, und vertreibt ihn
aus seinem Königreiche. Dieser sucht Schutz im Hunnenland
bey Attila, und schlägt mit mehreren seiner Helden während
dreißig Jahren seine Kriege mit gegen Osantrix in Wilkina-
land, gegen die Riesen und alle Feinde Attila's. Ein Versuch
fein Königreich mit Hülfe der Hunnen wieder zu gewinnen,
mislingr, und Attila's beyde Söhne werden in der Schlacht
mit Ermenreck getödter; Erka, Atrila's Gattin stirbt, und
nun beginnt die Niflungafaga fortschreitend in der Fabel, wie
das tentsche Epos, und im letzten Theile wie die nordischen Lioths
über diesen Gegenstand: Günther in Vernieia statttWorms;
der Streit der beyden Weiber, Sigurds Tod an der Quelle,
Attila's Werbung um die Wittwe, die Einladung der burgundi-
schen Helden nach Hunnenland, ihre Reise zunächst bis dahin, wo
Rhein und Duna (Donau) Zusammenkommen, *) die wahrsa-
genden Meerweiber, der Margraf Rodinger, das Gemetzel,
alles hier wie dort nur hin und wieder etwas abweichend erzählt;
der Tod Günthers im Kerker, Hogene durch Dieterich ge-
fangen , aber erst nach einigen Tagen sterbend, nachdem er vorher
einen Sohn Aldrian erzeugt, der in der Folge den Tod seines
Vaters an Attila dadurch rächt, daß er den Habsüchtigen in den
Berg bey den Nibelungenhort einsperrt, und ihn dort umkommen
läßt. Den Schluß macht endlich Dieterichs Rückkehr in sein
Reich nach Ermenricks Lode, und seine Bekehrung zum Chri-
fteuthunr.
*) Die Niflungen fahren nun alle ihren Weg, bis sie dahin
kommen, wo der Rheinstrom und die Donau sich verbinden,
und es war sehr breit dort, aber sie fanden keine Scknffe für
sich." Diese merkwürdige Stelle scheint darauf hinzudeuten,
-aß diese Gedichte ihren ersten Ursprung in jener alten Zeit
gehabt haben mögen, wo man noch glaubte der Ist er,
Rhenos, Eridanos und Rhodanos seyen miteinan-
der verbunden, und bildeten nur einen Strom, -er ganz
Europa -er tzänge nach -urchschnitt.
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gegen fehlt in der Sage der ganze im Bolksbuche nun folgende
Kampf mit dem Drachen und dem Riefen, und es lenkt dafür das
Gedicht nieder in den Strom ein, auf dem es bisher fortgezogen,
und spricht von len Niflungenhelden Gunnar, Gernoz, Giß-
ler, Söhne des Königs Aldrian und Hogne ihrem Halbbru-
der, den einst ein geheurer Geist mit ihrer Mutter Oda erzeugte
Hogne (der Grimme in der nordischen Sprache) wird auf
eine solche Weifte hier beschrieben, daß man leicht den Hagene
des Epos in ihm erkennt: schwarzes Haar, straff und etwas kraus,
länglichtes Gestcht, starke Nase, breite SLugenbraunen, schwarzer
Barr, die Haut braun gefärbt und fest, das Ansehen wild, das eine
Auge (an dem andern war er int einemMiheren Kampf erblindet)
schrecklich und furchtbar anzusehen, der Körper colossal, in seiner
Rüstiurg Ehrfurcht gebietend, kräftig, in jeder Leibesübung ge-
wandt, im Zweykampf und in der Schlacht gleich wacker, dabey
klug, vorsichtig, verschlossen, düster, zornig, in allem was er be-
gann, entschlossen, einfach, streng und ernst, sein Schild silbern
mit rorhem Adler. Alle vier Helden vom Rheine ziehen gleich-
falls nach Verona zu Dieterichs Hoflager hin, und so hat
sich denn null mit ihnen der Zodiacus um den Berner her ge-
schlossen; die zwölf Kämpen, die stch zu ihm gesammelt, bilden
gleichsam so viele Sternbilder des Heroisms und der Tapferkeit,
durch die Heracles wie die Sonne auf ihren Bahnen wandelt.
Neben dem gleichzeitigen britanischen Kreise Arturs und der
Tafelrunde, steht hier ein anderer rein Gothischer, der später
erst den folgenden Fränkischen von Carl dem Großen und
feinen Paladins trägt, während er selbst wieder dem Othin und
den zwölf nordischen Göttern; den zwölf Athleten und Veresen-
kern der nordischen Könige, Christus und seinen zwölf Apo-
steln'; den zwölf Göttern (Consentes) der Römer und Griechen,
und endlich ganz zu unrerst dem uralten Narurmythus der Sonne
mit ihren zwölf Häusern aufgesetzt erscheint. Und es suchen die
Helden einen würdigen Gegenstand, an dem sie ihre Kraft üben
mögen. Da erzählt der vielerfahrne Herbrand ihnen vom Kö-
nig Jsung aus Bertangaland *) und seinen ihm gleichen eilf
Söhnen sammt Sigurd sw en, wie besser noch ihre Schwerdter,
stärker noch ihre Rosse als die Eigenen seven, und sie selbst noch
heldenmüthiger als Dieterichs Schaar. Dieser beschließt den
Zug, um mit ihnen sich zu messen, und nachdem Vid gaben
Riesen Etgeir geschlagen, der den Wald an der Gränze hüthet,
Wird Jsung von den Helden zum Kampf gefodert, und es wird
gestritten Mann gegen Mann wie zu Worms im Rosengarten,
nur daß die Berner meist unglücklich kämpfen, und Hildebrand,
Heimer, Hogne, Sintram, Günther gebunden werden,
bis sie Detlef und Vidga glücklicher durch ihren Sieg wieder
in Freyheit setzen. Zuletzt kämpft Dieterich mit Siegfried,
und nur das Schwerd Nagelring verschaft ihm nach dreymal wie-
-erholtem Streite endlich den Sieg, Md Sigurd folgt als
*) Angeln ohne Zweifel zwischen Sachsen und Jütland um
Schleßwig her, AltengelLand genannt, weil von dort aus
um dieselbe Zeit («455) die Angelsachsen ihren bekannten Zug
nach Britannien unternommen, der eben Stoss zu-en Gö
-iS^ri über die Tafelrunde hergezebtn^
Waffengenoß dem Sieger. ES kehren die Heiden nun jeder in
sein eigen Land zurück, Sigurd verbirrdet sich mit Chrimhildit
im Niflungaland, er freyt Günthern dann die Brynhil-
dis, woben der Kampf zwischen dieser Löwenjungfrau und ihm,
wie sie die Nibelungen erzählen fehlt, wohl aber die Szene in der
Hochzeirnacht sich findet. Weiter folgt eine Episode über die Feind»
schaft zweyer Grafen mit Salomon König von Franken und
dem Wildschaden im Walslungawald, den sie wechselseitig
einander zufügen, eine Erzählung, die gleichfals wieder einen
eigenthümlichen Character ferner Zeiten trägt. Die Darstel-
lung der Jntriguen des Srfka folgt weiterhin, und seiner
Rachsucht, die den König Ermenrek von Rom verleitet, daß er
feine eigenen Söhne hinopfert; seine Neffen, die beyden Söhne
des Orlungatrost, die unter Vidga's Hut stehen, ermorden
läßt, worauslsich, verglichen das hier Beygebrachte mir dem,
was die Einleitung des Heldenbuches skizirt, ergiebt, daß Vidga
der treue Eckard, in der Folge Hüter des Venusberges ist,
Sifka aber dort der getreue Sibich, und Trelinburg am
Ufer des Rheines, Vidgas Wohnung und der Harlinge im
Elsaß unweit Breysach gesucht werden muß. Endlich überzieht
Ermentrek auch Dieterichen mit Krieg, und vertreibt ihn
aus seinem Königreiche. Dieser sucht Schutz im Hunnenland
bey Attila, und schlägt mit mehreren seiner Helden während
dreißig Jahren seine Kriege mit gegen Osantrix in Wilkina-
land, gegen die Riesen und alle Feinde Attila's. Ein Versuch
fein Königreich mit Hülfe der Hunnen wieder zu gewinnen,
mislingr, und Attila's beyde Söhne werden in der Schlacht
mit Ermenreck getödter; Erka, Atrila's Gattin stirbt, und
nun beginnt die Niflungafaga fortschreitend in der Fabel, wie
das tentsche Epos, und im letzten Theile wie die nordischen Lioths
über diesen Gegenstand: Günther in Vernieia statttWorms;
der Streit der beyden Weiber, Sigurds Tod an der Quelle,
Attila's Werbung um die Wittwe, die Einladung der burgundi-
schen Helden nach Hunnenland, ihre Reise zunächst bis dahin, wo
Rhein und Duna (Donau) Zusammenkommen, *) die wahrsa-
genden Meerweiber, der Margraf Rodinger, das Gemetzel,
alles hier wie dort nur hin und wieder etwas abweichend erzählt;
der Tod Günthers im Kerker, Hogene durch Dieterich ge-
fangen , aber erst nach einigen Tagen sterbend, nachdem er vorher
einen Sohn Aldrian erzeugt, der in der Folge den Tod seines
Vaters an Attila dadurch rächt, daß er den Habsüchtigen in den
Berg bey den Nibelungenhort einsperrt, und ihn dort umkommen
läßt. Den Schluß macht endlich Dieterichs Rückkehr in sein
Reich nach Ermenricks Lode, und seine Bekehrung zum Chri-
fteuthunr.
*) Die Niflungen fahren nun alle ihren Weg, bis sie dahin
kommen, wo der Rheinstrom und die Donau sich verbinden,
und es war sehr breit dort, aber sie fanden keine Scknffe für
sich." Diese merkwürdige Stelle scheint darauf hinzudeuten,
-aß diese Gedichte ihren ersten Ursprung in jener alten Zeit
gehabt haben mögen, wo man noch glaubte der Ist er,
Rhenos, Eridanos und Rhodanos seyen miteinan-
der verbunden, und bildeten nur einen Strom, -er ganz
Europa -er tzänge nach -urchschnitt.